„Neukölln ist kein Ort des Hasses“

Bei strömendem Regen wurde gestern Nachmittag das diesjährige Festival Offenes Neukölln (ONK) auf dem Alfred-Scholz-Platz eröffnet. Anlass für das Festival ist die seit 2016 anhaltende unglaubliche Gewaltwelle mutmaßlich rechtsextremer Täter im Bezirk:

Neben Brandstiftungen, bei denen die Täter den Tod von Menschen bewusst in Kauf nahmen, verübten Unbekannte symbolträchtige Propaganda-Taten: Rund um den 79. Jahrestag der Pogrom-nacht wurden im November letzten Jahres 16 Stolpersteine, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, aus dem Boden gerissen und Weiterlesen

Nicht nur gegen Migranten, sondern gegen eine offene, solidarische Gesellschaft

antirassismus-kundgebung rudow_neukoelln„Heute ist der 21. März: Der internationale Tag gegen rassistische Diskriminierung.“ Unablässig macht der graubärtige Mann in der roten Jacke seine Laut-sprecherdurchsage am U-Bahnhof antirassismus-kundgebung rudow-neukoellnRudow, während zwei Dutzend Menschen mit Fahnen und Trans-parenten über die Fuß-gängerüberwege rund um den Platz an der Rudower Spinne ziehen.

„Es ist 5 vor 12! Seit Monaten steigt die Zahl der rechtsextremen Straftaten“, warnt ein Bündnis für 100 Prozent Menschenwürde in einem gemeinsamen Aufruf, der begleitend zur Kundgebung an Weiterlesen

Abwärtstrend umgekehrt

In den Bestseller-Listen befindet sich „Neukölln ist überall“, des Bezirksbürger-meisters einstiger Verkaufsschlager, längst im Sinkflug. Secondhand-Exemplare des Buches, das neu knapp 20 Euro kostet, sind inzwischen für den Gegenwert von 10 buschkowsky-buch_ebay-versteigerung_jusos neuköllnFeinkost-Bouletten zu haben.

Dramatisch umgekehrt wurde der Abwärtstrend nun von den Neuköllner Jusos: In einer Gemein- schaftsaktion kommentierten sie das Buch kri- tisch, ergänzten es und versteigerten das so entstandene Unikat bei eBay. Gestern fiel nach 10-tägiger Gelegenheit zum Mitbieten zu Guns- ten des Alphabetisierungsverein Lesen und Schreiben der Auktionshammer: Für 97 Euro, also den fünffachen Wert des Originals, wechselt der 400-Seiten-Wälzer den Besitzer.

„Die Aktion hat gezeigt, dass unsere angeregte kritische Rezeption des Buches von Heinz Buschkowsky auf breite Zustimmung trifft“, freut sich Martin Hikel, BVV-Mitglied sowie Vorsitzender der Jusos Neukölln, und dankt allen Bietern. Sicher auch im Namen des Lesen und Schreiben e. V., der den ersteigerten Gewinn vollständig erhalten wird. Durch die Versteigerung konnte auch „auf ein anderes oft unterschätztes Problem in unserer scheinbar so gut gebil- deten Gesellschaft“ hingewiesen werden. „Funktionaler Analphabetismus“, so Hikel, „ist nicht nur in Neukölln, sondern in ganz Deutschland ein viel zu häufig auftretendes Phänomen. In dieser Hinsicht ist Neukölln tatsächlich überall.“

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