Trauerfeier für Michael Anker am Richardplatz

Sozialist, Kommunalpolitiker, alleinerziehender Vater, Fotograf und überzeugter Rixdorfer: Michael Anker, Jahrgang 1957, war in vieler Hinsicht sein Leben lang in Neukölln verwurzelt. Bei einer Trauerfeier auf dem Hof von Kutschen Schöne wurde gestern Mittag am offenen Sarg endgültig Abschied von Michael Anker genommen, der am 13. Oktober seiner zweiten Krebserkrankung erlag. Tochter und Ehefrau, Partei- und Fraktionsmitglieder der Neuköllner Linken sowie Freunde und politische Weggefährten gemeinsam mit Politikern anderer Parteien – unter Weiterlesen

Neue Formen des Danachs in Neukölln

Gestern endete bei Kutschen-Schöne am Richardplatz die Veranstaltungsreihe 161124_stelen-koppelweg_foto-bezirksamt-neukoellnDeathLab, die seit Ende September mit sieben Gesprächen über Tod und Kunst zu einer Expedition in die zeitgenössische Sterbekultur eingeladen hatte.

Zeitgenössische Formen der Bestattung werden seit dem Spätsommer auch auf vier der acht landeseigenen Friedhöfe in Neukölln angeboten: Elf Urnenstelen mit Platz für 104 Urnen wurden auf den Friedhöfen Köpenicker Straße und Buschkrugallee installiert; auf dem Friedhof Koppelweg sind Weiterlesen

Orte und ihre Geschichte(n): Kiezkunde für Anfänger und Fortgeschrittene

Ausgerechnet an diesem Wochenende, wenn wegen des Rixdorfer Weihnachts-markts besonders viele Menschen am Richardplatz 1_ausstellung-geschichte-richardplatz_frauenzentrum-neukoellnsind, die besonders wenig über die Gegend dort wissen, ist der Frauentreffpunkt Affidamento nur für geladene Gäste des Neuköll-ner Bezirksamts geöffnet – und somit auch die sehenswerte Ausstellung „Geschichte(n) im Quartier Richardplatz Süd“.

Zehn Adressen im Kiez hat sich das Team von Stadträumliches Lernen herausgepickt, um an ihnen einerseits den Wandel über Jahrhunderte hinweg bis in die Gegenwart in Texten und Bildern zu veranschaulichen und andererseits verschiedene thematische Aspekte zu beleuchten. Weiterlesen

Schatzsuche mit Neuköllns Bezirksbürgermeisterin

giffey_steinle_neuköllner schätzeDie Frau, die Sonntagnachmittag mit Stadt-führer Reinhold Steinle und einer Gruppe von knapp 20 Leuten durch den Kiez rund um den Richardplatz spazierte, sah nicht nur aus wie Neuköllns Bezirksbürgermeisterin, nein, sie war es. Um Neuköllner Schätze vorzu-stellen, die es neben hinlänglich bekannten Problemen im Bezirk auch gebe, hatte Dr. Franziska Giffey zu einer Kiez-Expedition ein-geladen. Auf dem Programm standen die Be-sichtigungen des Böhmischen Gottesackers, des Familienunternehmens Kutschen-Schöne, der traditionsreichen Rixdorfer Schmiede, des vor 10 Jahren Weiterlesen

Rixdorfer Reigen erzählt Historie mit Mode und „ganz normalen Leuten jeden Alters und jeder Statur“

marion czyzykowski_mc-design neuköllnDie Wörter Muße oder Langeweile kramt Marion Czyzykowski nur selten bis nie aus ihrem Wortschatz. Muße ist bestenfalls etwas, was im Urlaub stattfinden kann. Im Alltag der Schneidermeisterin ist dafür zwischen der 32 Stunden-Stelle an der Werkschule Löwenherz, der Arbeit für ihr Label MC-Design und den Nähkursen, die sie an der Volkshochschule Schöneberg und in ihrem Atelier gibt, kein Platz: „Die historische Modenschau ‚Rixdorfer Reigen‘ ist für mich deshalb eine zeitliche, aber keine handwerk-liche Herausforderung.“ Früher, begründet sie, habe sie Roben und Kleider restauriert.

