Acht Hektar fürs Wunschdenken auf dem Tempelhofer Feld

Vorgestern wurden im Hangar 1 des ehemaligen Flughafens Tempelhof die ersten 19 (möglichen!) Pionier-Projekte vorgestellt: Vormittags eine Pressekonferenz mit Berlins Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, abends eine Infor- mationsveranstaltung mit Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und Verantwortlichen vom „Tempelhof Projekt“ sowie von der Grün Berlin GmbH fürs Volk. Ziemlich viel forum thf,pioniernutzung tempelhofer freiheit,tempelhofer  feld,berlin-tempelhofGetöse für die Pläne von 19 Pro- jektträgern, die momentan mehrheit- lich vor allem aus Ideen und Ab- sichtsbekundungen bestehen. Das Wichtigste fehlt jedoch den meisten noch: eine Finanzierung. Doch das konkret zur Sprache zu bringen, schien so gar nicht im Interesse der Offiziellen zu liegen.

Auch Ingeborg Junge-Reyer trug im rbb-Abendschau-Interview kräftig zur Verschwiemelung des Sachverhalts bei. So könnte ihr auf die Projektinitiatoren gemünzter Satz „Ich bringe die Finanzierung mit!“ leicht den Eindruck erwecken, dass diese bereits mit Geldkoffern in den Startblöcken hocken. Dem ist aber nicht so. Und auch die durch Junge-Reyers Aussage genährte Annahme, öffentliche Mittel würden bei der Realisierung der Pionier-Vorhaben gar keine Rolle spielen, ist mit Vorsicht zu genießen. So soll beispielsweise die Finanzierung des Kulturnetzwerk Neukölln-Projekts „Jet Set“ im Pionierfeld Oderstraße zum Großteil durch den Hauptstadtkulturfonds und mit 5.000 Euro aus dem Soziale Stadt-Topf des Quar- tiersmanagements Schillerpromenade gespeist werden. Bewilligt ist bislang nur letzteres.

Gut möglich also, dass im Frühjahr 2011, wenn die meisten der 19 Pioniere der ersten Stunde starten wollen, einige von ihnen ihre Konzepte für die große Tempelhofer Freiheit ob fehlender finanzieller Mittel wieder in den Schubladen versenkt haben.

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Noch mehr Komfort für Radfahrer in Berlin

Das stand über einer gestern erschienenen Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Ein Titel, der Träume von ebenen Radwegen in Gang setzt, auf denen man nicht durchgeschüttelt wird wie auf einem bockenden Gaul. Der Sehnsüchte nach Routen anheizt, die nicht zum Slalom animieren, plötzlich enden oder zu Vollbremsungen oder riskanten Ausweichmanövern vor spontan und rücksichtslos geöffneten Autotüren zwingen. Der hoffen lässt, dass die stetig wachsende Radfahrerdichte seitens des Berliner Senats wahrgenommen wird und Rad- ler nicht länger zu Verkehrs- teilnehmern zweiter Klasse de- gradiert bleiben sollen.

Doch mit derartigen Banalitäten, erfährt man dann, halten sich Stadtentwicklungssenatorin In- geborg Junge-Reyer und ihre Frauen und Mannen gar nicht erst auf. Diese Stufe wird locker übersprungen. Schließlich will Berlin keine schnöde Fahrradstadt sondern eine innovative Fahrradstadt sein. Deshalb gibt es jetzt GPS- Tracks zum kostenlosen Downloaden auf den Internetseiten von SenStadt. Eine Neuheit sei das, die „Radfahren in und um Berlin noch einfacher und interessanter machen kann“. Kann, ja! Jedenfalls für die, die ihr Fahrrad mit einem Navi- gationsgerät ausgestattet haben und mit für Radfahrer geeignetem Kartenmaterial unterwegs sind. Wieviele Berliner mögen das sein?

_ensa_