Neuer Standort für ein Neuköllner Mauerkreuz

Das schlichte Holzkreuz, das an Dieter Berger und Lutz Schmidt erinnert, die im Dezember 1963 und im Februar 1987 an der ehemaligen Berliner Mauer erschossen wurden, steht seit Anfang April nicht mehr an der Köpenicker Straße in Neukölln, sondern am Neudecker Weg. Not-wendig wurde die Umsetzung wegen Arbeiten am Neubau der Clay-Schule. „Das Holzkreuz hat jetzt im Neudecker Weg 7 einen angemessenen neuen Standort nur wenige Meter vom markierten Weiterlesen

Ein Fragezeichen weniger hinter der neuen Clay-Schule

neukölln arcaden_wettbewerbsausstellung clay-schuleWenn Jan-Christopher Rämer und Dr. Franziska Giffey noch als Schulstadtrat und Bezirksbürger-meisterin den Neubau der Neuköllner Clay-Schule eröffnen wollen, was Schulleiter Lothar Semmel hofft, müssen sie sich noch sieben Jahre in ihren Ämtern halten und zwei Kommunalwahlen über-stehen. Semmel selber wird dann allerdings schon seit einiger Zeit im Ruhestand sein: 2017 ist für ihn Schluss, für 2022 ist die Fertigstellung des Neu-baus in Rudow geplant, die wiederum den Schluss-punkt hinter dann 33 Jahre in einem „temporären Ersatzbau“ setzen soll.

„Ich bin inzwischen der fünfte oder sechste Stadtrat, der sich mit dem Thema be-schäftigen darf. Aber noch nie war jemand so weit“, bilanzierte Rämer Weiterlesen

Anstieg der Anmeldungen für Neuköllns Oberschulen

oberstufenschule neuköllnAusgerechnet die Clay-Schule ist die übernachgefrag- teste der übernachgefragten Neuköllner Oberschulen für das Schuljahr 2015/16: 71 Prozent mehr Anmeldungen als im Vorjahr verzeichnete die Schule in Rudow, die seit 25 und noch mindestens sieben Jahre mit einem Con- tainer-Provisorium auskommen muss. Auch bei sechs weiteren Schulen übertrifft die Zahl der Anmeldungen, die insgesamt um 6 Prozent anstieg, das Platzangebot. Wie das Schulamt des Bezirks gestern mitteilte, bedeute das, dass der Erstwunsch von 1.615 Schülerinnen und Schüler in mindestens 256 Fällen nicht erfüllt werden könne.
Gewährleistet ist indes, so Bildungsstadträtin Dr. Franziska Giffey, dass „jedem Neuköllner Kind ein Oberschulplatz im Wohnbezirk angeboten werden kann.“ Wo die Schulkar- riere fortgesetzt wird, erfahren die Familien um Pfingsten.

Werden aus fünf Jahren über 30?

zwangsarbeiterlager rudow_neubau clay-oberschule neuköllnNoch ist die rund 500 Quadratmeter große Wirtschaftsbaracke auf dem etwa vier Hektar großen Gelände des ehemaligen Zwangsar-beiterlagers Rudow I-III zwischen Köpenicker Straße und Neudecker Weg nicht zu über- sehen. In einigen Tagen wird sie abgeris- sen, um Platz für den Neubau der Clay- Oberschule zu machen. Die mit rund 1.100 Schülern und 100 Lehrkräften größte Ober- schule Neuköllns ist seit 1990 in einem inzwischen völlig maroden Containerbau am Bildhauerweg in Rudow untergebracht. Ursprünglich sollten die Container für nur fünf Jahre als Ausweichstandort dienen, nun werden es aller Weiterlesen

Kiloweise Fundstücke aus der Vergangenheit

Letzten Sonntag, am Tag des offenen Denkmals, auf dem Neubaugelände der Clay- Oberschule in Rudow: Auf dem rund 2 Hektar großen Areal waren zwischen 1939 und 1945 bis zu 1.500 Frauen und Männer in den drei miteinander verbundenen Zwangsarbeiterlagern Rudow I – III untergebracht. Allein die Arbeitsgemeinschaft 1_archäologische grabungen_zwangsarbeiterlager rudow_neuköllnRudow, ein Zusammenschluss rüstungs- naher Industriebetriebe, dem u. a. die Firma Eternit angehörte, beantragte am 21. Februar 1941 die Errichtung eines Barackenlagers für 207 Zwangsarbeite-rinnen und 56 Zwangsarbeiter auf dem Grundstück am Neudecker Weg.

