Neuköllnopoly: Neue Studie weist Wohnungsbau-Potenziale im Bezirk aus

wohnungsbaupotenziale-studie neuköllnFast 300 neue Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei und über 400 auf ak- tuell gewerblich genutzten Flächen zwischen dem Neuköllner Schiffahrtskanal und der Bezirksgrenze zu Treptow, 1.660 entlang der Oderstraße auf dem Tempelhofer Feld und über 1.000 am Mariendorfer Weg, wo heute die alte Frauenklinik und andere keine wohnung frei_neuköllnGebäude zu Ruinen verkommen.

Neukölln will vorberei- tet sein auf das Jahr 2030, wenn Prognosen zufolge die Bevölke- rung im Bezirk um knapp 21.000 Einwohner ange- wachsen sein wird und statistisch an die 11.000 Wohnungen mehr Weiterlesen

Sie ist weg!

„Kommen und Gehen im Schillerkiez – den Wandel gemeinsam gestalten“: Darum ging es bei der Stadtteilkonferenz, zu der das Quartiersmanagement (QM) des Viertels Mitte Dezember in die gothe+giffey+schmiedeknecht_stadtteilkonferenz schillerkiez_izg neuköllnGene- zareth-Kirche eingeladen hatte.

Viel Neues kam dabei erwartungs- gemäß für einigermaßen Informierte nicht heraus. Einzig der in einen Ne- bensatz verflochtene Hinweis, dass QM-Teamleiterin Kerstin Schmiede-knecht (r.) zu den Gehenden zählt, hat überrascht.

Bedauern dürfte ihr Weggang aus dem Schillerkiez kaum hervorrufen. Denn Schmiedeknecht hat es in den 14 Jahren ihrer Tätigkeit für das QM Schillerpromenade  wahrlich nicht auf Beliebtheit ange- legt. Wer per Zugehörigkeit zu einem Gremium wie z. B. dem Quartiersrat mit ihr zu tun hatte und das Gefühl haben wollte, eigentlich passabel mir ihr auszukommen, tat gut daran, ihrer Meinung zu sein oder mit einer anderslautenden hinterm Berg zu schmiedeknecht_qm schillerpromenade_neuköllnhalten. Für diejenigen, die nichts mit ihr und der Institution Quartiersmanagement generell zu tun haben wollten, war sie hin- gegen die personifizierte Zielscheibe und ihr Name ein Synonym für Gentrifizierung. Wiederum anderen war sie so gleichgültig wie der berühmte umkippende Sack Reis in China.

„Dass sie es überhaupt so lange aus- gehalten hat“, wundern sich manche. Zu- nehmend dünnhäutiger sei sie – verständ- licherweise – im Laufe der Zeit geworden. Doch statt ihre Schwachstellen zu zeigen und so zumindest in weiten Kreisen Empathie zu ernten, habe Kerstin Schmiede- knecht sie durch aufgesetzte Härte, Schärfe und verbale Ausbrüche zu kaschieren versucht, ist aus dem Kiez zu hören.

Der 31. Dezember war der letzte Arbeitstag der Quartiersmanagerin im Gebiet rund um die Schillerpromenade. Sie ist weg – und seit dem 1. Januar für das Altstadtma- nagement Spandau tätig. Wer nun die Teamleitung übernimmt, werde sich innerhalb der nächsten Tagen entscheiden, sagt Gunnar Zerowsky vom QM Schillerpromenade. Fakt sei jedoch bereits jetzt, dass man künftig mit 2,3 Stellen auskommen müsse.

Ob die personellen Veränderungen im Quartiersmanagement einen Wandel vom jahrelang praktizierten Top-down-System zu echter Bürgerbeteiligung bedeuten wer- den, wird von vielen bezweifelt. Anderen ist auch das egal.

