Das Kreuz mit den Kreuzen

einladungsplakat podi st. clara neuköllnEgal wie stark und aus welcher Richtung dann der Wind weht – in 18 Tagen wird gekreuzt. Im Wahl- BTW2013_Wahlzettel NKkreis 82 Berlin-Neukölln wollen 17 Parteien und 10 Direktkandidaten die Regatta für sich ent- scheiden, um mit dem Rückenwind der Wähler den deutschen Bundes- tag zu entern.

Aber wer sind überhaupt diese Wahlkreisabge- ordneten, die den direk- ten Weg nehmen und Impulse für Neukölln unter der Reichstagskuppel setzen wollen? Mit  Christina Schwarzer (CDU), Ruben Lehnert (Die Linke), Anja Kofbinger (Bündnis 90/Die Grünen) und Anne Helm (Piraten) stellten sich gestern Abend gleich vier der 10 einer Podiumsdiskussion im Weiterlesen

Teilen macht Spaß

Das jedenfalls meint Die Linke, die bei der kommenden Bundestagswahl Ruben Lehnert  auf die Erststimmen-Jagd  in Neukölln schickt. Nur  wenige Meter  vom Wahl-

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plakat mit diesem Slogan entfernt beweisen Neuköllner, dass sie die Freude am Teilen längst entdeckt haben und praktizieren. Dass andere die öffentlich zur Schau gestellte Großzügigkeit sehr ungern sehen, kann dem Spaß nichts anhaben.

Schlimmer als die Stasi

agora collective neukölln„Fritz Felgentreu bringt Neukölln in den Bundes- tag.“ So steht es auf seinem Fritzmobil – neben dem Konterfrei des SPD-Kandidaten und über der Aufforderung, am 22. September die Sozial- demokraten zu wählen. Dieser Tage startete der Neuköllner SPD-Kreisverband mit der Dis- kussion eines heißen Themas in die heiße Phase des Wahlkampfs: #reclaimyourdata – Konsequenzen aus dem NSA-Skandal und Im- pulse für eine gute Netzpolitik stand über der Veranstaltung, die von Dr. Fritz Felgentreu unter dem Dach des Agora Collectives eröffnet fritz felgentreu_spd-veranstaltung_agora collective neuköllnwur- de. Er habe Respekt vor dem, was Ed- ward Snowden getan hat, stellte der SPD- Kreisvorsitzende fest und appellierte, den Mut und die Zivilcourage des Whistleblowers zu würdigen. Aus der von seinem Veranstaltungskoordinator Simon Hennke moderierten Diskussion im bestens besuchten Mehr- zweckraum, in dem zuvor Yoga-Matten gegen Stühle ausgetauscht werden mussten, hielt Felgentreu (l.) sich raus. Die überließ er den Experten auf dem Podium: Yannick Haan, Sprecher des Forums Netzpolitik der Berliner SPD, Gesche Joost, die seit 2006 zum Kom- petenzteam des nun als SPD-Kanzlerkandidat aufgestell- ten Peer Steinbrück gehört, und Tilo Jung, Weiterlesen

Was nicht passt, wird passend gemacht

Die älteste, noch bestehende Partei Deutschlands ist die SPD unbestritten. Damit, dass sie in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert, dürften aber Pedanten ihre ausstellungsplakat spd rixdorf-neuköllnProbleme haben. Denn die Partei konsti- tuierte sich erst 1875 durch den Zusam- menschluss des 1863 gegründeten Allge- meinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) und der 1869 ins Leben gerufenen Sozial- demokratischen Arbeiterpartei (SDAP) als Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). SPD, also Sozialdemokratische Par- tei Deutschlands, heißt sie sogar erst seit dem Herbst 1890. Aber wer will es schon so genau nehmen, wenn das Jubiläumsjahr passgenau in das Jahr einer Bundestags- wahl fällt, die gewonnen werden will?

Auch die Neuköllner Sozialdemokraten fei- ern kräftig mit: Vorgestern wurde im Kultur- stall auf dem Gutshof Britz die Ausstellung „Der Kampf um Einheit und Freiheit. Ge- schichte der Sozialdemokratie in Rixdorf und Neukölln“ eröffnet. Auf 16 Text-/Bild-tafeln wird hier die lokalhistorische Bedeutung der SPD skizziert, die im Februar 1874,

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zur Zeit von Kaiser Wilhelm I., mit der Gründung des ersten sozialdemokratischen Agitationsvereins begann. 40 Jahre später hatte der fast 18.000 Mitglieder. Imposante Wahlerfolge und Massenversammlungen verbanden Rixdorf jahrzehntelang mit der Farbe rot.  Nach dem Ende der NS-Zeit, in der die SPD verboten war, konnte Neukölln seinen Ruf als Hochburg der Sozialdemokratie schnell zurück erobern. 1981 war es damit vorbei: Der CDU-Mann Arnulf Kriedner wurde für acht Jahre Bezirks- bürgermeister; von 1992 bis 2001 waren es mit Hans-Dieter Mey und Bodo Manegold ebenfalls CDU-Politiker, die im Rathaus den Ton angaben. Erst 2001 war die SPD wieder am Zug, den Posten des Bezirksbürgermeister besetzen zu können. Am Anhängerschwund konnte aber auch das nichts ändern: 2007, informiert die Aus- stellung, war die Zahl der Mitglieder der SPD Neukölln von knapp 5.000 in 1980 auf 1.240 geschrumpft.

Viele von ihnen feierten gestern auf dem Karl-Marx-Platz den Abschluss der Woche der Neuköllner SPD, sich selber und ihren Genossen  Fritz Felgentreu (2. v. r.), der  für

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5_jubiläumsfest spd neuköllndie Partei nach der Wahl am 22. Septem- ber in den Bundestag einziehen soll. Falls das nicht gelingen sollte und das Buhlen um Wählerkreuze durch Kinder- bespaßung, ein Bühnenprogramm, Ge- grilltes und Informationsstände nicht greift, dann ja vielleicht 2025: Dann kann die SPD wieder ihr 150-jähriges Jubi- läum feiern und wird wieder Bundestags- wahl sein. Fritz Felgentreu wäre mit 57 Jahren immer noch im besten Politikeralter.

Die Ausstellung „Der Kampf um Einheit und Freiheit. Geschichte der Sozialdemokratie in Rixdorf und Neukölln“ ist noch bis zum 7. Juli im Kulturstall Gutshof Britz  zu sehen; Öffnungszeiten: Di. – So. 10 – 18 Uhr.

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