Der erste Stolperstein in Rudow erinnert an einen überzeugten Kriegsgegner

Ein Held im klassischen Sinn ist Otto Laube sicherlich nicht gewesen: Der 1888 geborene Mann war oft erwerbslos und allenfalls prekär als Bauarbeiter oder Kraftfahrzeugfahrer beschäftigt. Seit 1909 kam der ungelernte Arbeiter wiederholt wegen Eigentumsdelikten mit dem Gesetz in Konflikt. Weil er im Ersten Weltkrieg desertierte, saß Laube bis nach der November-Revolution 1918 zwei Jahre lang in Haft. „Dass er auch unter der NS-Diktatur aus seiner Kriegsablehnung keinen Hehl machte, kostete ihn das Leben“, befanden Abiturienten aus Weiterlesen

„Wer sich in Deutschland aufhält, kann der Vergangenheit nicht entrinnen“

Den ersten Neuköllner Stolperstein verlegte der Künstler Gunter Demnig im August 2014 in der Weisestraße 9.  Inzwischen liegen fast 200 goldglänzende Gedenksteine allein im Norden des Bezirkes. Am vergangenen Freitagvormittag ließ Demnig einen Stein zur Erinnerung an Isak Holzer in das Pflaster vor dem Haus in der Weserstraße 53 ein.

An der kleinen Gedenkfeier, die Holzers Urenkel Ishai Rosenbaum Weiterlesen

„Der Raub der Stolpersteine hat deutlich gemacht, wie aktuell der Gedenktag an die Pogromnacht vom 9. November 1938 ist“

„Diese Tat ist an Dummheit, Geschichtsvergessenheit und Menschenverachtung kaum zu überbieten“, verurteilte Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey den Diebstahl von über einem Dutzend Stolpersteinen in der Nacht von Sonntag zu Montag in Neukölln. Die Bürgermeisterin sprach am Donnerstagabend vor der ehemaligen Albrecht-Dürer-Apotheke in der Britzer Buschkrugallee 179 bei einer Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Reichspogromnacht.

In der Nacht zum 10. November 1938 zerschlugen Neuköllner Nationalsozialisten die Schaufensterschei-ben sowie die Einrichtung des Geschäftes und verprügelten den jüdischen Apotheker Adolf Mockrauer. Ein Terror-Überfall unter unzähligen, der veranschaulicht wie – beginnend mit der Weiterlesen

Britzer Stolpersteine ausgegraben und gestohlen

Zahlreiche Stolpersteine, die in Neukölln an Opfer des Nationalsozialismus erinnern, wurden in der Nacht zu Montag aus dem Pflaster gebrochen und gestohlen. Ein Passant meldete Montagvormittag bei der Polizei den Diebstahl zweier Stolpersteine, die in der Steinbockstraße zur Erinnerung an Lucie und Arthur Hecht verlegt wurden.

Nachmittags teilte die Anwohner*inneninitiative Hufeisern gegen Rechts in einer Presserklärung mit, dass in der Nacht vom 5. zum 6. November alle sieben in der Hufeisensiedlung verlegten Stolpersteine entwendet wurden. Auch ein Gedenkstein, der erst am 9. September zur Erinnerung an Wienand Kaasch in der Parchimer Allee 94 Weiterlesen

Letzte Station einer Wanderausstellung in der Stadtbibliothek Neukölln

Fast 200 Stolpersteine wurden in den letzten 15 Jahren allein in Neukölln verlegt. Als Ergänzung zum partizipativen Erinnerungsprojekt von unten, das der Kölner Künstler Gunter Demnig initiierte, stellte das Mobile Museum Neukölln eine Wanderausstellung zusammen, die Ende Januar im Rathaus mit einer großen Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag eröffnet wurde. In der Stadtbibliothek Neukölln, die den Namen ihrer ersten jüdischen Bilbliothekarin Helene Nathan trägt, erreichte die Ausstellung jetzt ihre letzte Station und wird dort noch bis einschließlich 7. Sep-tember gezeigt.

Auf den Ausstellungstafeln werden ausgewählte Neuköllner Bürgerinnen und Bürger exemplarisch vorgestellt, für die im Bezirk ein Stolperstein Weiterlesen

Stolpersteine als „Zeichen für die Verständigung über Glaubensrichtungen hinweg“

gunter demnig_stolpersteine finowstr27_neuköllnWas Ende letzter Woche in Neukölln geschah, wäre vor knapp 20 Jahren in Berlin undenkbar gewesen. Damals, im Mai 1996, verlegte Gunter Demnig die ersten Stolpersteine im Bezirk Kreuzberg – ohne vorherige behördliche Genehmigung, also: illegal. Freitag platzierte der Künstler im Beisein etlicher Polizisten fünf Stolpersteine, die von Berliner Ord- nungshütern gespendet wurden, vor Neuköllner Häusern. Und dann stellte die Polizei sogar noch einen Bus zur Verfügung, der Zuschauer – unter ihnen auch Spender und Paten der Stolpersteine, Nach- fahren der Opfer des Nazi-Regimes, Kulturstadträtin Dr. Franziska Giffey nebst Museum Neukölln-Leiter Dr. Udo Gößwald sowie die Bezirksverordneten Wolfgang Hecht und Marko Preuß (beide Weiterlesen