Im Organisieren ist Marion Czyzykowski ebenfalls geübt. Martina Rosenthal-Schöne, Chefin des Fuhrunternehmens Gustav Schöne am Richardplatz, sprach also genau die Richtige an, um sie für ihre Idee zu gewinnen. Damals, 2010, hatte Weiterlesen

Coaching für den Weg ins und die Zeit im Rampenlicht

hardy kistner_theaterschule rixdorf_neuköllnVor drei Jahren wurde am Neuköllner Richardplatz die Theaterschule Rixdorf eröffnet. Hardy Kistner, ihr Betreiber, bietet seitdem in den Räumen Schau-spielkurse mit verschiedenen Themenstellungen und Improtheaterkurse an, letztere einmal monatlich als Schnupperworkshop für nur 10 Euro. Zudem gibt es Coachingangebote für Führungskräfte.

Der Berliner und Anfangvierziger Kistner hat 1994 eine dreijährige Ausbildung an der privaten Fritz-Kirchhoff-Schule für Schauspiel in Berlin abgeschlossen und arbeitet seitdem im Theaterbereich. Die Berufswahl stand für ihn schon früh fest: „Ich wollte schon immer Schauspieler werden. Schon in der Schule habe ich viele Theatersachen gemacht.“ Nach der Ausbildung spielte er an verschiedenen Orten in Weiterlesen

Der Sound von Neukölln …

… ist so vielfältig wie disharmonisch: Baulärm, bellende Hunde und das Klackern von Highheels, babylonisches Stimmenwirrwarr, Kinderlachen oder -weinen, wummern- de  Bässe  aus Autoradios und  offenen  Fenstern, rumpelnde   Rollkoffer, krächzende

hochzeitskutsche_kutschen-schöne neukölln

Krähen und das Dröhnen von Hundekacke-Saugmobilen. Ein Geräusch, das schon seit 1894 zum Sound von Neukölln gehört, ist das Hufeklappern der Weiterlesen

48 Stunden im Zeichen der Courage

48 h nk-festivalzentrale_neukoelln arcaden„Hier ist Kunst“. Ganz unangebracht ist dieser Hinweis nicht, denn was zunächst auf der Frei- fläche in der 1. Etage der Neukölln Arcaden auf- fällt, ist, dass dort Fußball ist. Dass hinter WM-Deko und grünem Kunstrasen, wo einst der Klamottenladen „Olymp & Hades“ eine Filiale 48 h nk-courage.zentrale_neukölln arcadenhatte, das Kunstfes- tival 48 STUNDEN NEUKÖLLN  mit sei- ner Courage.Zentrale eingezogen ist, er- schließt sich erst auf den zweiten Blick. Morgen um 19 Uhr wird hier das Festwochenende der Neuköllner Künstler- szene eröffnet, das bis Sonntagabend zum Er- kunden von etwa 300 Orten einlädt. Rund 200 davon präsentieren Kunst, die sich inhaltlich mit dem diesjährigen Festivalthema „Courage“ auseinandersetzt, weitere circa 100 Galerien und offene Ateliers zeigen als assoziierte Orte ihr Weiterlesen

Wenn Touristen Neukölln erkunden

Ein Touristenpaar, beide schätzungsweise zwischen 70 und 80, bei der stadtplan- unterstützten Erkundung der Gegend um den Neuköllner Richardplatz: Vor einer Tor- einfahrt  in der Kirchhofstraße bleibt die Frau stehen, um den offenbar  etwas schwer-

peitschenhandel_neukölln

hörigen Mann auf ein Firmenschild hinzuweisen. „Nun guck doch mal, Weiterlesen

„Das Buch vom Böhmischen Dorf“: Neukölln-Geschichte von Kindern für Kinder

Das Buch vom Böhmischen Dorf+Parthas VerlagGestern wurde am Richardplatz im Salon der Kreativen Gesellschaft Berlin das neu erschienene Buch „Das Buch vom Böhmischen Dorf“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Raum war schnell gefüllt – und nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von Kindern, die an dem Buch maßgeblich mitgearbeitet haben.

