Normalerweise laufen Baumaßnahmen, bei denen ein öffentliches oder gewerb- liches Gebäude entstehen soll, ja eher so ab: Das Grundstück wird eingezäunt, mit kleinen Schildern bestückt, die den Zutritt verbieten, und noch bevor Bagger, Kräne und Bauarbeiter in Aktion treten informiert eine unübersehbare Hinweistafel darüber, was auf dem Gelände im Werden begriffen ist. Vergleichsweise nebulös gibt sich da die
3.200 Quadratmeter große Baustelle auf dem Areal der ehemaligen Kindl-Brau- erei. Informationen … Fehlanzeige, obwohl schon seit Wochen heftig gewerkelt wird.
„Da kommt doch ’ne Privat-Universität hin“, ist ein Passant überzeugt, der mehrmals wöchentlich an der Baustelle vorbei zum benachbarten Supermarkt geht. „Das gibt bestimmt ’n Wohnhaus mit Luxusappart- ments“, befürchtet eine Frau, die gerade einen Termin gegenüber im JobCenter Neukölln hatte. Ein Mann beobachtet das Treiben auf der anderen Seite des Zauns eine Weile. „Was das wohl wieder wird?“, fragt er sich und hofft, dass das geheim- nisvolle Etwas nicht zu hoch wird – wegen des Panoramablicks aus seiner Wohnung am Boddinplatz. Den Wasserturm in der Leykestraße würde er auch weiterhin gerne sehen können.
Die Chancen stehen außerordentlich gut, obwohl der Wasserturm nur 40 Meter misst. Das Dialysezentrum, das vom Kuratorium für Dialyse und Nierentrans- plantation (KfH) in der Sichtachse errichtet wird, ist jedoch nicht mal halb so hoch. Fast 60 Dialyseplätze sollen bei der Eröffnung im Frühjahr 2013 in dem zwei- geschossigen Gebäude, das dann das KfH-Nierenzentrums an der Sonnenallee ersetzt, bereitstehen. „Was und wie hoch direkt nebenan auf dem jetzigen Trö- delmarkt gebaut wird, wissen wir auch noch nicht“, sagt Angelika Hinz, die kauf- männische Betriebsstättenleiterin des KfH-Projekts.
Während also hinsichtlich des Neubaus auf dem Kindl-Areal doch Klarheit herrscht, steckt die Zukunft der benachbarten ehemaligen und teils denkmalgeschützten Brauereigebäude noch in einer Gemengelage aus Fakten, Planungen und Visionen. Sicher ist, dass sie an den Schweizer Burkhard Varnholt und seine Frau verkauft wurden. Gewiss ist, dass in den Räumlichkeiten noch einiges auf den technisch neuesten Stand gebracht werden muss, bevor sie neu genutzt werden können – von wem und für was auch immer.
Das Warten auf ein Hinweisschild, das Interessierten Details über den Bau des Nierenzentrums verrät, dürfte dagegen recht bald ein Ende haben. Die Infor- mationstafel fehle nur deshalb noch, so Angelika Hinz, weil vom Bezirksamt Neukölln noch keine Genehmigung für die Aufstellung vorliegt. Die Verzögerung, vermutet sie, läge sicher daran, dass das Wegstück zwischen dem REWE-Markt und dem künftigen Dialysezentrum kurzerhand zur Rollbergstraße ernannt wurde: „Dass unsere Adresse Rollbergstraße statt wie geplant Mainzer Straße ist, haben wir auch erst vor einer Woche erfahren.“
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