Nicht nur keine Diskussion: Entscheidung in Sachen „Stolperstein für Sigurd Franzke“ gefallen

gunter demnig_stolperstein neuköllnAuch der 29. November 2013 war ein Freitag. Außerdem war es der Tag, an dem Gunter Demnig 12 Stolpersteine in Neukölln verlegte, von der Verlegung eines 13. aber absah und sich statt- dessen Bedenkzeit für den Fall Sigurd Franzke erbat. Denn der Neuköllner, der als 27-Jähriger am 13. Mai 1939 wegen „widernatürlicher sexueller Neigungen“ zu zwei Jahren Haft verurteilt, im Oktober 1940 deportiert und am 26. März 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet wurde, ist zwar  zweifellos ein Opfer des nationalsozialis- tischen Regimes geworden. Doch der Homo- sexuelle ist auch NSDAP-Mitglied sowie Ober- scharführer der SS und als solches zugleich Täter gewesen. „Vielleicht ist in dem Fall eine vorherige öffentliche Diskussion mit dem proNeubritz, der den Gedenkstein für Sigurd Franzke spenden will, dem Museum Neukölln und dem Weiterlesen

Der x-te für Gunter Demnig, der erste in Neukölln: Stolperstein für Cap Arcona-Opfer verlegt

stolperstein fritz bischoff_weisestr 9 neuköllnDass Fritz Bischoff in der Weisestraße 9 gelebt hat, ist belegt. Welche Wohnung aber seine war und von wann bis wann er dort ein und aus ging, das konnten die Mitglieder der Anwohnerini-tiative „Stolpersteine für die Weisestraße“ nicht in Erfahrung bringen. „Was man sicher sagen kann, ist, dass dies Bischoffs letzte Berliner Adresse war, und dass er in Rixdorf geboren wurde“, sagt Volker Banasiak, der Neuköllner Stolpersteine-Koordinator. Dabei gehört Fritz Bischoff zu den Opfern des Nazi-Regimes, über deren Leben vergleichsweise viel bekannt ist.

Auf dem Stolperstein, der gestern von Gunter Demnig in der Weisestraße für ihn verlegt wurde, ist es zusammengefasst mit:  Jg. 1900 | verhaftet 23.9.1934 | Zuchthaus Kassel | 1942 Sachsenhausen | 1944 Neuengamme | ertrunken 3.5.1945 Cap Arcona. Letzteres taugt jedoch auch nicht zur unum- stößlichen Tatsache, da andere Quellen wiederum behaupten, dass Weiterlesen

Neuer Stolperstein in Neukölln: für Hans Erich Kantorowsky

sonnenallee 68_stolperstein hans erich kantorowsky_neukoellnHans Erich Kantorowsky war einer von über 160.000 Menschen jüdischen Glaubens, die 1933, als die Nazis die Macht übernahmen, in Berlin lebten. Und er war der Onkel von Lee Angress (M.), der Tochter von Hans‘ banasiak_angress_berliner_stolperstein kantorowsky_neukoellnacht Jahre jüngerer Schwester Eva. Hans kam 1913 als erstes Kind von Frieda und Dr Georg Kantorowsky zur Welt, 1917 wurde der Vater Rabbiner der Neuköllner Synagoge in der Isarstra- ße. Nur wenige Minuten Fußweg waren es bis zur Wohnung der Familie in der Sonnenallee 68: Hier erinnert seit vorgestern ein Stolperstein an Hans Erich Kantorowsky, der sich schon früh einer kommunis- tischen Widerstandsgruppe angeschlossen hatte, 1933 nach Prag Weiterlesen

Neuköllner Stolperstein als Grenzfall

gunter demnig_stolpersteine lira55 neuköllnEin Dutzend neuer Stolpersteine verlegt Gunter Demnig heute in Neukölln. Eigentlich sollten es 13 werden, doch für einen, den für Sigurd Franzke, hat Demnig sich Bedenkzeit erbeten.