Die Idee eines Stadtführers von Kindern für Kinder, der sich schwerpunktmäßig mit der Ge- schichte der böhmischen Exulanten beschäftigt, ging von Dr. Dorothea Kolland, der langjährigen Leiterin des Kulturamts Neukölln, aus. Eigentlich hätte das Buch schon im letzten Jahr zum 275-jährigen Bestehen des Böhmischen Dorfes fertiggestellt werden sollen, erzählt sie, aber dann verzögerte es S.12+13_Das Buch vom Böhmischen Dorf_Parthas Verlagsich doch.

Kolland konnte für ihre Idee zunächst Marita Stolt, die Rektorin der Richard-Grundschule, begeistern: Ihre Schüle-rinnen und Schüler der Klassen 5a und 6a erkundeten in einer Projekt- woche den Richardplatz, zeichneten markante Orte am und um den Richardplatz wie das Denkmal Fried- rich Wilhelm I. oder die Bethlehems- kirche und fertigten mit Bleistift einen Straßenplan des Richardkiezes an. Diese beate klompmaker+anna faroqhi_buchpräsentation_kgb44 neuköllnZeichnungen sind nun neben vielen anderen im Buch wiederzufinden.

Als Autoren konnte die Ex-Chefin des Kultur- amts Anna Faroqhi (r.) und Haim Peretz ge- winnen, die schon den Neukölln-Comic „Welt- reiche erblühten und fielen“ erarbeitet hatten. Später kam noch Beate Klompmaker (l.) hinzu, die selbst am Richardplatz wohnt. Von ihr wurde im vergangenen Jahr das Buch „Das Böh- mische Dorf in Berlin – ein Rundgang“ ver- öffentlicht.

Der Projektfonds Kulturelle Bildung des Landes Berlins war es schließlich, der die Finanzierung des Buches ermöglichte. Auch Arnold Bischinger nahm als Vertreter des Projektfonds bei der Buchpremiere neben dorothea kolland+arnold bischinger+richard-grundschule_buchpräsentation kgb44 neuköllnDoro- thea Kolland sowie Jaanu Rajendran und Angelika Michonska von der Richard-Grundschule auf dem Podium Platz. Er gab dem Buch gar eine berlin- weite Bedeutung, indem er es in eine Reihe mit der „Route der Integration“ (2011) sowie „Stadt der Vielfalt“ (2012) des Berliner Senats stellte.

Diese kulturelle Vielfalt findet sich auch in dem Stadtführer wieder, der nicht allein auf die böhmische Geschichte oder Traditionsbetriebe am Richardplatz beschränkt bleibt. So schreiben die Kinder handschriftlich im Buch, was die Wörter „Stern“ und S.32+33_Das Buch vom Böhmischen Dorf_Parthas Verlag„Kelch“ in der Heimatsprache ihrer Eltern oder Großeltern heißen, und sie verglei- chen Migrationsgeschichten aus der fernen Vergangenheit mit denen ihrer eigenen Familien.

