Gedenken an die Pogromnacht 1938 in Neukölln

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden im gesamten Deutschen Reich jüdische Gotteshäuser in Brand gesteckt. Jüdische Häuser, Geschäfte und Wohnungen wurden verwüstet oder geplündert.  Viele Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, verhaftet oder verschleppt. Dieses Pogrom wurde wegen der vielen zerschlagenen Fensterscheiben und der unzähligen Feuer auch Reichskristallnacht genannt. Es war ein Vorbote für die Ermordung von mehr als sechs Millionen europäischer Juden. In der Neuköllner Isarstraße 8 Weiterlesen

Runder Geburtstag: 10 Jahre Stadtteilmütter in Neukölln

stadtteilmütter-tasche_neuköllnDie einen nennen es Erfolgsrezept, die anderen Exportschlager. Doch diese Bezeichnungen sind nicht ohne Tücken: Erstere steht früher oder später vor der Frage, wie sich der Erfolg eines Präven- tionsmodells bemessen lässt; letztere vergisst, feier 10 jahre stadtteilmütter neukölln_izgdass das Projekt zunächst mal im- portiert wurde und in Rotterdam seine Wurzeln hat. Nicht deuteln lässt sich jedoch an der Tat- sache, dass es seit 10 Jahren auf Initiative des Diakoniewerks Simeon Stadtteilmütter in Neukölln gibt, was gestern im Interkulturellen Zentrum Genezareth im Schillerkiez groß gefeiert wurde, wo 2004 die erste Weiterlesen

Anstoß zum Nachdenken

Nur noch vier Tage, mehr Zeit bleibt nicht für den Besuch der Ausstellung „Ver- gessene Geschichte: 70 Jahre Nacht-und-Nebel-Erlass“, die anlässlich des Neu- köllner Festivals NACHTUNDNEBEL eröffnet wurde.

Sie freue sich sehr über die Ausstellung und hoffe, „dass sie einen Anstoß für ein Nachdenken über die Namensgebung der alljährlichen Kulturnacht gibt“, sagte Pfar- rerin Elisabeth Kruse bei der Vernissage in der Genezareth-Kirche. Birgit Rettner, die die Ausstellung initiierte, kuratierte und die historischen Hintergründe recherchierte, formulierte es etwas weniger deutlich: Sie solle an die ursprüngliche  Bedeutung des

Begriffs erinnern, den am 7. Dezember 1941 verordneten Nacht-und-Nebel-Erlass. Über 7.000 Menschen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Norwegen, die sich in ihren Heimatländern für die Idee der Freiheit und Humanität engagiert und somit als Widerstandskämpfer verdächtig gemacht hatten, seien damals heimlich nach  Deutschland  verschleppt  und  verurteilt  oder  inhaftiert  worden. An der Empore der Kirche hängende Portraitfotos geben den Verschwundenen Gesichter und Namen, beeindrucken und berühren.

Stelltafeln in einem Nebenraum zeigen die andere Seite des Nacht-und-Nebel-Erlasses: Kopien von historischen Originaldokumenten sowie Fotos von Wilhelm Keitel und Prof. Dr. Franz Schlegelberger, die durch die Nürnberger Prozesse als Ver- antwortliche festgestellt wurden. Darüber hinaus wird exemplarisch das Schicksal der französischen Widerstandsgruppe Renard veranschaulicht.

Die Ausstellung zum 70. Jahrestag des Nacht-und-Nebel-Erlasses ist noch bis zum 19. No- vember in der Genezareth-Kirche zu sehen. Die Kirche ist in der Regel von dienstags bis freitags zwischen 14 und 18 Uhr sowie samstags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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Erst die IGA, dann die IBA?

„‚Ne Bauausstellung? Ick dachte, die wolln ’ne Gartenausstellung uffm Tempelhofer Feld machen?!“ Eine Meinung, die exemplarisch für viele andere inhaltlich identische steht. Es herrscht ganz offensichtlich Aufklärungsbedarf, was die Planungen des tempelhofer feld, iga berlin, iba berlinBerliner Senats in puncto Zukunft des Tempelhofer Feldes betrifft.

Das zeigte sich auch bei der 2. Neukölln-Konferenz, zu der Bündnis 90/Die Grü- nen im November einge- laden hatten. Sie beschäftigte sich mit der Frage „Soziale Stadt im Klimawandel – eine IBA für Neukölln?“ und zählte 155 Teilnehmer, denen acht Stunden lang Podiumsdiskussionen und Foren geboten wurden, um Wissensdefizite abzubauen und die Meinungsbildung zu erleichtern.

Auch Michael Jespersen gehörte zu ihnen. Einerseits aus persönlichem Interesse, andererseits weil er Mitglied des Quartiersrats im Quartiersmanagement Schil- lerpromenade ist, der heute Abend zur Diskussion über die Zukunft des Tempelhofer Feldes lädt. „Viele Sachen“, bilanziert Jespersen nach der Schlussrunde der Neu- kölln-Konferenz, „haben sich jetzt geklärt, aber es gibt auch viele Fragen, die vorher nicht da waren.“ Er sehe die Sach- und Problemlage nun deutlich differenzierter, gibt er zu. Das vorher tendenziell kategorische Nein zu einer Bebauung sei gebröckelt, stattdessen gehe es ihm jetzt um die Frage: Was wird gebaut? „Ein Campus-Gelände mit Sport-Anlagen, die öffentlich genutzt werden können, würde ich absolut befürworten“, sagt Michael Jespersen. Das täte dem Schillerkiez und Neukölln gut, ist er überzeugt. Wichtig sei jedoch bei allem, dass Anwohner und Akteure in die Planungen einbezogen werden.