In ganz Berlin gab es während des 2. Weltkriegs unterschiedlichen Schätzun- gen zufolge zwischen 3.000 und 6. 000 Lagerstandorte. Die Wirtschaftsbaracke des Lagers in Rudow auf dem früheren Gelände der Firma Eternit steht noch heute. Sie wird gerade dekontaminiert, um anschließend für den Schulneubau abgerissen zu werden. Hinter Weiterlesen

Geschichte zum Anfassen, Lernen und Ausleihen

materialkoffer ns-zwangsarbeit_museum neuköllnEin Seifenstück, kaum größer als eine Streich-holzschachtel. Fotos von Menschen, die, sich um ein Lächeln bemühend, in ihrer Arbeits-materialkoffer zwangsarbeit_museum neukoellnkleidung posieren. Kleine Betonbro- cken und rostige Nägel, ein Rosen- kranz und Tage- buchaufzeichnun- gen. „Wir haben jetzt erst verstanden, worum es wirk- lich geht“, sagen die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe der Neuköllner Clay-Schule nach ihrer Projektwoche zum Thema Zwangsarbeit. Was vorher eine von vielen Vokabeln aus dem Geschichtsunterricht war, hat nun für sie eine völlig neue Bedeutung mit un- geahnten Dimensionen bekommen. Und eine ungeahnte Nähe: Weiterlesen

Schulneubau auf historisch belastetem Gelände

lothar semmel_geschichtsspeicher museum neuköllnEigentlich wollten die Schüler und Lehrer der Neuköllner Clay-Schule nur endlich eine neue Schule. Schon 1989 war das asbestbelasteste Gebäude im Ortsteil Rudow geschlossen worden, das einst als Clay-Schule eingeweiht worden war. Seitdem findet der Unterrricht in einem Contai- ner-Provisorium statt. „Dessen veranschlagte Lebensdauer von 15 Jahren ist also längst über- schritten“, rechnet Lothar Semmel (r.) vor, „und das macht sich auch an allen Ecken und Enden bemerkbar.“ Bei stärkerem Regen ströme das Wasser durch Decken und Fenster, im Winter sind Heizungsausfälle eher Regel als Ausnahme, und im Weiterlesen

Neukölln – Ústí nad Orlicí – Neukölln

Usti nad Orlici_StadtfestEs hat Tradition, dass eine Delegation der Freunde Neuköllns in die tschechische Part- Stadtfest_Usti nad Orlicinerstadt Ústí nad Orlicí reist, um dort am Stadtfest teilzu- nehmen. Am zwei- ten Juni-Wochen- ende war es wieder soweit. Auch drei Nachfahren einst nach Rix- dorf eingewanderter böhmischer Glaubensflüchtlinge hatten sich diesmal der Gruppe angeschlossen: Sie wohnen heute nicht nur in Neukölln, sondern auch in Biesenthal Hochwasser 2013_Tschechienund Braunschweig.

Dramatische Ereignisse verhinderten eine pünkt- liche Ankunft der Neuköllner in Ústí nad Orlicí. Zwei Stunden länger als üblich brauchte der Zug, Region Usti nad Labemder wegen Überflu-tungen im südli- chen Brandenburg, in Sachsen und be- sonders in der Region um Ústí nad Labem nur Schritt- tempo fahren konnte. Karel Pokorny, der Chefredakteur der Lokalzeitung Orlicky Denik, musste folglich eine Weile auf seine Gäste warten. Bei dem Gespräch mit ihm ging es vor allem um den örtlichen Arbeitsmarkt und die Nachnutzung des Areals der ehemaligen Textilfabrik Perla, die einst auch den Schlafanzug der Queen nähte und bei der vor ein paar Jahren 800 Beschäftigte ihren Job verloren. Das Abendessen im Hotel Uno wurde zusammen mit Mitgliedern des Chors Alou Vivat eingenommen, der schon in Neu- Aussichtsturms Andrluv Chlumkölln war, um beim Rixdorfer Weihnachtsmarkt aufzutreten.