„Das Buch vom Böhmischen Dorf“ ver- mittelt aber nicht nur Wissenswertes in lebendiger und verständlicher Form, es enthält auch zahlreiche Einladungen, sel- ber kreativ zu werden: So dürfen Kinder ein Foto von sich ins Buch kleben, in ihm malen und sogar auf der letzten Seite das Bild der Bethlehemskirche ausschneiden, um es zu falten und damit ein S.55_Das Buch vom Böhmischen Dorf_Parthas Verlagdrei- dimensionales Modell von der Kirche zu erhalten. Ratespiele regen weiterhin dazu an, sich aktiv mit dem Buch und der Geschichte des Böhmischen Dorfes zu beschäftigen – und dies nicht zuhause, sondern draußen, direkt an den Orten und Gebäuden, die vorgestellt werden.

Durch Dorothea Kollands Initiative und das Mitwirken aller Beteiligten gibt es nun eine wunderbare Möglichkeit, Neuköllner Kin- der an die Geschichte ihres Wohnorts heranzuführen. Angesichts des dörflichen Ambientes rund um den Richardplatz wäre aber Dorfführer fast ein passenderer Begriff als Stadtführer gewesen.

Das Buch ist im Parthas Verlag erschienen, hat 55 Seiten und kostet 9,80 €. Es ist bei der Kreativen Gesellschaft Berlin, direkt beim Verlag und im Buchhandel erhältlich.

=Reinhold Steinle=

… 24 … Oder: Wann fängt Weihnachten an?

kutschen-schöneDas größte Türchen, wie bei han- delsüblichen Schoko-Adventska- lendern, wird hier heute nicht ge- öffnet. Stattdessen schieben wir zur Feier des Tages dieses an- heimelnd dekorierte Fenster ei- nen Spaltbreit auf. Was ist wohl dahinter? Das fragten sich viele, die während des Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarktes über den Hof von Kutschen-Schöne, in den es zeigt, schlenderten. Geht es da- hinter so beschaulich zu, wie durch die in weichen Falten fal- lende Gardine, das warme Licht und die aus buntem Transparent- papier gebastelte Kerzengalerie suggeriert wird? Oder liegen gar  Welten zwischen dem Anschein und der Realität? Gehört das Fenster womöglich zu einem Büro? Befindet sich in dem Zimmer eine Hochglanz-Hightech-Küche? Lebt dort eine alte Dame, die ein Fall fürs Pflegeheim wäre, würde ihre Familie sich nicht liebevoll um sie kümmern? Schützt die Gardine vor unerwünschten Einblicken in ein unauf- geräumtes, mit Star Trek-Fanartikeln vollgestopftes Jugendzimmer?

Das stimme alles nicht, weiß Martina Rosenthal-Schöne, die das traditionsreiche Fuhrunternehmen am Neuköllner Richardplatz zusammen mit zwei Familienmitglie- dern in 5. Generation leitet: „Das Fenster gehört zur Wohnung unserer Mieter, und die haben dort ihren gemütlichen Essplatz.“

Wir wünschen schöne, friedliche Festtage ohne unliebsame Bescherungen und möchten schon jetzt darauf hinweisen, dass es auch in diesem Jahr hier wieder ein Zwischen-den-Jahren-Gewinnspiel geben wird. Und allen, die sich schon immer gefragt haben „Wann fängt Weihnachten an?“, empfehlen wir das wundervolle gleichnamige Gedicht von Rolf Kremer:

„Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute bei dem Stummen verweilt
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise laut wird und das Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkeln ein winziges Licht
Geborgenheit helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist, drauf zu, dann,
ja, dann fängt Weihnachten an.“

In diesem Sinne …

Tummelplatz Richardplatz

1_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neuköllnWer in der Adventszeit ein Pendant zu Weih- nachtsmärkten mit Fahrgeschäften, Los- und Imbissbuden, dröhnender musikalischer Be- schallung und Ständen mit bunten blinkenden Lichterketten sucht, findet das an diesem Wo- chenende auf dem Neuköllner  Richardplatz.

Gestern Nachmittag wurde dort zum 40. Mal der Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt eröffnet: buschkowsky_eröffnung alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neuköllnvon Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, der kraft seines Amtes auch morgen wieder auf der Bühne steht, um sich bei der tra- ditionellen Versteigerung herber Re- bensäfte aus Neukölln als Auktionator zu betätigen.