Es komme schon dann und wann vor, dass er sich nicht sofort an die Arbeit mache und nach dem Studieren der Biographie eines NS-Opfers Zweifel habe, ob ihm mit einem Stolperstein gedacht werden sollte, sagt Demnig, bevor er sich auf den Weg zur fünften Station des heutigen Tages macht: „Aber so extrem hatte ich’s noch nie.“ Natürlich, räumt er ein, sei auch Franzke zum Opfer des Na- zi-Terrors geworden, doch aus seiner Lebensge- schichte gehe eben außerdem Weiterlesen

Gedenken an drei weitgehend Unbekannte: Stolpersteine für Daniel und Lucie Glassmann und Rosalie Rahel Brühl

stolpersteine rosalie brühl+lucie glassmann+daniel glassmann_neuköllnWenn in Neukölln Stolpersteine verlegt werden, geht das normalerweise recht flott. Eine Vier- telstunde vielleicht, mehr Zeit braucht es nicht, bis das neue kleine Denkmal für ein Opfer des Nazi-Regimes in den Bürgersteig gelassen ist und eine Messingplatte zwischen Pflaster-steinen glänzt. Sind es gleich mehrere, dauert biebricher straße 6_neuköllnes nur unwesentlich länger.

Schon ob des Zeitfaktors war die gestrige Verlegung der Stolpersteine für Lucie und Daniel Glassmann und Rosalie Rahel Brühl in der Biebricher Straße 6 eine besondere. Denn die Schüler und Lehrer der benachbarten Evangelischen Schule Neukölln (ESN), die zusammen mit den Ev. Kirchenkreisen Neukölln und Teltow-Zehlendorf die Patenschaft für die Protagonisten der Gedenkstätte übernommen haben, organi-olgierd bohuzewicz_evangelische schule neuköllnsierten eine gut 1 1/2-stündige, beein- druckende Zeremonie zu Ehren der Ermordeten.

Die begann mit einer Andacht in der mit Kindern und lana lutz+felicitas thiele_evangelische schule neuköllnJugendlichen der Klassen- stufen 5 bis 10 vollbesetzten Aula der Schule. Musiklehrer Olgierd Bohuszewicz (r.) setz- te hier gemeinsam mit seiner Kollegin Cornelia Gnaud- schun (l.) und Schülerinnen und Schülern stimmungs- cornelia gnaudschun+wp musik 10_evangelische schule neuköllnvolle musikalische Akzente in einem von der Neuköllner marita lersner+8c_evangelische suchule neuköllnKreisjugendpfarrerin Mari- ta Lersner (r.) mitgestal- teten Programm. „Ich fin- de, wir sollten viel mehr stolpern“, leitete die Pas- torin zu den von banal bis global changierenden Stolpergedanken des 8c-Quintetts über. Eine Schüle- rin bekannte, oft über ihre eigene Ruppigkeit im Umgang mit anderen Menschen zu stolpern, bei einer anderen ist es die Ungerechtigkeit, die sie innerhalb der eigenen Familie erlebt. „Ich stolpere oft darüber, wie unbedacht die Menschheit thorsten knauer-huckauf_ev schule neuköllnmit der Schöp- fung umgeht“, gab der einzige Junge der Gruppe zu bedenken.

Thorsten Knauer-Huckauf (r.), seit dem Tod von Klaus-Randolf Weiser  kommissari- scher Schulleiter der ESN, konzentrierte sich in seiner Ansprache ganz auf das Stolpern, das die Stolpersteine bewirken sollen. Sie seien Erinnerung an die eigene stolperstein-verlegung_biebricher str. 6_neuköllnGeschichte und eine Zeit, in der Deutsch- land durch die Schandtaten der Nazis seine Menschlichkeit verloren habe. Nur wenige hätten sich sich damals dem Regime entgegengesetzt, viele hätten tatenlos zugesehen – bei Diskriminierung, Pogrom und Deportationen. „Stolper- steine“, so Knauer-Huckauf, „machen die Lücken kenntlich, die die Opfer der Nazi-Herrschaft gelassen haben. Ihr Schick- michael rohrmann+esn_stolpersteine neuköllnsal soll uns Mahnung für unser eigenes Handeln sein.“

Es war Jakob Rohrmann, ein Schüler der Evangeli- schen Schule Neukölln, der sich in einer MSA-Prü- fung mit dem Thema Stolpersteine beschäftigt hatte und so auf das Schicksal der drei Deportierten aus der Biebricher Straße gestoßen war. Gestern hielt sich der Jugendliche bescheiden im Hintergrund und überließ seinem Vater das Reden und Handeln: Normalerweise ist Neukölln nicht Michael Rohrmanns Beritt. „Eigentlich engagiere ich mich nur im michael rohrmann_stolpersteine brühl+glassmann_neuköllnKreis Teltow-Zehlendorf für das Projekt Stolper- steine, aber nach Rücksprache mit Gunter Demnig war es problemlos möglich, hier mal eine Ausnahme zu machen“, sagt er, die drei jeweils etwa 2 Kilogramm schweren Steine von der Schule zum Ort des Geschehens balan- cierend.

