Karl-Marx-Straße mit dem „Dirtiest Street Award“ ausgezeichnet

„Saubere Luft für Neukölln!“, mit dieser Forderung kamen einige Neuköllnerinnen und Neuköllner am Freitagnachmittag in der Karl-Marx-Straße an der Messstelle MC220 des Berliner Luftgütemessnetzes Blume zur Verleihung des „Dirtiest Street Award“ zusammen. Neben vielen Passanten interessierten sich die Bezirksverord-neten Doris Hammer (Die Linke), Sofie Krotter und Bertil Wewer (beide Grüne) ebenfalls für die Aktion an der Ecke Flughafenstraße. Adressat des Negativ-Preises für die Weiterlesen

Zwei dabei: Neuköllner Messstationen mit Spitzenwerten im Berlin-Ranking

Die dicke Luft in Neukölln ist leider schon öfter ein Thema im FACETTEN-Magazin gewesen. Grundlegend geändert hat sich an den hohen Emissionswerten aber nichts, blume-messstation-karl-marx-strasse-neukoellndie in den Häuschen des BLUME-Messnetzes ermittelt werden. Unter der Überschrift „Umwelt-zone reicht bei Stickstoffdioxid-Belastung nicht aus“ veröffentlichte gestern der BUND Berlin eine Jahresbilanz zur Luftgüte in der Stadt. Zur Situation in der Neuköllner Silbersteinstraße konnte der Umweltschutzverband zwar auf das bereits bestehende Durchfahrverbot für LKW und Tempo 30 hinweisen, doch die Grenzwerte würden trotzdem überschritten, weil die Berliner Polizei offensichtlich nicht gründlich kontrolliert. Die Stickstoffdioxid-Belastungen in der Silbersteinstraße mit 51,9 µg/m3 und in der Karl-Marx-Straße Weiterlesen

Ein Aufzug, sechs Bäume, 15 Bänke, über 40 Fahrradbügel, rund 100 Poller: Was gibt’s Neues auf der Karl-Marx-Straße?

3.bauabschnitt karl-marx-strasse neukoelln

Als Mitte Juni 2010 zwischen Lahn- und Jonasstraße mit dem Umbau der Karl-Marx-Straße begonnen wurde, war Thomas Blesing schon seit fast vier Jahren Baustadtrat auftakt 3.bauabschnitt karl-marx-strasse neukoellnvon Neukölln. Franziska Giffey hatte damals noch keinen Dok-tortitel und arbeitete als Europa-beauftragte im Bezirksamt. Stadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport wurde sie erst, als die Arbeiten im ersten Bau-abschnitt schon in vollem Gange waren.

Jetzt ist Giffey seit fast einem Jahr Bezirksbürgermeisterin, Blesing immer noch Baustadtrat, und bei der Umgestaltung der Karl-Marx-Straße wurde gestern der dritte Bauabschnitt zwischen Uthmann- und Briesestraße in Angriff genommen. „Offiziell ist es aber der zweite, weil der erste genau genommen Weiterlesen

Auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ziel, das Klimaneutralität heißt

Kotsch_Schneidewind_geisel_3. stadtforum berlin„Berlin übernimmt klimapolitisch Verantwortung“, versprach Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (r.) Donnerstagabend vor gut 300 Gästen im Haus des Berliner Verlags beim 3. Stadt-forum, das das Thema „Wachstum. Wohlstand. Lebensqualität. Klimaneutrales Berlin?“ hatte.

