„Nicht alle gehen einen geraden Weg“

albert-schweitzer-büste_albert-schweitzer-gymnasium neuköllnEs war voll am Freitagmorgen in der Aula der Albert-Schweitzer-Gymnasiums: Die Abschlussjahrgänge von vier Neuköllner Schulen hatten sich versammelt, um ein besonderes Geschenk entgegen zu nehmen. Und über ein Dutzend Unternehmer und leitende Angestellte hatten teilweise weite Wege zurückgelegt, um es zu übergeben. Eigentlich hätte auch der Langstrecken-schwimmer Thomas Lurz, der 2012 bei den Olympi- schen Spielen Silber holte und den Weltmeistertitel über die 25 Kilometer-Distanz hält, unter den Mentoren der Initiative „Auf die Socken, fertig, los!“ sein sollen, um georg krapp_albert-schweitzer-gymnasium neuköllnvon seinem Werdegang und seinen Erfahrungen zu erzählen. Doch der Würzburger musste krankheitsbedingt absagen. Für einen Profisportler wie Lurz seien eben viele Medikamente tabu, wenn er nicht unter Dopingverdacht geraten will, erklärte Schulleiter Georg Krapp den Ju- gendlichen.

Die Frage „Ausbildung oder Studium?“ steht für sie unmittelbar bevor, Weiterlesen

Ein Wunder namens Schweitzer Big Band

sandra weckert_bigbandmethod„Stefan ist wie ein Schwamm“, lobt Sandra Weckert (r.) den, der gestern – beim ersten öffentlichen Auftritt der Schweitzer Big Band – das Schlagzeug bediente. Man könnte ihm aber auch ein Saxophon in die Hand geben oder ihn hinter das Keyboard setzen. Denn es ist nicht nur ein Musikinstrument, das er innerhalb der vergangenen acht Wochen lernte, sondern es sind eben diese drei.

Die Aula der Neuköllner Albert-Schweitzer-Schule war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Mitschüler, Schul- leiter Georg Krapp, einige Eltern und Lehrer, der stell-vertretende Leiter der Musikschule Paul Hindemith Neukölln Bojan Assenov: Alle wollten an dem Ereignis teilhaben, das durchaus als Wunder bezeichnet werden kann. „In der letzten August-Woche haben Weiterlesen

Nicht bewacht, sondern beschützt

albert-schweitzer-gymnasium neuköllnGestern endeten nicht nur die Herbstferien für Berlins Schüler und Lehrer, auch die  Zeit ohne Wachschutz-Personal ist nun an 11 von 65 Neuköllner Schulen vorbei. „Damit entfällt für uns auch endlich wieder die permanente Beschäftigung mit dem Schutz der Schüler und der Schule“, stellte Georg Krapp (r.), Rektor des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, gestern beim podium pressegespräch "wiedereinsetzung des wachschutzes an neuköllner schulen", albert-schweitzer-gymnasium, dr. franziska giffey, georg krappPressege- spräch fest, zu dem Neuköllns Schulstadträtin Franziska Giffey (l.) an- lässlich der bezirksweiten Wiedereinsetzung des Wach- schutzes eingeladen hatte.