„Im Gegensatz zu anderen Opfern wissen wir über die drei, die in diesem Haus wohnten, sehr wenig“, berichtet er den Delegierten, die jede Klasse geschickt hat. Daniel Glassmann, der am 30. Mai 1870 in Posen geboren worden war, wohnte laut Adressbuch seit 1935 hier, wurde als Haushaltsvorstand geführt und war Rentner. Lucie Glassmann war rund 24 Jahre jünger. „Sie könnte michael rohrmann_stolpersteine-verlegung_neuköllnseine Tochter gewesen sein“, vermutet Michael Rohrmann. In welchem Verhältnis Rosalie Rahel Brühl zu den Glassmanns stand, sei ebenfalls nicht bekannt: „Sie war 10 jünger als Herr Glass- mann. Vielleicht seine Lebensgefährtin?“ In wel- cher Wohnung sie gemeinsam lebten, auch das konnte bislang nicht in Erfahrung gebracht werden.

Was man indes weiß, ist, dass Daniel Glass- mann am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet wurde. Lucie Glassmann und Rosalie Rahel Brühl waren bereits zwei Monate vorher, am 14. November 1941, abgeholt und nach Minsk gebracht worden, wo sie ihr Leben lassen mussten.

christiane peter+esn-schüler_stolpersteine-verlegung neuköllnWie dieses Leben nach Hitlers Machtüber- nahme ausgesehen hat, macht die Lehre- rin Christiane Peter (r.) gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der 10. Jahr- gangsstufe deutlich. In der Gedenkstätten-woche, die an der ESN alljährlich im November veranstaltet wird, hatten die Jugendlichen über den Alltag der Juden esn_stolpersteine_biebricher str. 6 neuköllnwährend der NS- Zeit recherchiert: Nächtliche Ausgangssperren, der Kennzeichnungszwang, das Verbot der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Berufsverbote, die stetige Verschlechterung der Lebens- mittel- und Hygieneartikel-Zuteilung, die Pflicht zur Abgabe stolpersteine_biebricher str. 6 neuköllndes Führerscheins.

„Kannst du dir das vor- stellen?“, flüstert ein Mädchen einem ande- ren zu. Das schüttelt den Kopf. Beide drappieren rote Rosen um die von Michael Rohrmann verlegten Stolpersteine. „Die Pflege dieser drei Steine wird zur Tradition an unserer Schule werden“, verspricht Thorsten Knauer-Huckauf.

Er werde auch darauf achten, dass sie immer schön glänzen, kündigt ein Mann an, der ein paar Häuser weiter wohnt. Seine Mutter, sagt er, müsste die drei De- portierten gekannt haben. Nach ihnen fragen kann er sie nicht mehr, weil sie schon vor Jahren gestorben ist. „Wir haben leider über so vieles nicht gesprochen“, bedauert der 63-Jährige noch heute.

=ensa=

Sechs von 18: verfolgt, deportiert, ermordet

stolpersteine oderstr. 52 neuköllnEs herrscht ein Wetter, wie es novembriger nicht sein könnte. Dennoch haben sich an diesem Morgen erstaunlich viele Menschen, sogar eine ganze Schulklasse vor dem Haus Oderstraße 52 im Neuköllner Schillerkiez eingefunden. Für die Kinder ist es sicher kaum, für die Erwachsenen nur schwer vor- stellbar, was sich hier im Sommer 1942 abspielte. Vor den Augen des 12-jährigen Max wird seine Großmutter „abgeholt“. Gemeint war damals damit: aus der Familie gerissen, deportiert und ermordet zu werden. Noch unbegreiflicher, dass auch Max zusammen mit seiner Mutter ein halbes Jahr später mit dem 26. sogenannten Ost- transport des Reichssicherheitshauptamts ins KZ Auschwitz deportiert wird.

Heute werden hier zum Gedenken an diese drei Menschen Stolpersteine in den Bürgersteig eingelassen: „Hier wohnte Martha Meth / geb. Lewin / Jg. 1903 / deportiert 12.1.1943 / ermordet in Auschwitz“, informiert der eine. „Hier wohnte Max Meth / Jg. 1930 / deportiert 12.1.1943 / ermordet in Auschwitz“, besagt ein anderer. gunter demnig_stolpersteine oderstr. 52 neukölln„Hier wohnte Selma Lewin / geb. Meyer / Jg. 1868 / deportiert 31.8.1942 There- sienstadt / ermordet 28.4.1944″, verrät der dritte.

Gunter Demnig arbeitet mit seinem Assis-tenten wie ein Uhrwerk, jeder Handgriff sitzt, inzwischen hundertemal ausgeführt. Nachdem die letzte Schaufel Sand in die Fugen gefegt und die demnig_wetzlar-schule_stolpersteine meth + lewin_neuköllnMessingoberflächen geputzt worden sind, kommt ein Junge, der inzwischen in Charlottenburg zur Schule geht, mit einem Strauß weißer Rosen, die er nun um die Gedenksteine drapiert. Er gehörte der Arbeitsgemeinschaft von Schülern der damali- gen 6. Klasse der Wetzlar-Schule an, die sich mit den Hintergründen der NS-Diktatur be- fasste und sich besonders für das Leben von rassisch verfolgten Kindern inte- wetzlar-schüler_stolpersteine meth + lewin_neuköllnressierte. Auf ihrem Schulfest sammelten sie Geld für diesen Stolperstein.

