„‚Ne Bauausstellung? Ick dachte, die wolln ’ne Gartenausstellung uffm Tempelhofer Feld machen?!“ Eine Meinung, die exemplarisch für viele andere inhaltlich identische steht. Es herrscht ganz offensichtlich Aufklärungsbedarf, was die Planungen des
Berliner Senats in puncto Zukunft des Tempelhofer Feldes betrifft.
Das zeigte sich auch bei der 2. Neukölln-Konferenz, zu der Bündnis 90/Die Grü- nen im November einge- laden hatten. Sie beschäftigte sich mit der Frage „Soziale Stadt im Klimawandel – eine IBA für Neukölln?“ und zählte 155 Teilnehmer, denen acht Stunden lang Podiumsdiskussionen und Foren geboten wurden, um Wissensdefizite abzubauen und die Meinungsbildung zu erleichtern.
Auch Michael Jespersen gehörte zu ihnen. Einerseits aus persönlichem Interesse, andererseits weil er Mitglied des Quartiersrats im Quartiersmanagement Schil- lerpromenade ist, der heute Abend zur Diskussion über die Zukunft des Tempelhofer Feldes lädt. „Viele Sachen“, bilanziert Jespersen nach der Schlussrunde der Neu- kölln-Konferenz, „haben sich jetzt geklärt, aber es gibt auch viele Fragen, die vorher nicht da waren.“ Er sehe die Sach- und Problemlage nun deutlich differenzierter, gibt er zu. Das vorher tendenziell kategorische Nein zu einer Bebauung sei gebröckelt, stattdessen gehe es ihm jetzt um die Frage: Was wird gebaut? „Ein Campus-Gelände mit Sport-Anlagen, die öffentlich genutzt werden können, würde ich absolut befürworten“, sagt Michael Jespersen. Das täte dem Schillerkiez und Neukölln gut, ist er überzeugt. Wichtig sei jedoch bei allem, dass Anwohner und Akteure in die Planungen einbezogen werden.
Das sieht Hermann Barges, der im Kiez zwischen Hermannstraße und Tempelhofer Feld lebt, genauso: „Ich schlage vor, dass aus der IBA eine IDA gemacht wird – eine Internationale Dialogausstellung.“ Er wünsche sich von den Entscheidern eine Offenheit für die Wahrnehmung der Bürger gepaart mit der Bereitschaft, ihnen zuzuhören und ihre Bedenken und Ideen ernst zu nehmen.
Das Signal, das seitens des Berliner Senats durch die Einberufung des PRAE-IBA- Teams gesetzt wurde, lässt jedoch andere Ambitionen vermuten. „Da gehört unbedingt jemand aus Neukölln rein!“, stellte auch Uli Hellweg, der Geschäftsführer der IBA Hamburg, beim abschließenden Podiumsgespräch der Neukölln-Konferenz fest. In der Hansestadt sei man dem Gentrifizierungs-Gespenst von Anfang an durch das Prägen des Begriffs „Aufwertung ohne Verdrängung“ und ein hohes Maß an Bürgerbeteiligungskultur begegnet. „Die Menschen müssen mitgenommen und beteiligt werden“, rät Hellweg den Berliner IBA-Verantwortlichen, „sonst scheitert das Projekt sehr früh.“
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