Vor einem Dreivierteljahr hatte die Maßnahme aus Kostengründen eingestellt werden müssen, dank einer Nachschlagszahlung des Berliner Senats an die Bezirke kann sie jetzt fortgesetzt werden. Bis Ende 2013, so Giffey, laufe der Vertrag mit den Rheinischen Sicherheits Diens- ten (RSD), die sich bei der europaweiten Ausschreibung durch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis sowie die podium pressegespräch "wiedereinsetzung des wachschutzes an neuköllner schulen", albert-schweitzer-gymnasium, dr. franziska giffey, georg krapp, burkhard emonds, afif abbassiEinhaltung des vom Bezirk vorgegebenen Krite- rienkatalogs hervor getan hatten. Ein Mindeststundenlohn von 8,50 €, eine mindestens dreijährige Erfahrung beim Schutz öffentlicher Gebäude, ein Mit- arbeiterstab von mindestens 50 Perso- nen, ein Augenmerk auf die Frauen- und Ausbildungsförderung – all das seien Punkte gewesen, die es neben der Qualifikation, einwandfreien Führungszeugnissen und Sachkundeprüfungen der Mitarbeiter zu erfüllen gegeben habe. Auch deren Alter sei ein Kriterium gewesen: Weder zu jung noch zu alt dürfen sie sein. Die gänzlich unbewaffneten Wachschützer dürften bei Schulfremden, die ins Gebäude wollen, nicht den Eindruck erwecken „Den Opa renn ich um und geh rein!“, erklärte Burkhard Emonds (2. v. r.), der beim RSD für das Qualitätsmanagement zuständig ist. Zu jugendliche Wachschützer hingegen könnten leicht zu Verbrüderungs-Ambitionen führen: „Die wollen wir auch nicht, albert-schweitzer-gymnasium neuköllnsondern ein freundliches Verhältnis.“ Afif Ab- bassi (r.) guckt zwar nicht gerade freundlich, nickt aber bestätigend. Er ist einer der beiden Einsatzleiter für das neue Betätigungsfeld albert-schweitzer-gymnasium neuköllnder RSD an Neu- köllner Schulen und koordiniert die 24 multieth- nischen Doppel- streifen, die durch Springer verstärkt werden können. Dass die meisten Mitarbeiter außer der deutschen mindestens eine weitere Sprache beherrschen, sei zwar bei Einsätzen in einem Bezirk wie Neukölln nicht unwichtig, ergänzte Emonds, wichtiger als die Sprache sei aber das Gefühl für einen Migrationshintergrund.

Einer, der all diese Qualitäten besitzt, ist Mostafa Mou- savi. Der 53-Jährige ist am Albert-Schweitzer-Gymnasium kein Unbekannter. „Ich war schon für die Firma tätig, die hier vorher den Wachschutz stellte, und bin nun nach neun Monaten Arbeitslosigkeit ins Team des RSD geholt worden“, erzählt der gebürtige Iraner. Zu seinem alten, neuen Arbeitsplatz hat er schon insofern ein besonderes Verhältnis, als auch seine Tochter hier zur Schule ging. Acht seiner albert-schweitzer-gymnasium neuköllnKollegen wurden ebenfalls auf Empfehlung von Schulleitern vom RSD angeheuert.

„Was man aber ganz klar sagen muss, ist, dass wir den Wachschutz nicht für die innere Sicherheit unserer Schule und Störfälle unter Schülern brauchen“, beton- te Schulleiter Krapp mehrfach. Derartige Probleme würden mit pädagogischen Mit- teln gelöst. Es gehe einzig und allein darum, Schulfremde am Zugang zum Gebäude und so daran zu hindern, es nach möglichem Diebesgut auszukundschaften oder in den Schulklos Drogen zu konsu- mieren: „Unsere Schüler fühlen sich durch den Wachschutz also nicht bewacht, sondern beschützt.“

Etwa eine Million Euro kostet die Maßnahme den Bezirk bis Ende nächsten Jahres. „Zum Idealbild einer Schule passt sie sicher nicht“, hielt auch Franziska Giffey fest, aber die Effektivität spreche für sie und sie trage entscheidend dazu bei, dass Eltern ihre Kinder in einer sicheren Schulumgebung wüssten. Die Alternative einer techniklastigen Lösung, sprich: die Ausstattung der Schulen mit Drehkreuzen, Chipkarten und Gegensprechanlagen, wäre jedenfalls nicht günstiger gewesen, wie ein von der Firma Bosch erstelltes Modellkonzept ergeben habe.

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Durchbruch für die Neuköllner Albert-Schweitzer-Schule

Noch vor einigen Jahren stand das Albert-Schweitzer-Gymnasium kurz vor dem Aus. Die Schülerzahlen waren im Keller, die Klassengrößen äußerst übersichtlich und albert-schweitzer-schule neukölln,albert-schweitzer-platzviele Räume dennoch unbenutzt. Statt die Schule aufzugeben setzten sich Neuköllns Bezirksbürgermeister und der damalige Schulstadtrat Wolfgang Schimmang für den Erhalt der Bil- dungsanstalt ein: Mit einem neuen Konzept, das die Schule zum ersten Berliner Gymnasium mit Ganztags- betrieb machte, so umstrittene wie belächelte Deutsch-Kurse für die an- gehenden Abiturienten anbot und nachmittags migrantische Schul- helfer vom Deutsch-Türkischen Zen- trum (DTZ) verstärkt wurde, gelang die Rettung. Heute ist die Schule, die seit jener Krisenzeit in der Mitte des letzten Jahrzehnts von Georg Krapp geleitet wird, Neuköllns einweihung erweiterung der albert-schweitzer-schule neuköllnzweitbeliebtestes Gymnasium.