Der zweite Stolperstein wurde von Verwandten gestiftet, von denen drei bei dieser Gedenkstunde anwesend sind. Herr Schicke erläutert die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Opfern und veranschaulicht, wie schwer es für sie auch heute noch sei, sich diesem Teil ihrer Familien- geschichte zu nähern. Von ihm ist auch zu erfahren, dass von den insgesamt sieben Kindern der Selma Lewin weitere drei mit ihren Familien in Auschwitz oder There- sienstadt umgekommen sind. Andere konnten emigrieren, z. B. nach Argentinien, oder franziska giffey_stolpersteine oderstr. 52 neuköllnunter falschem Namen in Thü- ringen unter- tauchen. So sachlich Herr Schicke (2. v. r.) das auch schildert, so bedrückend sind die Vorstellungen, die sich damit verbinden.

Auch Dr. Franziska Giffey (r.), Bezirks-stadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport, dankte für das Interesse und das Engagement der Beteiligten. Der Schulleiterin der Wetzlar-Grundschule, Brigitte Schmidt, überreichte sie ebenso wie einer Angehörigen, stellvertretend für die Familie, das Buch „Zehn Brüder waren wir gewesen… Spuren Jüdischen Lebens in Neukölln“. demnig_stolpersteine meth + lewin_neuköllnGiffeys für die Pressearbeit zuständige Mitarbeiterin, Bärbel Ruben, hebt ebenfalls das Bürgerengagement hervor, das solche Aktionen erst ermög- licht. Der Pate des dritten Stolpersteins, der an Martha Meth erinnert, wohne in der Nachbarschaft, erzählt sie. Falls er anwe- send sein sollte, will er sich nicht zu erkennen geben. Gunter Demnig will wei- ter: Die Verlegung 18 neuer Stolpersteine hat er für den Vormittag in Neukölln auf dem Programm.

Schon für 5 nach 10 war die Stolperstein-Verlegung vor dem Haus Richardstraße 86 geplant, und fast auf die Minute pünktlich fährt ein rotes Auto vor, dem der Künstler Gunter Demnig sowie ein junger Mann entsteigen. Die Station in der Richardstraße ist bereits die vierte des Tages. Mit großer Routine und im Beisein von Beate Motel (r.) und Brigitta Polin- na, Vertreterinnen des Förderkreises Böhmi- sches Dorf in Neukölln e. V., der Pate der beiden Mahnmale ist, entnimmt Gunter Dem- nig  Steine aus Gehwegbelag und passt in den freien Platz die Stolpersteine für Karoline Basch, geb. Schütz, und Josef Basch ein.

Beide stammten aus Böhmen: Josef Basch wurde am 17. Mai 1879 in Reitschoves geboren, Karoline am 14.3.1875 in Myss. Am 17. November 1941 wurden die Neuköllner nach Kowno depor- tiert, wo die Nazis einige Monate zuvor ein Konzentrationslager errichtet hat- ten. Kauen, der Ort an dem beide acht Tage nach ihrer Deportation starben, ist eine alte deutsche Bezeichnung für die litauische Stadt Kaunas; Kowno ist deren russischer Name.

Mehr als diese nackten Zahlen sind von den Baschs bisher nicht bekannt. Es liegt jetzt an der Initiative jedes Einzelnen, weiteres über Karoline und Josef Basch zu recherchieren. Volker Banasiak vom Museum Neukölln, der bezirkliche Stolpersteine-Koordinator, nannte mir einige der Möglichkeiten der Spurensuche: Zum Beispiel seien das Brandenburgische Landes- hauptarchiv (dort die Akten des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg), die Archivalien jüdischer Gemeinden, Institutionen und Privatpersonen, Berliner Adress- bücher (verfügbar in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin), sowie die Gedenk- stätte in Yad Vashem wertvolle Quellen.

Josef Basch und Karoline Basch. Was immer sie beruflich taten, mit wem sie im Böhmischen Dorf Kontakt hatten, wer ihre Freunde waren? Wir wissen es noch nicht. Was wir wissen: Sie wa- ren Bürger von Neukölln.

Dem Initiator der Stolpersteine, Gun- ter Demnig (r.), konnte ich noch einige Fragen stellen. 1993, erzählt er mir, habe er die Idee gehabt, durch Stol- persteine an Verfolgte der NS-Zeit zu erinnern. Ab 1996 verlegte er die ers- ten illegal im Berliner Bezirk Kreuz- berg, legitimiert wurde das Projekt erst im Jahr 2000. Seitdem werden die Stolper- steine von ihm das ganze Jahr über verlegt. Einzig Minustemperaturen unter 9 Grad, sagt er, könnten seine Arbeit verhindern. Da störte dann der Regen gleich weniger.

