„Drei Dinge meines Lebens“ – eine spannende Variante der Insel-Frage im Museum Neukölln

drei dinge meines lebens, museum neukölln„Was würdest du mit auf eine ein- same Insel nehmen?“ – diese Frage kennt wohl jeder. Mit einer ähnlichen Frage wurde neun Frauen und Män- ner, die unterschiedlichste Verbin- dungen zu Neukölln haben, vom Museum Neukölln konfrontiert. Aller- dings ging es nicht darum, etwas mitzunehmen, sondern sie sollten et- was abgeben: drei persönliche Ge- genstände, die ihnen wichtig sind. Dinge ihres Lebens oder eines Lebensabschnitts, an die Erinnerungen geknüpft sind. „Ein Vierteljahr“, sagt Museumsleiter Udo Gößwald, „hatten sie Bedenkzeit.“ Noch bis zum Jahresende werden die Objekte und ihre Geschichten nun unter dem Motto „Drei Dinge meines Lebens“ im Museum Neukölln präsentiert.

drei dinge meines lebens, museum neukölln, otmar l.Der heute 90-jährige Otmar L. ist der älteste der Protagonisten. Das Gemälde, das seine Frau Christa zeigt, hängt normalerweise im Wohn- zimmer des ehemaligen Augenarztes.   Im Museum wacht sie nun über die gläserne Vitrine mit einer koreanischen Vase, die ein Hochzeitsgeschenk drei dinge meines lebens, museum neukölln, beate f.war, und dem ver- schnörkelten Rahmen mit dem  „Lied der Bayern“.

Für Beate F. hätte die Vitrine auch etwas kleiner ausfallen dürfen. Sie hat einen winzigen Aschen- becher, eine Pfeife, die einst einem Freund gehörte, und einen Klopapierhalter aus Porzellan zu den Dingen ihres Lebens auserkoren.

drei dinge meines lebens, museum neukölln, seray i.Seray L., mit 24 Jahren die Jüngste derer, die dem Museum in Britz drei Leihgaben zur Verfügung stellte, brauchte dagegen reichlich Platz für ihre Objekte: ein Mo- nopoly-Spiel, ein Kinderbuch mit dem Titel „Woher stammt die Freiheitsstatue?“ und Nike-Basketballschuhe aus der Air Jordan-Kollektion. Vor 10 Jahren, drei dinge meines lebens, museum neukölln, daniella g.erfährt man, ha- be ihre Mutter sie ihr für 120 Mark gekauft.

Nur 75 DDR-Mark hat die Geige gekostet, die – ne- ben dem Teddy Traudl und einem Gemälde – zu den drei Dingen des Lebens von Daniella G. gehört. Das Musikinstrument mausert sich kurioserweise zum Objekt, das am Infotresen des Museums für allerhand Gesprächsstoff sorgt, denn … es ist nicht da. So unsichtbar wie die imaginären Turnschuhe in einer anderen Vitrine. Die Vermutung liegt nahe, dass es der Violine im ehemaligen Ochsenstall zu warm sein könne. Doch die Erklärung ist noch profaner: „Das Instrument wird täglich benutzt.“

Ihm ginge es wohl genauso, wenn er sich für drei Dinge, die ihm wichtig sind, entscheiden müsste, sagt der Museums-Mitarbeiter, der – wie Daniella G. – Musik macht. Ein Mikrofon, meint er, wäre ganz sicher dabei. „Bestimmt auch ’ne Lederhose oder ’ne andere Klamotte“, frotzelt ein Kollege von ihm, der selber höchstwahr- scheinlich ein Foto von früher als Exponat präsentieren würde. Über die Gegenstände zwei und drei müsse er länger nachdenken. Einfach, finden beide, sei es wirklich nicht, die richtigen drei Dinge auszuwählen.

Die Ausstellung „Drei Dinge meines Lebens“ ist noch bis zum 30. De- zember im Museum Neukölln zu sehen; der Eintritt ist frei. Die Geschichten zu den Gegenständen werden mit einem audiovisuellen Führungssystem sowie in einem Begleitbuch zur Ausstellung erzählt.

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