Zwei, die eng miteinander verbunden waren: Manfred Motel und das Böhmische Dorf

manfred-motel_foto-neukoelln-info-centerNeuköllns früherer Bezirksbürgermeister Prof. Bodo Manegold hatte Manfred Motel einst anerkennend „unseren Oberböhmen“ genannt. Dr. Franziska Giffey, die amtierende Rathaus-Chefin, bescheinigte dem mit der Neuköllner Ehrennadel und dem Bundesverdienstkreuz Ausgezeichneten, dass er den Bezirk über Jahrzehnte geprägt habe.

Nach langer schwerer Krankheit starb Manfred Motel am 8. September im Alter von 74 Jahren; letzten Sonnabend fand im Kirchsaal der Brüdergemeine die Trauerfeier statt. Für das Bezirksamt nahm Sozialstadtrat Bernd Szczepanski an der Zeremonie Weiterlesen

Knapp daneben: Was im Böhmischen Dorf als Inferno endete

Es war Karl Kuschke, der heute vor 167 Jahren in den Mittagsstunden große Teile von Deutsch- und Böhmisch-Rixdorf in Schutt und Asche legte und über 500 Men-schen obdachlos storch_brandkatastrophe 1849 rixdorf_neukoellnmachte. Statt den auf der Scheune von Wilhelm Mulack nistenden Storch zu treffen, traf der Knecht mit seinem Geschoss aber das Strohdach, brandkatastrophe 1849 rixdorf_chronik manfred moteldas schnell lichterloh brannte. Da der Wind das Feuer weiter trieb, fielen innerhalb weniger Stunden 52 Wohnhäuser, 28 Scheunen und 74 Ställe dem Feuer zum Opfer.

„Das Böhmische Dorf wird fast vollständig zerstört“, schreibt Manfred Motel in seiner Chronik „Das Böhmi-sche Dorf in Berlin-Neukölln (Rixdorf) in Geschichte und Gegenwart“. Nur vier Wohnhäuser, die Schule und die Betsäle der Brüdergemeine und Böhmisch-refor-mierten Gemeinde waren nach der Brandkatastrophe noch nutzbar. Noch im selben Jahr konnte der Wiederaufbau vieler Häuser abgeschlossen werden, Weiterlesen

Hommage an das Böhmische Dorf in Neukölln

1_böhmische rhapsodie_galerie im saalbau_neuköllnNach zwei ausgesprochen textlastigen Ausstel-lungen setzt die Galerie im Saalbau mit „Böh- mische Rhapsodie“ wieder mehr auf Bilder, Ob- 2_böhmische rhapsodie_galerie im saalbau_neuköllnjekte und Instal-lationen.

Die von der Neu- köllner Künstle- rin Beate Klomp- maker kuratierte Ausstellung ist eine Hommage an das Böhmische Dorf und beendet das Kultur- programm der Jubiläumsreihe „Glaubensfreiheit – 275 Jahre Böhmisches Dorf“. Ob des zur Aus- stellung erschienenen Begleitbuches „Das Böh- mische Dorf in Berlin – ein Rundgang“ kann sie aber ebenso gut als Auftakt und 6_böhmische rhapsodie_galerie im saalbau_neuköllnImpuls für das eigene Erkunden des historischen 7_böhmische rhapsodie_galerie im saalbau_neuköllnViertels verstanden wer- den. Denn Böhmisch-Rixdorf hat den Spagat von der Vergangenheit in die Gegenwart geschafft und ist dabei wahrlich nicht zum musealen Relikt verkommen: Die Strukturen, die Architektur und  etliche, von den böhmischen Einwanderern mitgebrachte religiöse Besonderheiten sind dem Dorf erhalten geblieben, das noch heute teilweise von Nachfahren der Exulanten 4_böhmische rhapsodie_galerie im saalbau_neuköllnbewohnt wird. Eben diesen Spagat unterstreicht die 5_böhmische rhapsodie_galerie im saalbau_neuköllnAusstellung durch ver- schiedene künstlerische Stilmittel: Aktuelle Fotos aus dem Dorf oder von seiner Peripherie ähneln Kupferstichen. Eleonore Prochaska, die vermutlich in Potsdam, vielleicht aber auch in Rixdorf geboren wurde, ist umgeben von Merchandisingprodukten sowie einer  Dia- und Soundinstallation. Ein historischer Plan des Gebiets korrespondiert mit der von Margit Lessing illustrierten Karte, die auch dem deutsch-tschechischen Begleitbuch beiliegt, um Rixdorfer-Erkunder von einer Station zur nächsten zu führen 3_böhmische rhapsodie_galerie im saalbau_neuköllnund sie in die Geschichte des Mikrokosmosses einzuführen, das Wiege des Bezirks war.

Ergänzt wird die Ausstellung durch den Kubus „Fritz | Dorf | Stadt“, der die Historie von Böh- misch-Rixdorf in den Kontext dreier weiterer Dörfer setzt, sie portraitiert und so den Blick vom Fokus auf das große Ganze lenkt: das Koloni- sationsprojekt von Friedrich II., zu dem auch Neuköllns Böhmisches Dorf gehörte.

„Böhmische Rhapsodie“ ist noch bis zum 18. Dezember in der Galerie im Saalbau zu sehen; Öffnungszeiten: Di. – So. 10 – 20 Uhr.

„Das Böhmische Dorf in Berlin –  ein Rundgang / Ceská vesnice v Berlíne – procházka“, das Begleitbuch zur Ausstellung, ist für  13,80 Euro direkt in der Galerie oder beim trafo Verlag erhältlich.

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