Heute ganz offen!

Es hat schon eine gewisse Komik: Ausgerechnet das Neuköllner Albert-Schweitzer-Gymnasium, das gerade durch eine Maßnahme zur Verhinderung des Zugangs für Schulfremde in den Fokus der Öffentlichkeit geriet, lädt in diesen Stunden zum Tag der offenen Tür ein.

Dass Besucher der Veranstaltung nicht an Ein-Euro-Wachschützern vorbei müssen, ist Klaus-Peter Hansen (M.) zu verdanken. Der noch recht neue Mann an der Spitze des pressekonferenz schulstreifen wachschutz neukölln,margareta langner (antares it ggmbh),klaus-peter hansen (gf jobcenter neukölln), franziska giffey (schulstadträtin neukölln)JobCenters Neukölln, der vor einem halben Jahr die Geschäftsfüh- rer-Position von Konrad Tack über- nahm, beendete nach nur eintägi- gem Einsatz das Gastspiel der MAE-Kräfte des Beschäftigungsträ- gers Antares vor dem Gymnasium an der Karl-Marx-Straße. Daraus, dass das gar nicht stattgefunden hätte, wäre er im Vorfeld darüber informiert worden, machte Hansen bei einer eilig von Neuköllns Schulstadträtin Franziska Giffey einberufenen Pres- sekonferenz  keinen Hehl. Erst durch die Medien hatte er von der Maß- nahmeänderung erfahren, die Giffey und die Antares-Geschäftsführerin Margareta Langner (l.) unbürokratisch und -autorisiert in die Tat umgesetzt hatten.

Sie hätten dem Albert-Schweitzer-Gymnasium, das schon am zweiten Tag ohne professionellen Wachschutz den ersten Vorfall registrieren musste, auf die Schnelle helfen wollen. So sei die Idee entstanden, MAE-Kräfte, die bislang rund um die Richard-Grundschule als Schulstreifen tätig waren, künftig vor dem Gymnasium zu stationieren. Aus Sicht des Beschäftigungsträgers habe diese „Erweiterung der Begehungsräume“ im Rahmen des Möglichen gelegen, so Giffey: „Wettbewerbs- verzerrende Probleme haben wir darin auch nicht gesehen.“

Das allerdings sieht Klaus-Peter Hansen gänzlich anders: Dass Ein-Euro-Jobber als Teilnehmer einer Maßnahme Grundschülern über die Straße helfen oder für Sauberkeit und Ordnung auf Kinderspielplätzen sorgen,  sei legal. Außerhalb des ge- setzlichen Rahmens liege es jedoch, wenn sie Wachschutz-Aufgaben über- nähmen. Tätigkeiten mit Mehraufwandsentschädigung (MAE) müssten im öffentlichen Interesse und zusätzlich zum regulären Arbeitsmarkt sein und dürften nicht zu einer negativen Wettbewerbsbeeinflussung führen. Letzteres sei jedoch bei der Maß- nahmeänderung gegeben gewesen, deshalb sei sie mit sofortiger Wirkung wieder eingestellt worden. Die Schulwegsicherung rund um die Richard-Grundschule laufe indes wie geplant bis Ende Februar weiter.

Wie es an den 16 Neuköllner Schulen weitergeht, bei denen seit Jahresbeginn die Finanzmittel für den Wachschutz fehlen, wird sich zeigen. Glücklicherweise habe es bisher außer an der Albert-Schweitzer-Schule keine Vorfälle gegeben, sagte Franziska Giffey. Einerseits läge das am Engagement von Lehrern und Rektoren, andererseits aber auch an den unterschiedlichen standortbedingten Gefähr- dungslagen. Da bis zum Ende des laufenden Schuljahres de facto keine Ausschreibung für professionelle Wachschützer möglich sei, werde man sich an der Albert-Schweitzer-Schule vorerst mit technischen Vorkehrungen behelfen. Die werden das Gegenteil von offenen Türen bedeuten.

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