Eisbären im Rollbergkiez

winterraunen rollbergkiez neukölln, die eisbären sind los, gunhild kreuzerMancher, der gestern und vorgestern nachmit- tags durch den Neuköllner Rollbergkiez ging, rieb sich verwundert die Augen. Auf Konfron- tationen mit Hunden aller Größenordnungen und Gefahrenkategorien ist man hier gefasst, auf das Zusammentreffen mit Eisbären wahr- winterraunen rollbergkiez neukölln, die eisbären sind los, gunhild kreuzerlich nicht.

Die Aktionskünstle- rin Gunhild Kreuzer war es, die die unge- wöhnliche Begegnung für die vom Quartiersmanagement finanzierte Reihe „Winterraunen im Rollbergkiez“ inszenier- te. Mit dem Karneval habe ihr Event namens „Die Eisbären sind los!“ aber nichts zu tun, betont sie. winterraunen rollbergkiez neukölln, die eisbären sind los, gunhild kreuzerEbenso wenig sei es eine Gedenkveranstaltung für den vor 11 Monaten im Berliner Zoo verstorbenen Knut oder ein temporäres Mahnmal, das auf die sich stetig verschlechternden Lebensbedingungen für Eisbären in Freiheit aufmerk- winterraunen rollbergkiez neukölln, die eisbären sind los, gunhild kreuzersam machen soll.

„Einen tiefe- ren Sinn hatte die künstleri- sche Aktion nicht“, sagt Gunhild Kreuzer. Um die Asso- ziation Eisbären = Winter sei es gegangen. Und um Spaß. Wer wollte, konnte in einen Eisbär-Overall schlüpfen und sich Eisbären-Geschichten erzählen lassen oder Szenen aus denen nachspielen. Wirklich groß war der Andrang nicht: „Sind ja auch kaum Leute hier.“ Vor zwei Supermärkten in der Nachbarschaft hätte es mehr Publikum gegeben, aber die liegen beide auf den Straßenseiten jenseits der unsichtbaren Quartiersmanagement-Grenze.

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Mit Reinhold Steinle durch den Reuterkiez (1)

Reinhold Steinle kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus. „Das hätte ich nicht gedacht, dass die Gruppe so groß wird“, gibt er zu. Es ist Samstagnachmittag, es sind Sommerferien, die Sonne strahlt vom Himmel über Neukölln und die  große Ankündigung seiner Stadtteilführung durch den Reuterkiez in einer Gratis-Wo- chenzeitung hatte zwar über alles mögliche informiert, nicht aber über die Telefon- reuterkiez-führung, reinhold steinle,neukölln,klötze und schinkennummer, unter der Anmeldungen ent- gegengenommen werden.

Reichlich Stoff zum Staunen gibt es auch für die zehn Frauen und Männer, die mit Steinle das medial präsen- teste Viertel Neuköllns erkunden wol- len. Den Kunstnamen Kreuzkölln mö- ge er gar nicht, stellt er gleich mal klar. Entsprechend viel Raum gibt Reinhold Steinle vor Beginn der Tour der turbulenten Vita von Fritz Reuter, dem Namensgeber des Reuterkiezes. Wer angenommen hatte, dass das Quartier reuterkiez-führung,reinhold steinle,neukölln,bruno taut-haus bürknerstraßedem SPD-Politiker Ernst Reuter seinen Namen verdankt, weiß es nun besser.

Bis zur ersten Station des Stadtteilspaziergangs sind es nur wenige Schritte. Steinle bittet um Auf- merksamkeit für das Haus in der Bürknerstraße 14 – ein Frühwerk des Architekten Bruno Taut. Hoch- modern sei es 1910 bei seiner Erbauung gewesen, erzählt der gebürtige Schwabe und gefühlte Ber- liner. In fast allen Wohnungen habe es ein Bad gegeben, fürs ganze Haus eine Zentralheizung. Die anfangs etwas mürrische Miene eines Mieters, der aus dem Fenster seiner Wohnung in der zweiten Etage guckt, hellt sich auf: Er wirkt, als habe er über die Historie seines Hauses bisher nicht viel gewusst und gerade etwas dazugelernt, fast ein bisschen stolz.