Eine knappe halbe Stunde später erreichen Gunter Demnig und sein Zwei-Mann- Team das sechste Etappenziel in Neukölln: Bis zum Oktober 1940 lebte Paul Fürst in der 3. Etage des Hauses in der Bruno-Bauer-Straße 17a. Dass nun ein Stolperstein an ihn erinnert, ist dem Verein  proNeubritz  zu verdan- ken, der die Patenschaft für das Messing-Mahn- mal des Mannes übernahm, der „wegen politi- scher Unzuverlässigkeit“ ermordet wurde.

Paul Fürst war zunächst Justizangestellter ge- wesen, machte sich aber später selbstständig und gründete den Neukultur- und den Kosmos-Verlag. Schon 1920 war er in die SPD eingetreten und bis zum Verbot der Partei im Jahr 1933 ihr Mitglied. Weil Fürst „so- zialistische und wissenschaftliche Bücher“ vertrieb, wurde er 1938 mit einem Berufs- verbot belegt. Zwei Jahre später beschlag- nahmte die SA den kompletten Bücher- bestand, und die Gestapo nahm Paul Fürst wegen ille- galer Arbeit in „Schutz- haft“. Nach einigen Tagen wurde er  in das KZ Sach- senhausen eingeliefert, wo er am 6. Juni 1941 um 18.30 Uhr starb. Als Todesursache nennt die vom Lagerarzt ausgestellte Todesbescheinigung, die auch in der Publikation „Widerstand in Neukölln“ dokumen- tiert ist: doppelseitige Lungenentzündung und Kreis- laufschwäche.

Bei anderen Anga- ben hätten sich die Nazi ebenfalls viel Mühe gegeben, durch absicht- lich verfälschte Daten die Spurensuche nach Geg- nern des Regimes zu erschweren, sagt Bertil We- wer vom proNeubritz-Vorstand. So werde im Ster- bebuch des Standesbeamten Paul Fürsts alte Ge- schäftsadresse in der Gontardstraße 2 als Wohn- ort genannt: „Sehr wahrscheinlich lebten aber außer Paul Fürst auch seine Mutter, seine Schwes- ter und sein Bruder während der NS-Zeit hier in der Bruno-Bauer-Straße.“ Fürsts Schwester starb, wie Recherchen des Vereins ergaben, bruno-bauer-str. 17a_neuköllnim Dezember 1944, die Mutter, die als Opfer des Natio-nalsozialismus anerkannt wurde, am 14. März 1947. Eine Entschädigungszahlung blieb Paul Fürsts Bruder Wilhelm verwehrt, der später in Moabit wohnte und bis zu seinem Lebensende unter den Folgen des Nazi-Regimes litt. „Was von 1933 bis 1945 in Deutschland den Menschen an Verbrechen und Unmenschlichkeiten angetan wurde, hat auch Gott erzürnt und er wird den Schuldigen nie ver- geben, niemals“, hielt er schriftlich fest.

„Wir gehen jetzt weiter zur Jahnstraße 12, wo der proNeu- britz einen weiteren Stolperstein für Karl Tybussek ver- legen lässt. Danach werden wir die älteren Stolpersteine in Neubritz reinigen“, kündigte Wewer zum Abschluss der Gedenkzeremonie vor Fürsts Wohnhaus an. „Scheiß- wetter!“, brummelt Gunter Demnig und setzt sich zu seinem Assistenten und seinem Fahrer ins Auto. Nachdem der 18. neue Stolperstein weiter im Süden Neuköllns verlegt ist, setzt er seine Mission in anderen Berliner Bezirken fort.

=kiezkieker / Reinhold Steinle / ensa=

Bereits erschienene Beiträge über Stolpersteine im FACETTEN-Magazin: hier!

Im Morgengrauen

spremberger straße 1 neukölln, deportierte neuköllner: clara stern, 23. alterstransportEs wird kurz vor Sonnenaufgang gewesen sein, als Clara Stern  heute vor genau 70 Jahren  aus dem Wohnhaus in der Spremberger Straße 1 abgeholt wurde und zum letzten Mal durch die Haustür ging. Wahrscheinlich stand ein LKW in der kleinen Straße im Neuköllner Reuterkiez, und vermutlich hatte die 69-Jährige, die in Halle a. d. pflügerstraße 78 neukölln, deportierte neuköllner: louis lewinski, 23. alterstransportSaale geboren worden war, nicht mehr als einen Koffer dabei, als sie auf die Lade- fläche stieg.

Ähnliches wird sich wenig früher nur ein paar Minuten Fußweg entfernt in der Pflü- gerstraße 78 abgespielt ha- ben. Dort hatte der aus Westpreußen stammende, in- zwischen 85-jährige Louis Lewinski gewohnt.