Prof. Dr. Uwe Schneidewind (M., neben Ralph Kotsch), Präsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erklärte in einem Impulsreferat, wie Städte trotz wachsender Einwohnerzahlen zum Wegweiser für Klimaneutralität werden könnten, wenn ihnen die Entkopplung von Wohlstand und Naturverbrauch gelingt. Die Weiterlesen

Diskussion um den Estrel Tower – und Berlins Stadtplanung

neuköllner schiffahrtskanal_alba-schrottplatz_estrel hotelStefan Evers ist stadtentwicklungspolitischer Sprecher der CDU im Berliner Abgeordnetenhaus und, nach eigener Einschätzung, Berufsoptimist. Dass er auch gute Spielverderber-Qualitäten hat, bewies der Wilmersdorfer Christdemokrat Donnerstagabend bei einer von Christopher Förster moderierten Podiums-diskussion, zu der der Britzer Ortsverband der CDU Neukölln ins Estrel eingeladen hatte: Mit Evers als Bösem und Ekkehard Streletzki, Besitzer des Estrel Hotels, sowie Neuköllns stellvertretendem Bezirksbür-germeister Falko Liecke als Kontrahenten.

So schien es zumindest geplant. Stefan Evers habe sich vor drei Monaten kritisch zum seit geraumer Zeit bekannten Vorhaben von Streletzki geäußert, sein Hotel durch den  Bau des Estrel Tower zu erweitern, warfen die Britzer in ihrer Weiterlesen

Hüben wie drüben

Nicht nur durch das Neuköllner Rathaus wird demnächst ein frischer Wind wehen. Auch schräg gegenüber in der Deichmann-Filiale arbeitet man an Veränderungen. „Solange wir für Sie bauen – können Sie  im  Internet schauen!“, schlagen Plakate in

deichmann_karl-marx-straße neukölln

den Schaufenstern vor. „Davon kriech ick jetz ooch nix anne Füße!“, stellt eine Frau pragmatisch fest, die hier ihr Sammelsurium gefüllter Einkaufstüten wohl gerne noch durch eine mit dem großen D ergänzt hätte. Damit wird sie noch bis zum 19. Februar warten müssen; im Rathaus treten die Neuerungen erst am 1. April in Kraft.

Steinerne Zeitzeugin

Auch der 25. März 1879 war ein Dienstag. Bedeutsamer für Neukölln, das damals noch Rixdorf hieß, war aber: Es war der Tag, an dem an der Karl-Marx-Straße, die damals noch Bergstraße hieß, die  Magdalenenkirche eingeweiht wurde. Nur 20 Mo-

magdalenenkirche_neukölln

nate waren seit der Grundsteinlegung vergangen, dann konnte das Weiterlesen

Hier die Erwartungen, da die Wirklichkeit

Es gehört zu den markantesten Gebäuden der Karl-Marx-Straße und den bedeutend- sten Baudenkmälern Neuköllns: die Alte Post. 1906 wurde sie als Kaiserliches Post- amt 1. Klasse eingeweiht, Anfang der 1980er Jahre aufwändig restauriert und erwei- tert und 2003 – mit dem Umzug des Hauptpostamts 44 in die Neukölln Arcaden – ge- schlossen. Seitdem ist der prächtige Bau zur Nutzlosigkeit verdammt,  selbst die Zeit,

alte post neukölln

als er temporär kulturell bespielt wurde, liegt inzwischen wieder Jahre zurück. Ideen, wie die an Investoren veräußerte Alte Post künftig genutzt werden könnte, Weiterlesen

Geschlossen um zu bleiben

Der jetzt etwa auch noch? An der Ecke Karl-Marx-/Saltykowstraße, einst ein Nadelöhr für Fußgänger, ist es ruhig geworden. Die Schriftzüge und Markisen des Birlik Markets birlik-market_karl-marx-straße neuköllnsind abmontiert, die Rollläden herun- tergelassen. Alles deutet darauf hin, dass sich nach anderen alteingeses- senen Einzelhändlern auch diese  In- stitution von Neuköllns Magistrale ver- abschiedet hat und demnächst mit grellen Plakaten nach einem neuen Mieter für die Gewerbe-Immobilie ge- sucht wird, die seit einer gefühlten Ewigkeit den türkischen Supermarkt Weiterlesen