Dass die Schule „Maßstab für Brennpunktschulen“ sein solle, meint nicht nur Heinz Buschkowsky. Auch das Bildungsministerium erklärte das Konzept zum „erfolg- reichen Modellversuch“ und zum Vorbild für Berlins Schullandschaft. Trotz mancher negativer Schlagzeilen, die der Abschaffung des Wachschutzes folgten, ist die Beliebtheit des Gymnasiums nahe dem Hermannplatz ungebremst. „691 Schülerinnen und Schüler“, so Rektor Krapp, „haben wir aktuell“. Mit denen sei eine rund 80-köpfige Lehrerschaft beschäftigt. Alles in allem be- deutet das ein er- neutes Platzproblem für das Albert-Schweitzer-Gymnasium: Es schaffte den Quantensprung von halbleer zu übervoll. Damit ist es nun vorbei.

Ende letzter Woche wurde die Lösung der Misere vorgestellt, und die bot sich durch die Zweck- entfremdung eines der benachbarten Wohn- häuser. Die Etagen 1, 3 und 4 werden nun von der Schule benutzt, das 2. Obergeschoss be- wohnt noch der Schulhausmeister. „Aber der geht demnächst in Rente, dann wird auch die Wohnung umgewandelt“, kündigt Schulstadträtin Franziska Giffey an. Rektor Georg Krapp erklärt auf Nachfrage, wie die anderen stattlichen Alt- bauwohnungen frei wurden: In einer habe eine etwa 90-Jährige gelebt, die verstorben sei. Eine andere sei einst an den Verwaltungsleiter des Bezirksamts vermietet gewesen und einfach ungenehmigt von dessen Sohn übernommen worden. „Der wollte sowieso weg und ist dann freiwillig ausgezogen. Vertrieben wurde jedenfalls niemand“, versichert Krapp im Hinblick auf die angespannte Lage auf dem Berliner Wohnungsmarkt.

Insgesamt 750.000 Euro fielen an Baukosten an, um aus den Wohnungen an- sprechende  Lehrerzimmer,  Büros  und  Unterrichtsvorbereitungsräume  zu  machen,

einweihung erweiterung der albert-schweitzer-schule neukölln, lehrerzimmer einweihung erweiterung der albert-schweitzer-schule neukölln, lehrer-lounge einweihung erweiterung der albert-schweitzer-schule neukölln, schulleiter-büro

die über Durchbrüche im Treppenhaus mit der Schule verbunden sind. Zwei Drittel der Summe stammen aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“, 150.000 Euro aus dem Schulanlagensanierungsprogramm und der Rest vom Bezirksamt Neukölln. „Vorher hatten wir ein Lehrerzimmer mit nur 25 Plätzen, jetzt  Arbeits- und Ruheplätze zum Wohlfühlen für die Lehrer“, schwärmt Krapp. Aufgrund des Rückbaus von zuvor administrativ genutzten Räumen im Hauptgebäude würden auch die Schüler von der Erweiterung profitieren. Zudem solle die frei werdende Haus- meisterwohnung als Freizeitbereich für die Kinder der Sekundarstufe II umgestaltet und eine Bibliothek im Keller eingerichtet werden. Von der Schulhof-Teilfläche, die durch Bewegungsgeräte neue Nutzungsmöglichkeiten bekam, haben sie bereits jetzt etwas. „Gerade im Ganztagsbetrieb“, weiß einweihung erweiterung der albert-schweitzer-schule neukölln, legat 2011Georg Krapp, „ist für die Kinder Platz wichtig, wo sie rennen, schreien und toben können.“

Was Gymnasiasten von heute außer- dem wichtig ist, erarbeitete eine Schülergruppe mit dem Projekt „Legat 2011“: Sie sammelten von ihren Mitschülern Texte, Fotos und Zeich- nungen, die veranschaulichen, wel- che Themen Kinder und Jugendliche aktuell beschäftigen, und verstauten alles in einer unverwüstbaren Kapsel. Diese lagert nun in einem Wandstück des Erweiterungstrakts der Albert-Schweitzer-Schule, das mit einer stabilen Metallplatte verschlossen wurde. „Durch dieses Vermächtnis sind wir jetzt vielleicht unsterblich“, hoffen sie. Wer jemals die Kapsel entdeckt, wird auf jeden Fall an sie erinnert werden.

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