Insgesamt 100 Berliner Juden, unter ihnen – neben Clara Stern und Louis Lewinski – auch Kurt Tucholskys Mutter Doris, wurden am 16. Juli 1942 zum Anhalter Bahnhof im Bezirk Kreuzberg gebracht. Um 6.07 Uhr startete  vom Gleis 1 der  23. Alterstransport. Ziel des regulären Reisezugs, an den zwei 3. Klasse-Personenwagen angehängt waren, war das KZ Theresienstadt, das bei der Wannsee-Konferenz als „Altersghetto für ausgesuchte deutsche Juden“ bestimmt  worden war. Wie man heute weiß, konnte diese propagandistische Verklausulierung mit „Transitlager auf dem Weg in den Tod“ übersetzt werden: Wer nicht in Theresienstadt starb, wurde in der Regel nach Auschwitz weiterdeportiert. Genau 116 Transporte mit über 9.600 Menschen verließen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs den Anhalter Bahnhof.

Clara Stern kam im Altersghetto um; der Todesort von Louis Lewinski wird mit Minsk angegeben. An beide Verschollenen erinnert heute nichts mehr.  Weder vor der Spremberger Straße 1, wo bis zu ihrer Deportation am 4. März 1943 auch Gerda Heymann lebte, noch vor dem Haus in der Pflügerstraße 78, aus dem schon Betty Lewinski am 27. November 1941 deportiert worden war, liegen Stolpersteine.

Aktuell sind es 123 Stolpersteine, die in Neukölln der Opfer des Nazi-Regimes gedenken. Im November wird  Gunter Demnig  wieder nach Neukölln kommen, um weitere Messingtafeln zu verlegen. Ab Donnerstag ist er eine Woche lang in anderen Berliner Bezirken unterwegs.

=ensa=

Fünf neue Stolpersteine in Neukölln verlegt

Fast ein Jahr ist es her, seit Gunter Demnig die letzten Stolpersteine in Neukölln verlegte. Von 76 auf 118 wuchs damals an nur einem Tag (wir berichteten) die Zahl der Mahnmale für Verfolgte und Ermordete des Nazi-Regimes im Bezirk an.

stolpersteine für berlin 8.10.2011, gunter demnigHeute war Gunter Demnig wieder hier – mit einem vergleichsweise über- schaubaren Programm. Wenn er das absolviert hat, um in Mitte, Pankow, Friedrichshain, Lichtenberg und Friedrichshagen weiterzumachen, sind es 123 Stolpersteine, die in Neukölln vor Häusern liegen, in denen Menschen wohnten, die aus ihren Leben gerissen wurden.

Eine davon war Lisette Ascher. Vor dem Haus in der Jonasstraße 66, aus dem sie am 17. August 1942 abgeholt wurde, stolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnigum mit dem 1. großen Alterstransport nach There- sienstadt deportiert zu werden, verlegte Demnig heute den ersten von insgesamt fünf Stolpersteinen stolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnigin Neukölln. Viel ist über die da- mals 78-Jähri- ge, deren Stol- perstein von der Lehrerin Vero- nika Hitpaß ge- spendet wurde, stolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnignicht bekannt: Am Silvestertag des Jahres 1864 kam sie in Lautenburg/Westpreußen zur Welt; zehn Tage nach der Deportation verstarb Lisette Ascher im Ghetto Theresienstadt. Sie habe unter einer Lungenentzündung gelitten und sei einer Herz- stolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnigstolperstein-verlegung, lisette ascher, jonasstraße 66, neukölln, gunter demnigschwäche erlegen, besagt die für Li- sette Ascher ausge- stellte, digital erhal- tene  Todesfallan- zeige mit der Num- mer 23/848. „Tot 27.8.1942“ steht auf der Messingplatte des Stolpersteins, der heute zur Erinnerung an sie ins Bürgersteigpflaster eingelassen wurde.

Nur wenige Schritte entfernt, schräg gegenüber vor dem Haus Jonasstraße 5a, war stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, neuköllnGunter Demnigs zweite Station seiner heutigen Stolpersteine-Tour. Hier lebte John Sieg, nach dem bereits vor fast 40 Jahren eine Straße im Berliner stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, jonasstraße 5a neuköllnBezirk Lichtenberg be- nannt wurde.