Neuköllner Absichten – vom Turm des Rathauses

rathaus-turm neuköllnVor jeder Absicht steht eine Absicht: Eines schönen Freitags hatten wir die, um 16 Uhr eine „Janz weit oben“- Tour mit dem Stadtleben e. V.  zu machen und vom Rat- haus-Turm auf den Bezirk zu blicken. Das Dumme war nur, dass Vincent Kelbel nicht die Absicht hatte, pünktlich zum Start der ersten von drei Führungen am Treffpunkt zu erscheinen. Mit fast einer halben Stunde Verspätung kam der Wirtschaftsinformatik-Student angeschlurft. Er sei nur so was wie der Aushilfsführer, meinte er, bevor er im nächsten Moment mit – für eine Aushilfe – erstaunlichen Kenntnissen überraschte: „Freitags um 4 kommt selten jemand.“ Die Nachfrage, wie er das denn Weiterlesen

Der Irre entgangen

Erregte Diskussion zwischen zwei Männern im besten Rentenalter auf der Karl-Marx-Straße. In Höhe der Magdalenenkirche stehen sie, wedeln mit den Armen und zeigen ein herz für touris, berlin-neuköllnabwechselnd mal in nordwest- liche und mal in östliche Rich- tung.

Ein paar Schritte entfernt zwei junge Leute, offensichtlich Tou- risten, die spanisch miteinander sprechen während sie etwas in ein Smartphone tippen, und dann entschlossen Kurs auf den S-Bahn-Ring nehmen.

Dass der Anlass für ihren Dis- put weg ist, merken die beiden Männer erst, als die Touris schon außer Sichtweite sind. Er wolle, sagt der, der die Ortsunkundigen in Richtung Rollbergkiez geschickt hätte, einen Besen fressen, wenn sie dort nicht auf die Brusendorfer Straße gestoßen wären. Er lebe zwar erst seit 25 Jahren in Neukölln, entgegnet der andere, habe das aber einige Jahre an der Ecke Briese-/Bornsdorfer Straße getan. Der bisher phonmäßig Überlegene wird plötzlich ganz leise: „Da hab ich doch glatt die Brusendorfer- mit der Bornsdorfer Straße verwechselt. Ersparen Sie mir das mit dem Besen und gehen mit mir ’ne Molle zischen? Ich lad Sie ein.“

Begehrlichkeiten

 

Idyll und Verfall liegen auf Neuköllns Magistrale, der Karl-Marx-Straße, manchmal nah beiein- ander. Während die Dachterrasse der Neuköll- ner Oper bei vielen den Wunsch nach einer Pause auf dem urbanen Hochsitz weckt, wünscht man sich ein paar Meter weiter – in Höhe der Hausnummer 145 –  nur noch, nicht von bröckelndem Mörtel oder gleich dem ganzen Erker erschlagen zu werden.

Cool, hip und trendy

Mit diesen Adjektiven wird der Norden von Neukölln gern beschrieben – wenn nicht gerade Attribute mit Negativtouch angebrach- ter erscheinen.

Auch Neuköllns hauptigste Hauptstraße, die Karl-Marx-Straße, soll durch generöse finanzielle Injektionen für Baumaßnahmen und ein Citymanagement den Quantensprung in Sachen Imagewechsel hinkriegen: vom rummeligen Eldorado für 1 Euro-Shopper zum „Broadway Neukölln“. Nicht nur die Schnäppchenjäger sollen sich dort künftig wohlfühlen, sondern auch für alle anderen soll die Magistrale zum angesagten Aufenthaltsort werden. Davon ist sie allerdings nach über zwei Jahren Citymanagement noch so weit entfernt wie Neukölln von New York.

Neulich auf der Karl-Marx-Straße: Eine mit großen, vollen Plastiktüten vom  Karstadt-Schnäppchen-Center bestückte Frau – optisch zur Kategorie derer gehörend, bei denen Gentrifizierungsphobiker von heftigen Adrenalinschüben geschüttelt werden – zieht ihr Smartphone aus der Jackentasche: „Hättest du mir das vorher gesagt, wäre ich gerne mitgekommen, Babette“, sagt sie in einer Lautstärke, die das Mithören leichter als das Weghören macht. „Jetzt geht’s leider nicht“, beschwindelt sie die Anruferin, „weil ich gerade zum Shoppen am Kudamm bin.“

=ensa=

Da kriegt man sooo ’nen Hals!