Das sieht Hermann Barges, der im Kiez zwischen Hermannstraße und Tempelhofer Feld lebt, genauso: „Ich schlage vor, dass aus der IBA eine IDA gemacht wird – eine Internationale Dialogausstellung.“ Er wünsche sich von den Entscheidern eine Offenheit für die Wahrnehmung der Bürger gepaart mit der Bereitschaft, ihnen zuzuhören und ihre Bedenken und Ideen ernst zu nehmen.

Das Signal, das seitens des Berliner Senats durch die Einberufung des PRAE-IBA- Teams gesetzt wurde, lässt jedoch andere Ambitionen vermuten. „Da gehört unbedingt jemand aus Neukölln rein!“, stellte auch Uli Hellweg, der Geschäftsführer der IBA Hamburg, beim abschließenden Podiumsgespräch der Neukölln-Konferenz fest. In der Hansestadt sei man dem Gentrifizierungs-Gespenst von Anfang an durch das Prägen des Begriffs „Aufwertung ohne Verdrängung“ und ein hohes Maß an Bürgerbeteiligungskultur begegnet. „Die Menschen müssen mitgenommen und beteiligt werden“, rät Hellweg den Berliner IBA-Verantwortlichen, „sonst scheitert das Projekt sehr früh.“

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Griechisches Leben in Neukölln

„Etwa 2000 Griechen leben aktuell in Neukölln“, schätzt Niki Reister vom Vorstand griechisches leben in neukölln, to spiti e.v.,interkulturelles  zentrum genezareth,apostolos mavrogiorgosdes Vereins To Spiti, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiert und damit das älteste interkulturelle Zentrum Neuköllns ist.

Zum Geburtstag hat sich der Verein eine sehenswerte Ausstellung geschenkt: Sie heißt „Griechisches Leben in Neukölln“ und lädt ein, zehn Menschen mit griechischen Wurzeln kennen zu lernen, etwas über deren Lebenswege und Ansichten zu erfahren.

Dimitris Voulgarakis ist mit 36 Jahren der jüngste Portraitierte, Theophilos Spiropoulos mit 85 Jahren der älteste. Ersterer wurde in Neukölln geboren, wuchs gemeinsam mit seinem Bruder Markos im Bezirk auf und lebt heute in Charlottenburg: Griechenland sei die Heimat ihrer Eltern, sagen die Brüder. Ganz anders sieht die Migrationsgeschichte des Seniors der Ausstellung aus. Er kam in Mazedonien zur Welt und erst vor 37 Jahren mit seiner Frau Anastasia nach Neukölln. 1977 unternahmen sie einen Versuch, wieder in Griechenland Fuß zu fassen, kamen jedoch bald wieder nach griechisches leben in neukölln, to spiti e.v.,interkulturelles zentrum genezareth,theophilos spiropoulos,anastasia spiropoulouNeukölln, das sie als „zweite Heimat“ bezeichnen, zurück. Hier möchten sie auch irgendwann begraben werden – „neben den Freunden auf dem Fried- hof am Hermannplatz“.

So weit denkt Apostolos Mavro- giorgos (Foto oben) noch nicht, doch es gibt eine andere Parallele zur Biographie von Theophilos Spiro- poulos: Auch der heute 39-Jährige, der in Berlin geboren wurde, migrierte kurzfristig von Deutschland nach Griechenland. Nach dem Realschulabschluss stellte er bei der Suche nach griechisches leben in neukölln, to spiti e.v.,interkulturelles zentrum genezaretheinem Ausbildungsplatz als Kfz-Mechaniker bei deutschen Autowerkstätten fest, dass es schon ob des Namens Aner- kennungsprobleme gebe. Das gelte noch heu- te, sagt er. Die Lehre machte er schließlich bei den US-Streitkräften. Weil seine deutschen Zeugnisse und Zertifikate jedoch in Grie- chenland nicht akzeptiert wurden und er keine Arbeit fand, brach er das Experiment, in der Heimat der Eltern zu leben, ab und kehrte nach Neukölln zurück, wo er noch heute mit seiner Frau und den drei Kindern lebt.

Die bilinguale Ausstellung „Griechisches Leben in Neukölln“ ist noch bis zum 26. November im Interkulturellen Zentrum Genezareth zu sehen (Öffnungszeiten: Mo. 8 – 14 Uhr, Di. – Fr. 8 – 18 Uhr, Sa. 11 – 17 Uhr).

Am 19. November  um 17 Uhr findet dort ein Erzählcafé mit Portraitierten der Ausstellung statt; zur Finissage gibt es ab 18 Uhr einen Vortrag von Prof. Thomas Eppenstein zum Thema „Interkulturelle Heimatfindung“.

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