Überhaupt werden Traditionen beim bedeutendsten Weihnachtsmarkt im lampen-abholung_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neuköllnBezirk groß geschrieben. Zur Beleuchtung der Stände dienen Petro-leum-Lampen. „250 halten wir bereit“, sagt der Mann im THW-Zelt, wo die  Laternen abgeholt  werden müssen. Die

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2_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neuköllnSchlange der Wartenden reicht bis zur Bühne. Ent- sprechend düster ist es noch an vielen Ständen. Zwei Besucherinnen, die erstmals am Eröffnungstag auf dem Weihnachtsmarkt sind, sind irritiert. Am zweiten und dritten Tag sind die Auswirkungen des sich wie- derholenden Prozederes der Lampen-Abholung ver- gleichsweise unauffällig, weil der Weihnachtsmarkt dann bereits am frühen Nachmittag, wenn es noch hell  ist, öffnet. „Könnte  man das denn  nicht so organisieren, dass  alle  Stände  be-

2_stände_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neukölln4_stände_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neukölln3_stände_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neukölln

5_stände_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neuköllnmisteln_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neukölln1_stände_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neukölln

leuchtet sind, wenn die Besucher kommen?“, fragen sich die beiden Frauen, die extra aus Spandau angereist sind. Für die Leute hinter den noch dunklen Ständen sei es doch ärgerlich, dass sie ihre schönen Sachen erst mit Verspätung vernünftig prä- sentieren können.

Die Leute hinter den Ständen sind beim Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt keine gewerb- lichen Händler, sondern – auch das hat Tradition – gehören Vereinen, karitativen Einrichtungen, Verbänden und Initiativen. Für viele von ihnen ist der Verkauf von Selbstgebasteltem,  -getöpfertem, -gestricktem, -genähtem, -gemaltem,  -gekochtem

richardplatz 8_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neuköllnkutschen-schöne_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neuköllngewerbehof villa rixdorf_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neukölln

und -gebackenem in der einzigartigen Atmosphäre des Weihnachtsmarktes auf dem Richardplatz eine der wichtigsten Einnahmequellen für ihre Arbeit. Trotz der nicht un- beträchtlichen Standmiete, die der Bezirk als Veranstalter erhebt. Von über 300 Euro dorfkirche_alt-rixdorfer weihnachtsmarkt_neuköllnist die Rede; wird beispielsweise für das Erhitzen von Getränken Strom gebraucht, kommt ein Aufschlag dazu. Der habe schon in man- chem Jahr mit unwinterlichem Wetter richtig weh getan, sagt ein Mann hinter zwei dampfenden Töpfen. „Aber jetzt bei Schnee und Frost werden Glühwein und Kinderpunsch die Renner sein“, prognostiziert er.

Der Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt ist noch heute von 14 bis 21 Uhr und morgen  von 14 bis 20 Uhr geöffnet.

=ensa=

Neuköllns tierische Saisonarbeiter

Um die 100 Pferde lebten vor rund 100 Jahren in den Stallungen von Kutschen-Schöne und arbeiteten für das Neuköllner Fuhrunternehmen.  Bis vor kurzem waren es  noch  vier. Nun  sind  es nur  noch  drei, denn die 10-jährige  Gisa (r.) erkrankte  im

kutschen-schöne, gustav schöne ohg neukölln, anne und gisa

vergangenen Monat an einer so schwere Kolik, dass sie eingeschläfert werden musste. Zusammen mit der 17-jährigen Anne bildete sie jahrelang das  Dreamteam an der Spitze des Vierspänners. „Mit den beiden klappte es vorne am besten, und für uns ist es immer wichtig, dass die Pferde gut zusammen laufen und vor allem ruhig durch den in Berlin aufregenden Verkehr gehen“, sagt Martina Rosenthal-Schöne. Zur Erholung wird allen Kutschen-Schöne-Pferden jedes Jahr ab Mitte Oktober eine sechsmonatige Auszeit in der Lüneburger Heide gegönnt.

