Wenn Neuköllner und Kreuzber- ger auf ihre Hausdächer steigen und Balkone in Richtung Hasen- heide zu Party-Locations werden, ist wieder Karneval der Kulturen.
Gestern ging die bunte, interna-tionale, tanzende, singende und musizierende Karawane zum 18. Mal auf die Route zwischen Hermannplatz und Yorckstraße. Angeführt – und das war eine Premiere – von einem Handwagen, auf dem ein Protestbaum stand. Denn der Straßenumzug, der seit 1997 in Berlin zum

Pfingstsonntag gehört und seit Jahren regelmäßig so viele Menschen, wie die Ban- kenmetropole Frankfurt/Main Einwohner hat, an die Strecke holt, ist im Schrumpfen begriffen. Gestern waren es nur noch 74 Gruppen (2012: 90), die bereit sowie in der
Lage waren, den enormen zeitlichen und finanziellen Aufwand für ihre Performan- ces, Kostüme und Wagendekorationen zu stemmen. Dass das Land Berlin kräftig an diesem Event verdient, das u. a. unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit steht, die Gruppen und Künstler aber nicht daran beteiligt, kritisiert auch die Neuköllner Grünen-Politikerin Susanna Kahlefeld, die 2011 als Direktkandidatin ins Berliner Ab- geordnetenhaus gewählt wurde. Bereits vor einem halben Jahr hatte ihre Fraktion einen Antrag auf Einrichtung eines ent- sprechenden Fonds gestellt.
Darauf, dass der eingerichtet wird, hofft auch Vassiliki Gortsas, die Organisatorin des Karnevals der Kulturen. „Viele Gruppen können den sehr hohen Aufwand nicht mehr bewältigen“, weiß sie. Dass die Zurückhaltung des Berliner Senats langfristig die Vielfalt gefährdet, befürchtet sie.
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