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Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer, weniger für Autos

Die Bürgersteige sind breiter geworden und die Straßenbeleuchtung heller, für Radler gibt es eine eigene Fahr- spur, für den Autover- kehr einen Parkstrei- fen und statt zwei Fahrbahnen nur noch eine pro Richtung. Das ist das vorläufige Ergebnis der Umgestaltung der südlichen Karl-Marx-Stra- ße. „Noch in diesem Herbst werden außerdem ein paar Bäume gepflanzt und Stadtmöbel montiert“, kündigte Neu- köllns Baustadtrat Thomas Blesing gestern bei der Einweihung des Bauabschnitts in Höhe der Schierker Straße an. Für die Anwohner und Geschäftsleute des Bereichs nördlich vom Neuköllner Tor ende damit eine  „harte Geduldsprobe“, für die Karl-Marx-

straße beginne eine neue Ära: „In den letzten 20 Jahren war sie wirklich nicht mehr das  Lieblingskind der Neuköllner, nun soll sie es wieder werden.“ Das Ergebnis, so Blesing (r.), sei jedenfalls vorzeigbar und – im Gegensatz zu anderen Baumaßnah- men in Berlin – sogar pünktlich fertig ge- worden.

Insgesamt 2,8 Millionen Euro wurden für den Umbau investiert; rund 800.000 Euro davon steuerte der Bezirk selber bei, der große Rest stammt aus EU-Budgets zur Förderung der regionalen Entwicklung. Diese Reaktivierung des Neuköllner Zentrums bestehe einerseits aus der neuen, großstädtischen Optik der Karl- Marx-Straße. Andererseits beinhalte sie aber auch ein Geschäftsstraßen-Manage- ment, das Gewerbetreibende in die Planungen und Entwicklungen einbezieht und so „ein Wir-Gefühl vermittelt“, betonte Ephraim Gothe (l.), Berlins Staatssekretär für Bauen und Wohnen, bevor er sich zusammen mit Blesing an die finalen gärtnerischen Arbei- ten rund um einen neu gepflanzten Japani- schen Schnurbaum machte.

Erst im übernächsten Jahr wird es in der Karl-Marx-Straße mit den Baumaßnahmen weitergehen, dann ist der Bereich zwischen Schierker- und Werbellinstraße dran. 2013, sagte Blesing, wolle man sich ganz auf die Umgestaltung des Platzes der Stadt Hof und die Planung des weiteren Vorgehens konzentrieren.

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König Buschi, Bausteinrat Blase und ein Plätzchen, das zum Platz der Neuköllner werden soll

spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnWunder dauern etwas länger – so heißt es wenigs- tens. Manchmal aber scheint Neukölln den Gegen- beweis antreten zu wollen. Aktuelles Beispiel dafür ist der  Umbau des Platzes der Stadt Hof: Freitagmorgen wurden Absperrungen aufgestellt, vormittags rückte spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnein Bagger an, mittags kamen Bezirksbürger- meister Heinz Busch- kowsky, Baustadtrat Tho- mas Blesing nebst Staatssekretär Ephraim Gothe, um Reden zu halten und den  ersten Spa- tenstich  zu machen, und schon wenige Stunden danach war die Baustelle wieder passé. Ein Wunder? Das wäre es in der Tat, wenn in so kurzer Zeit der Platz der Stadt Hof umgestaltet worden wäre. Ist er aber nicht.

Innerhalb der nächsten 14 Tage werde es aber wirklich losgehen, kündigt Horst Evertz von der [Aktion! Karl-Marx-Straße] an, dann werde der Platz komplett gesperrt und innerhalb von knapp 1 1/2 Jahren dessen Umgestaltung vollzogen. Danach solle spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, thomas blesing, ephraim gothe, heinz buschkowskyer seine Größe von aktuell 1.250 Quadrat- metern verdoppelt haben und nicht nur eine at- traktivere Optik, sondern auch eine deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität  aufweisen. Zu- dem fordert er auch von den Autofahrern ein spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neuköllnUmdenken: „Der Platz“, er- klärt Evertz, „wird bis zur Ecke Richardstraße ausge- dehnt. Das Abbiegen aus der Ganghofer- wird dann nur noch in die Richard- und nicht mehr in die Karl-Marx-Straße und umgekehrt mög- lich sein.“ Die  Befürchtungen eines Anwohners der Richardstraße, dem Schlimmes schwant, sind nachvollziehbar. In Heinz Buschkowskys Begeisterung darüber, dass die Umgestaltung des Platzes der Stadt Hof ein weiteres Stück Modernisierung der Karl-Marx-Straße  bedeute, mag er nicht so recht einstimmen.

