Konsens, Kontroversen und eine Ehrung in Neuköllns BVV

rathaus neukölln_amtsgericht neuköllnDie Tagesordnung der Neuköllner Bezirksverordne-tenversammlung ist um zwei Buchstaben länger geworden, seit Heinz Buschkowsky von Dr. Franziska Giffey im Rathaus abgelöst wurde. „Die Bürgermeisterin hat das Wort“ heißt es nun zwischem Geschäftlichem und Entschließungen. Bei der BVV-Sitzung am vergangenen Mittwoch konnte Giffey (SPD) den Kommunalpolitikern unter diesem Programmpunkt gleich von zwei brand-aktuellen Ereignissen berichten: Am Vormittag war Neukölln von einer Gruppe ehemaliger Bundes- tags- und Europaparlamentarier besucht worden, und der Hauptauschuss des Abgeordentenhauses hat gerade Gelder für den Erweiterungsbau des Campus Rütli freigegeben, so dass die Bagger jetzt rollen können.

Stillstand stattdessen bei der Schaffung weiterer Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge im Bezirk. Um endlich den von der SoWo Berlin geplanten Bau einer Flüchtlingsunterkunft in der Karl-Marx-Straße 278 anzuschieben, Weiterlesen

Hilfe anbieten, ohne Scham zu bewirken

aktion alpha-kompetenz_berlin-neuköllnMeist reichen schon Kleinigkeiten, damit  Unbehagen in Angst umschlägt: mit Schriftstücken übersäte Schau- fenster oder Kugelschreiber und Formulare direkt neben der Eingangstür. Es sind Signale, die abschreckend wirken – auf alle, die nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben können. Also auf etwa 28.000 Men- schen, die in Neukölln leben, oder mehr als 300.000 Berliner. Gedanken über die Wirkung solcher Alltäg- lichkeiten macht sich aber kaum jemand, weil das Thema Analphabetismus im Bewusstsein derer, die lesen und schreiben können, häufig die Relevanz einer Marginalie hat. Zu unvorstellbar ist ein Leben in einer Parallelwelt ohne diese Fertigkeiten.

So ergeht es zum Leidwesen der Betroffenen auch vielen, die bei ihrer Arbeit in sozialen oder kulturellen Einrichtungen, Ämtern, Arztpraxen und medizinischen Bera- tungsstellen häufig mit funktionalen An-Alphabeten zu tun haben. Insoweit unter- scheidet Neukölln sich nicht von anderen Berliner Bezirken – und Weiterlesen

Drei für Neubritz

Der Reuterkiez ist bekannt, der Richardkiez auch, ebenso der Rollberg-, Schiller- und Körnerkiez. Fragt man Neuköllner jedoch nach Neubritz, könnte es mit der Antwort schon ein wenig länger dauern. Möglicherweise braucht die sogar nur Gesten statt Worte: ein Achselzucken oder irritierte Blicke.

Dieses Problem ist auch den Neubritzern bestens bekannt. Einer davon ist Bertil Wewer (2. v. r.): „Der Kiez wird gerne über- sehen“, weiß er.  Dabei hat das Gebiet Ausmaße, die mit der Fläche anderer Quartiere locker mithalten können. Nördlich wird es von der Ringbahn begrenzt, südlich vom Teltowkanal, öst- lich von der Karl-Marx-Straße/ Buschkrugallee und im Westen von Hermannstraße und Britzer Damm. Um das Übersehen zu erschweren, mehr Aufmerksamkeit auf den Kiez zu lenken und die Lebensqualität der Anwohner zu verbessern, wurde vor gut 2 1/2 Jah- ren der Verein proNeubritz gegründet.

Doch jetzt wollen die Neubritzer so richtig durchstarten und dafür sorgen, dass künftig auch in der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mehr über ihren Kiez gesprochen als geschwiegen wird. Die Berlin-Wahl am 18. September soll’s richten, und die Weichen dafür sind vorbildlich gestellt: Mit Bertil Wewer, Bernd Szczepanski (2. v. l.) und Mahwareh Christians-Roshanai (l.) haben es gleich drei der Neubritzer Aktivposten in die Top Ten der BVV-Kandidatenliste der Neuköllner Grünen ge- schafft, die von Jugendstadträtin Gabriele Vonnekold (r.) angeführt wird.

=ensa=