Noch vor der diesjährigen Winterpause soll das wiehernde Inventar des Unter- nehmens, das bereits in fünfter Generation als Familienbetrieb geführt wird, wieder auf vier polnische Warmblut-Schimmel aufgestockt werden. Im Spätsommer sei damit zu rechnen. Die Zeit werde man sich nehmen, weil die Pferde schließlich nicht nur farblich harmonieren müssten.

Dufte: Neukölln hat einen Dorfbackofen

Dass das Geklapper von Hufen durch die Straßen im Neuköllner Richardkiez schallt, ist für alle, die dort leben oder sich häufig dort aufhalten, längst nichts mehr, was Aufsehen oder -hören erregt. Schließlich gehören die Pferdekutschen des Fuhr- unternehmens Schöne seit jeher zum Viertel rund ums Böhmische Dorf und tragen dorfbackofen, reformierte bethlehemsgemeinde neukölln, ganghoferkiezatmosphärisch maßgeblich zum be- sonderen Charakter des Kiezes bei.

Noch recht neu ist hingegen, dass nun zuweilen Rührschüsseln und Kuchen- formen durch die Straßen getragen werden und der Duft frischen Backwerks hinter dem Turm der Ev.-ref. Bethle- hemsgemeinde in der Richardstraße aufsteigt. Dort entstand nämlich im Sommer auf Initiative von Pfarrer Bernd Krebs, weiteren Gemeindemitgliedern und des benachbarten Alphabetisie- rungsvereins Lesen und Schreiben ein Dorfbackofen, der Ende September erstmals feierlich angeheizt wurde.

„Dass es ihn gibt und er  von den Men- schen im Kiez  zum Backen von Brot und Kuchen benutzt werden kann, muss sich natürlich erst rumsprechen“, sagt Pfarrer Krebs. Derzeit würden Flyer gedruckt, die an Kitas, Schulen und andere Einrichtungen sowie Anwohner verteilt werden sollen, um den Bekanntheitsgrad des vom Quartiersmanagement Ganghoferstraße über Soziale Stadt-Mittel finanzierten Gemeinschaftsofens zu steigern. Immer  mittwochs werde er angeheizt – wenn zuvor Anmeldungen bei der Gemeinde (Tel. 030 – 687 25 39) eingegangen sind. „Ob jemand im QM-Gebiet oder zwei Straßen außerhalb wohnt, das sehen wir aber nicht so eng“, räumt Krebs ein. Seine Vision ist, den Dorfbackofen im Garten hinter dem Kirchsaal  zum Ort der Begegnung im Kiez  zu machen.

=ensa=

Die Tage sind gezählt

Seit 117 Jahren gibt es am Richardplatz, der nun auch wieder Bänke hat, das Fuhrunter- nehmen Kutschen-Schöne, das damit zu den ältesten Betrieben Neuköllns gehört und aus dem Bezirk kaum mehr wegzudenken ist.

Schräg gegen- über, am Richard- platz 7, läuft derzeit der Countdown für den Sertac Market. Seit Jahr und Tag wurden dort Obst, Ge- müse und diverse andere Lebensmittel verkauft. Damit ist nun am Monatsende Schluss. „Der Mietvertrag wurde nicht ver- längert“, erzählt der Besitzer des Ladens.

Montag hat er mit dem Räumungsverkauf begonnen: 20 Prozent Preisnachlass gewährt er auf alles, was noch in den Regalen steht. „War eine schöne Zeit“, sagt er, und dass er die gerne noch ein paar Jahre gehabt hätte. Er hätte ja gar nicht auf insgesamt 117 kommen wollen.

=ensa=