Mit 100.000 Euro beteiligt sich der Bezirk Neukölln, 600.000 Euro finanziert der Berliner Senat aus dem Städtebauförderungs-Programm, um den „Modernisierungs- rückstau der letzten 20 Jahre“ in der Karl-Marx-Straße aufzulösen. Durch die Kombination aus Baumaßnahmen und einem neuen Geschäftsstraßen- management, prognostiziert Ephraim Gothe, bringe man die Magistrale Neuköllns spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, heinz buschkowsky, thomas blesing, ephraim gotheauf einen guten Weg. Wann das Ende des Wegs, sprich: der Hermannplatz, erreicht sein wird, bleibt offen. Von „weiteren Bauabschnitten im Sause- schritt“ spricht Buschkowsky und unkt, dass 2024 alles abgeschlossen sei. Dass es schneller gehen wird, hofft Staatssekretär Gothe.

Dass man mit dem Umbau des Platzes der Stadt Hof auch schon weiter sein wollte, will Thomas Ble- sing dann doch nicht unerwähnt lassen. Durch die Haushaltssperre des Senats hänge man  bereits jetzt vier Monate hinterher. Bestens gediehen sei jedoch die Bürgerbeteiligung, die maßgeblich dazu beitragen habe, dass hier umgesetzt werde, was die Neuköllner widerspiegelt: Kernstück des Platzes wird ein etwa 750 Quadratmeter großes demographisches spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, mosaikstein demografisches pflasterMosaik. Sieben unterschiedliche Steinsorten symboli- sieren in dem sieben Weltregionen und somit die Herkunftsländer der Neuköllner, Glassteine repräsen- spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, bauausführung: fa. dalhofftieren Staatenlose bzw. Menschen mit ungeklär- ter Herkunft. „Natürlich“, weiß Blesing, „ist das alles teurer als Beton.“

Aber es gehe eben auch um eine Identifikation mit dem Platz, der bisher kaum als solcher wahrgenommen wurde. „Genau deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, dass er auch eine kleine Festfläche bekommt und so als Veranstaltungsort genutzt werden kann“, ergänzt Andreas Altenhof. Er gehört hauptberuflich dem Direktorium der Neuköllner Oper an und engagiert sich ehrenamtlich in der aus Anwohnern, Akteuren und Gewerbetreibenden bestehenden Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, namenswettbewerbStraße]. Das Gremium will zugunsten der Akzeptanz des Platzes aber noch einen Schritt weitergehen. „Damit es wirklich ein Platz von uns Neuköllnern und für uns Neuköllner werden kann, braucht er einen neuen Namen“, findet Altenhof, der sich längst auf PdSH beschränkt, wenn er über den Platz der Stadt Hof spricht. Wer noch keinen Namensvorschlag in die Box geworfen hat, so sein Hinweis, solle ihn per spatenstich, baumaßnahme "umgestaltung platz der stadt hof", berlin-neukölln, puppentheater k+k volkart, könig buschyMail oder Post schicken.

Gedanken um das „verkrüppel- te Büdchen“, den einstigen China-Imbiss unter der Platane, muss sich indes niemand mehr machen. Das kommt weg und dürfte, ginge es nach dem Willen der Puppenspieler von K & K Volkart, gerne als Puppentheater auf den Böhmischen Platz gestellt werden. Schon als Dankeschön für ihr  launiges Stück um König Buschi, Bausteinrat Blase und Herrn Kowalski vom Ordnungsämtchen hätten sie es verdient. Und der Platz der Stadt Hof wird, wie immer er dann auch heißt, ein neues Büdchen bekommen – nebst einem Wall-Klo, sieben sonder- angefertigten Bänken, neun Mastleuchten und etwa 10 Bäumen. Was ihm bleibt, ist aber definitiv die Platane.