Wer das in Neukölln zu hören bekommt, muss es nicht zwangsläufig mit jemandem zu tun haben, der gerade vor Wut brodelt. Es könnte auch ein Shopping-Tipp sein.

Durch Zeit und Raum: Entdeckungen an der Karl-Marx-Straße

Die Verlegerin Karin Kramer weiß es ganz genau: 1120 Gramm wiege das Buch, sagt sie über das Werk, das die Autorin Cornelia Hüge liebevoll „mein dickes Kind“ nennt. Offiziell heißt es „Die Karl-Marx-Straße – Facetten eines Lebens- und Arbeits- raums“; gestern wurde es in der Galerie im Saalbau vorgestellt.

Sammlern von Neukölln-Literatur dürfte der Titel bekannt vorkommen – zu Recht, denn er erschien bereits vor neun Jahren in einer ersten Auflage, die jedoch lange vergriffen ist. Anlass für die aktualisierte Neuauflage sind aber vor allem die Veränderungen, die die Karl-Marx-Straße in den letzten Jahren erfuhr. Eine davon, die Einsetzung des City-Managements [Aktion! Karl-Marx-Straße], das mit dem Ziel Hermannplatz um 1888 (aus: "Die Karl-Marx-Straße - Facetten eines Lebens- und Arbeitsraums")angetreten ist, die Magistrale Neuköllns „zu alter Blüte und Größe“ zu bringen, spielt auch bei der Finanzierung von Hüges Buch eine nicht unwesentliche Rolle. „Sie kommt über eine Verknüpfung der Abteilung Bau- wesen des Bezirksamts mit der [Aktion! Karl-Marx-Straße] zu- stande“, erklärte der Neuköllner Baustadtrat Thomas Blesing. Die inhaltliche Klammer liegt ebenfalls auf der Hand. „Das Buch“, so Horst Evertz vom City-Management-Träger BSG, „gibt wertvolle Hinweise auf die Qualitäten der Straße und ist als Leitfaden für ihre zukünftige gestalterische Entwicklung zu Karl-Marx-Platz/Hohenzollernplatz um 1902 (aus: "Die Karl-Marx-Straße - Facetten eines Lebens- und Arbeitsraums")sehen.“ Bereits im nächsten Jahr, kündigte Evertz an, starte ein Projekt mit Fokus auf der Fassadengestaltung.

Knapp 300 Seiten mit informa- tiven Texten und Abbildungen verschiedener Epochen, die den Wandel der Karl-Marx-Straße skizzieren, umfasst Cornelia Hü- ges „dickes Kind“. Die Kunsthistorikerin nimmt die Leser mit auf einen Spaziergang, der am Hermannplatz beginnt und direkt hinter dem S-Bahn-Ring am Neuköllner Tor endet, stellt Plätze und längst der Ver- gangenheit angehörende sowie aktuelle Geschäfte vor und  lenkt die Aufmerksamkeit Karl-Marx-Straße um 1960 (aus: "Die Karl-Marx-Straße - Facetten eines Lebens- und Arbeitsraums")auf Gebäude und das, was hinter den Fassaden war und ist. „Und das verändert sich oft schnell“, erinnert sich Cornelia Hüge an den Kampf mit dem Redaktionsschluss. „Aktuell“, sagt sie, „herrscht eindeutig wieder eine bessere Stimmung auf der Karl-Marx-Straße.“ Vor allem marXity, das neue Gebäu- de an der Stelle des alten Hertie-Hauses, werde von vielen Geschäftsleuten als Symbol des Neubeginns empfunden. Dafür, dass Altes nicht in Vergessenheit gerät, sorgt Hüges Buch.

„Die Karl-Marx-Straße – Facetten eines Lebens- und Arbeitsraums“ ist in Buchhandlungen sowie direkt beim Karin-Kramer-Verlag erhältlich und kostet 18 Euro.

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