Auf dem Besuchsprogramm des nächsten Tages standen der Flugplatz und ein Abste- cher in den Vorort Cernovir, wo Ende August wieder das Rolovani als tschechisches Pen- dant zum Rixdorfer Strohballenrollen Popráci stattfindet. Nach der Besteigung des Aus- sichtsturms Andrluv Chlum, die mit einem grandiosen Überblick belohnt wurde, ging Rathaus Usti nad Orlicies zum traditionellen Stadtfest auf dem zentralen Platz des Friedens. Zuvor aber wurde die Delegation aus Neukölln im Rathaus von Ústí nad Orlicís Bürgermeister Petr Hajek (3. v. r.) und seinem Stellvertreter Zdenek Espandr (4. v. r.) empfangen.

Horni CermnaAm Sonntag stand bereits am frühen Morgen die Abfahrt zum Ausflug nach Horní Cermná auf dem Programm. Aus diesem 1.000-Seelen-Ort stammen die meisten protestan- testantischen Glaubensflüchtlinge, die seinerzeit nach Rix- dorf gekommen waren. Nach dem zweisprachigen Gottes- dienst wurden die Neuköllner von der Gemeinde zu Kaffee und selbstgebackenem Kuchen eingeladen. Gemeinsam Grundschule Horni Cermnawurden anschließend die Grundschule und die auf dem 491 Meter hohen Marienberg erbaute Wallfahrtskirche Klein-Mariazell an der europäischen Wasserscheide zwischen Nordsee und schwarzem Meer besucht. Extra für die Gäste verwandelte sich die Dorfschänke von Horní Horni Cermna_Bürgermeisterin Hana MotlovaCermná zum Res- taurant, in das Bür- germeisterin Hana Motlova (r.) zum Mittagessen ein- geladen hatte. Hieran nahmen auch drei ehemalige Bürgermeister des Ortes teil – darunter Petr Silar, der inzwischen Mitglied des tschechischen Senats und Abgeordneter im Regionalparlament ist. Nach der Besichtigung des Heimatmuseums in Dolni Cermná, Heimatmuseum Dolni Cermnadessen Ausstellungs- stücke von den Anwoh- nern stammen und das auf dringend auf größere Räume hofft, wurde eine pensionierte Lehrerin besucht, die früher viele Schüler-Austausche zwischen den bei- den Partnerstädten organisiert hatte. Auf dem Rückweg machte die Gruppe noch beim Kloster auf dem Mut- tergottesberg nahe Kraliky und an einem Stausee Halt. Das Abendessen wurde in dem frisch restaurierten Fort Tvrz in Letohrad eingenommen.

Am letzten Tag ging es beim Gespräch mit einer Lehrerin des Gymnasiums in Ústí nad Orlicí erneut um das Thema Schüler-Austausch. Von 1993 bis 2007 wurde der zwischen der tschechischen Schule und der Neuköllner Clay-Oberschule prak- tiziert, von 1993 bis 2004 auch mit dem mit dem Albert-Einstein-Gymnasium. Wie es gelingen könnte, ihn zu reaktivieren, war der zentrale Punkt der Zusammenkunft, der Litomyslsich eine Stippvisite in der malerischen Friedrich Schloss LitomyslSme- tana-Stadt Litomysl anschloss, die be- sonders mit dem imposanten Schloss mit seiner außerge- wöhnlichen Sgraffi- to-Fassade zu beeindrucken wusste. Letzte Station auf dem Programm war schließlich eine Führung durch die Pädagogische Schule, in der Erzieherinnen und Erzieher schwerpunktmäßig in Musik, bildender und darstellender Pädagogische Schule LitomyslKunst ausgebildet werden. Überall in der Schule, selbst auf dem Dachboden, gibt es hier die Möglichkeit zur Präsentation eige- ner Werke.

Im nächsten Jahr kann die Städtepart- nerschaft zwischen Neukölln und Ústí nad Orlicí ihr 25-jähriges Bestehen feiern: Auf der Rückfahrt entwickelten die Freunde Neuköllns die Idee, anlässlich dieses Jubi- läums eine böhmische Linde in der tsche- chischen Partnerstadt zu pflanzen. Mal sehen, ob der Vorschlag eine Mehrheit bei den Mitgliedern findet. Ein Plätzchen würde sich sicher finden lassen.

=Bertil Wewer=