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Eine Studie, die etwas andere Verdrängung in Neukölln und das Zerren ums Tempelhofer Feld

topos-studie sozialstrukturentwicklung in nord-neukölln, senatsverwaltung für stadtentwicklung berlin

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„Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln“ heißt die 63-seitige Studie, die TOPOS Stadtforschung im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erstellte und Montagabend vor rund 100 Interessierten  in der Mensa des Campus Rütli präsentierte.

Deren wohl wichtigste Erkenntnis scheint, dass für die Situation im Norden des Bezirks der Begriff Gentrifizie- rung neu definiert werden muss. „Deutliche soziostruk- turelle Aufwertungstendenzen“, so die Studie, „sind nur im Gebiet Reuterplatz zu erkennen“. Dort gebe es den höchsten Anteil an Gentrifiern, jeder vierte Haushalt im Quartier falle in die Kategorie der Besserverdienenden. Für alle anderen Kieze gelte hingegen, dass in ihnen ein Zuzug vieler Pioniere, d. h. jungen Leuten mit hoher Bildung und eher niedrigem Einkommen, zu registrieren sei, sich aber keinesfalls ein Gentrifizierungsprozess abzeichne. Eine Verdrängung finde aber sehr wohl statt, schränkt Studienleiter  Sigmar Gude ein und weist damit auf die Neuköllner Eigenart des Gentrifizierungs-Begriffs hin: „Arme Mieter verdrängen noch ärmere Mieter.“

Schlussfolgerung kann also nur sein, dass auch für Geringverdiener finanzierbare Wohnungen gebraucht werden, um den Prozess zu stoppen. „Wohnungsbau auf dem Tempelhofer Feld“, schlug Ephraim Gothe, Staatssekretär für Bauen und Wohnen, als praktikable Maßnahme vor. Dort entstehende Neubauten, präzisierte er, seien aber selbstverständlich nicht für Einkommensschwache sondern für gehobenere Gehaltsklassen, um die Konkurrenzsituation auf dem Wohnungsmarkt zu entschärfen.

Mit der Zukunft des ehemaligen Tempelhofer Flughafens beschäftigte sich am Montagabend auch ein Anderer:  Dr. Lothar Köster, der Initiator der Bürgerinitiative „100 % Tempelhofer Feld“. Der Gesetzentwurf zum Volksbegehren/Volksentscheid zur vollständigen und dauerhaften Erhalt des jetzigen Zustands sei nun fertig, teilte er in einer Pressemeldung mit, wäh- rend Gothe auf dem Campus Rütli noch die TOPOS-Studie als Legitima- tion zur Bebauung der einzigartigen Fläche bemühte.

Im Wesentlichen, so die Bürgerini- tiative, schreibe dieses Gesetz den Verbleib des Tempelhofer Flugfeldes im Eigentum des Landes Berlin vor und verbiete die Veränderung durch Bebauung oder Umgestaltung. Das Tempelhofer Feld solle in seiner Gestalt langfristig erhalten und dauerhaft kostenlos zugänglich bleiben.

Der Gesetzentwurf werde „in den nächsten Tagen offiziell eingereicht“, kündigt Köster im Namen der Bürgerinitiative „100 % Tempelhofer Feld“ an. „Sobald die zuständige Senatsstelle für Stadtentwicklung und Umweldschutz ihre vom Gesetz vorge- schriebenen Kostenschätzungen erstellt haben, beginnen wir mit der Sammlung der Unterschriften.“ In der ersten Phase würden 20.000 gültige Unterschriften benötigt werden, um die Unterstützung der Bevölkerung Berlins für dieses Volksbegehren nachzuweisen. „Angesichts des breiten Zuspruchs und der klaren Alternativen wird diese erste Sammelphase keine erheblichen Probleme bereiten“, sind Lothar Köster und seine Mitstreiter überzeugt.

=ensa=