Sieg, der als Sohn deutscher Migranten in den USA zur Welt kam, siedelte 1928 endgültig nach Deutschland über und trat 1929 der KPD bei, für deren Zeitung „Die rote Fahne“ er als Feuilleton-Autor arbeitete. Durch die Machtergreifung Hitlers wurde John Sieg zum Wider- standskämpfer. 1933 erfolgte die erste Inhaftierung des damals 30-Jährigen, die jedoch nicht dazu führte, dass er dem Widerstand abschwor. Nach zweijähriger stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, neuköllnArbeitslosigkeit und einer Anstellung als Bauarbeiter begann John Sieg 1937 seine Tätigkeit bei der Deutschen Reichsbahn. Nebenbei gab er die illegale Zeitung „Die innere Front“ heraus. Bei der Bahn habe er stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, neukölln, peter lind eisenbahnergewerkschaftsich vom Gepäckarbeiter bis zum Fahrdienstleiter des Bahnhofs Tempelhof hochgearbeitet, berichtete Peter Lind (r.) von der Eisenbahnergewerkschaft EVG, die die Patenschaft für Siegs Stolperstein übernahm, in einer An- stolperstein-verlegung john sieg, neuköllnsprache vor dem ehema- ligen Wohn- haus des Freischärlers.

Am 11. Oktober 1942 sei John Sieg am Arbeitsplatz abermals verhaftet und in die Gestapo-Zentrale gebracht worden. Vier Tage später wurde er nachmittags tot in seiner Zelle aufgefunden. Suizid sei wahrscheinlich, da Sieg bereits Monate vorher angekündigt habe, seinem Leben im Falle einer Verhaftung selber ein Ende zu setzen, um unter Folter nicht zum Verräter zu werden.

„Der Stolperstein“, so Peter Lind, „ist aber nicht nur für John Sieg. Er ist auch stolperstein-verlegung john sieg, gunter demnig, neukölln, jean-theo jost,peter lind eisenbahnergewerkschaftstellvertretend eine Erinnerung an die 450 bis 500 anderen Eisenbahner, die sich aktiv gegen das Nazi- Regime wehrten.“

Nachdem der Schauspieler Jean- Theo Jost zwei Artikel von John Sieg vorgetragen hatte, die in „Die innere Front“ erschienen waren, machte sich Gunter Demnig in den Reuterkiez auf. Dort liegen nun die Neuköllner Stol- persteine 121 – 123 für Martin Alexander (Pflügerstraße 1) sowie Luise Hartnack und Walter Radüe, die in der Lenaustraße 6 lebten.

=ensa=

Der Erste von 118

Er glänzt schon lange nicht mehr. Im Laufe der Jahre wurde seine einst gülden schimmernde Messingplatte immer matter, so dass sie heute kaum noch auffällt – klara raucher, 1. stolperstein in neukölln, hermannstraße 46vor dem Haus mit der Nummer 46 in der Neu-köllner Hermannstraße.

Hier hat Klara Raucher gelebt, bis zum 6. März 1943. Dann wurde die damals 39-Jährige, deren Vater in der Nachbarschaft eine kleine Schneiderei betrieb, mit dem 35. Trans-port ins KZ Auschwitz deportiert und dort ermor-det. Über ein halbes Jahr-hundert später wurde zum Gedenken an Klara Raucher vor ihrem ehemaligen Wohnhaus der 1. Stolperstein in Neukölln gesetzt.

Inzwischen erinnern 118 dieser kleinen Mahnmale im Bezirk an Opfer des Nazi- Regimes. Am zweiten Oktober-Wochenende, so die aktuelle Planung, wird Gunter Demnig, der Bildhauer und Initiator der Stolperstein-Idee, wieder nach Neukölln kommen, um weitere Stolpersteine zu verlegen.

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42 neue Stolpersteine für Neukölln

Natascha beugt sich tief über die drei Messingtafeln, die seit heute vor der Haustür ihrer Freundin liegen. „Die war ja  erst so alt stolpersteine neukölln, gunter demnig, familie neumann,  karl-marx-straßewie mein kleiner stolpersteine neukölln, gunter demnig, familie neumann, karl-marx-straßeBruder! Und die ist in Auschwitz umge- bracht worden?“, fragt die 13-Jährige entsetzt. „In welcher Wohnung haben die denn ge- wohnt?“, will Renan, ihre Freundin, wissen. „Hoffentlich nicht in un- serer.“ Dass die Fami- lie Neumann in den 40er-Jahren im selben Haus lebte, ist für die Schülerin Nähe zum schwärzesten Kapitel der deutschen Geschichte genug. Mehr will sie sich gar nicht vorstellen.

Edith Neumann war fünf Jahre und vier Monate alt, als sie am 28. Juni 1943 mit ihren Eltern nach Auschwitz deportiert wurde. Auch das Mädchen, das Spielzeug im Wert von etwa 5 Reichsmark besaß, musste den Behörden eine Vermögenserklärung abgeben. Nach der Deportation, so die gunter demnig, stolpersteine neuköllnRecherchen, wurden ihre Puppen, der Puppenwagen und die -betten beschlagnahmt und versteigert.

Drei der 42 Stolpersteine, die Gunter Demnig heute entlang der Karl-Marx-Straße verlegt hat, sind den Neumanns gewidmet. Damit liegen in Neukölln nun 118 dieser Gedenksteine für Verfolgte und Ermordete des Nazi-Regimes.

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