Was Reinhold Steinle über die Gewerberäume an der Ecke Bürknerstraße/Kottbus- ser Damm weiß, kann der Mann von seinem Fensterplatz aus nicht mehr hören. Wo heute textile Restposten aus London verkauft werden, stand früher Ilse Schier-Weimann hinter der Theke ihrer „Kottbusser Klause“. Die Liste der Prominenten, die in der stadtweit bekannten Kultkneipe auftraten oder sich als Gäste vergnügten, ist lang, reicht von Drafi Deutscher über Rolf Eden bis hin zu Erich Kästner. Letzterer, wird kolportiert, habe es allerdings vorgezogen, inkognito dort zu sein. Vom Promi-Hotspot ist die Billig-Boutique weit entfernt, doch … „Nina Hagen ist da schon beim reuterkiez-führung,reinhold steinle,neukölln,plakat-industrie berlin,papst-kalenderShoppen gesehen worden“, erzählt Steinle  zur Überraschung aller. Bei manchem aus der Gruppe setzt die- ser Effekt auch ob der Information ein, dass eine Straßenseite des Kottbus- ser Damms zu Kreuzberg gehört und die andere zu Neukölln.

Um Prominente geht es auch an der nächsten Station, in der Schinke- straße. Reinhold Steinle bleibt vor einem backsteinernen Fabrikge- bäude stehen und wühlt in seiner Aktentasche nach einigen Blechschildern. „Die werden hier gegenüber bei der Firma Plakat-Industrie hergestellt“, berichtet er nach einem Schwenk in die Geschichte des 1897 errichteten Gewerbekomplexes. Mo- mentan sei der Papst-Kalender der große Renner. Ob der aber dem Tradi- tionsunternehmen Umsätze in einer Größenordnung wie seinerzeit durch den Verkauf der Blechplaketten mit Eisbär Knut bescheren kann, ist fraglich: „Die Konkurrenz reuterkiez-führung,reinhold steinle,neukölln,schokoladenfabrik schinkestraßedurch Billigware aus China ist eben leider groß.“

Durch eine Toreinfahrt in der Schinkestraße 8/9 geht es zum nächsten Etappenziel. „Alleine wäre ich niemals einfach auf das Grundstück gegan- gen“, gibt eine Frau zu. Wenig später steht sie perplex in dem engen, lauschigen, efeu- berankten Hinterhof. Fast 50 Jahre lang, von 1926 bis 1973, so Reinhold Steinles Recher- chen, hatte hier eine Schokoladenfabrik ihre Produktionshalle und schickte süße Duftwolken über den Kiez. Nachdem sie ihren Betrieb eingestellt hatte, machten sich Hausbesetzer im Gebäude breit, die zwar vom Eigentümer des Anwesens geduldet, von der Bauaufsicht aber zermürbt wurden. Heute erinnern nur noch vereinzelte Details an die wilde Zeit des reuterkiez-führung,reinhold steinle,neukölln,hinterhof schokoladenfabrik schinkestraßereuterkiez-führung,reinhold steinle,neukölln,hinterhof schokoladenfabrik schinkestraßeGebäudes, das nun einer däni- schen Immobi- liengruppe ge- hört und neben der Pension von Angela de Rid- der vor allem Un- ternehmen der Kreativ- und Software-Branche beherbergt. Ein Umfeld, in dem sich wahrscheinlich auch …

(Fortsetzung morgen)

Die nächste „Entdeckungen im Reuterkiez“-Tour mit Reinhold Steinle findet am kommenden Freitag (22.7.) statt. Der Kiezspaziergang, der dann von einem Kamera-Team begleitet wird, startet um 15 Uhr an der Café-Galerie Klötze und Schinken. Die Teilnahme kostet 10 €; telefonische Anmeldung unter 030 – 53 21 74 01 erwünscht.

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Das Fell des Bären

Es sei bereits im Natur- kundemuseum, verkünde- te Bernhard Blaszkiewitz am Tag 3 nach Knuts überraschendem Ableben. Wahrlich nicht die erste umstrittene Entscheidung des Berliner Zoodirektors. Mit einer „Knut gehört nicht ins Museum“-Petition wol- len nun Fans des Eis- bären verhindern,  dass sein Pelz auf eine Dermoplastik gespannt wird und in einem gläsernen Schaukasten landet. Ob sich Blaszkiewitz davon beeindrucken lässt, bleibt abzuwarten.

Sicher ist aber: Es war nicht Knuts Fell, das gestern in Neukölln beim Wochenmarkt auf dem Hermannplatz zum Verkauf angeboten wurde. Die Farbe stimmt zwar, doch so flauschig war der Pelz des Bären nicht mal, als der noch kniehoch war.

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