„Sprich mit mir!“: Keine lange Nacht, aber ein unterhaltsamer Abend im Zeichen der Toleranz in Neukölln

Weshalb sind nur manche Dinge so schwierig? Die Sache mit der Toleranz zum Beispiel. Schon an diesem Auftakt des zwischenmenschlichen Triathlons, BMFSFJ_FuerDemokratie_Visual_Bild_ohneBreg_RGB_RZder sich über Akzeptanz zur Königsdisziplin Respekt steigert, scheitern viele. Am vergangenen Dienstag konnte bei der Aktion Tag und Nacht für Toleranz und ihren über 800 bun- desweiten Events Toleranz geübt werden. 15 Trainingscamps gab es in Berlin, eines davon, von Kemal Hür moderiert, in Neukölln – und das wurde bestens besucht.

Unter dem Motto „Sprich mit mir! zusammenkommen, auseinandersetzen, gemeinsam weitergehen“ hatte der DITIB Landesverband Berlin zusammen mit dem orhan senel_lange nacht der toleranz_izg neuköllnTreffpunkt Religion und Gesellschaft e. V. (TRG) ins Interkulturelle Zentrum Genezareth (IZG) zu einem doppeldeutig unterhaltsamen Abend eingeladen. Denn nach der Ouvertüre durch den Kanun-Spieler Orhan Şenel standen nicht nur Unterhaltung, sondern auch Unter-haltungen auf dem Programm. „Wie gestaltet sich in Berlin das Zusammenleben von Muslimen und Nichtmuslimen?“, das war die Frage, die im Zentrum der Veranstaltung stand.

elisabeth kruse_lange nacht der toleranz_izg neuköllnDer von Institutio- nen verschiedener Glaubensrichtungen gegründete TRG fasst sie noch ein Stück weiter. Er habe das Ziel, Begegnungen und Gespräche zwischen Menschen aller Religionen wie auch Nicht-Religiösen zu initiieren, erklärte Vorstandsmitglied Elisabeth Kruse. Toleranz wer- de hier im Sinne von Anerkennung der Gleichberech- tigung verstanden, so die Pfarrerin der Genezaender cetin_lange nacht der toleranz_izg neuköllnreth-Gemeinde: „Ein solcher de- mokratischer Prozess funk- tioniert nur übers Reden.“

Dieses Reden sei eine tägliche Herausforderung in der Sehitlik-Moschee, sagte deren Vorstandsvorsitzender Ender Cetin. Häufig würden die Moscheeführer „mit sehr harten Fragen“ zu allerlei Vorurteilen konfrontiert und müssten – um Geduld bemüht – Aufklärungsarbeit dahin- gehend betreiben, dass der Islam z. B. nicht gewalttätig ist, sondern der Koran zu Toleranz und Miteinander aufrufe. maya zehden_lange nacht der toleranz_izg neukölln„Brückenbauer wie der TRG“, meinte Cetin, „kön- nen einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Verstän- digung leisten.“

Das erhofft sich auch Maya Zehden vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA), das ebenfalls Gründungsmitglied des Treffpunkt Religion und Gesellschaft e. V. ist. Religion, sagte sie, müsse als positive Kraft wahrgenommen werden und Fremdes den Status des Gleichberechtigten bekommen. ehrhart körting_lange nacht der toleranz_izg neuköllnDas vom TRG geplante lokal verwurzelte, aber berlinweit aktive interreligiöse Zent- rum mit überregionaler Strahlkraft auf der Tempelhofer Freiheit könne ein Ort werden, wo die Toleranz zwischen Mehrheiten und Minderheiten gelebt wird.

Nicht in der Rolle des Senators a. D., sondern als institutionell unabhängiges TRG-Gründungsmitglied trat schließlich Ehrhart Körting hinter das Pult. „Religiöse Strömungen“, bemerkte er, „stellen doch in Berlin Min- derheiten dar.“ Wichtig sei, dass (Glaubens-)Wahr- heiten, die andere für sich finden, gleichberechtigt sind und die Diskussionen darüber auf Augenhöhe geführt werden.  Dass überhaupt salsabil_lange nacht der toleranz_izg neuköllnmiteinander geredet wird, dafür wolle er werben.

Nach dem Auftritt der Gruppe Salsabil könne das Miteinanderreden ausgie- big praktiziert werden, kündigte Kemal Hür den reichlich in die Genezareth-Kirche geströmten Besuchern an. „Danach“, versprach er, „erwartet Sie eine nicht sehr klassische Podiums-diskussion, bei der über die Bedeutung von Toleranz aus verschiedenen religiösen und gesellschaftlichen Perspektiven gesprochen wird.“ Und abschließend gebe es dann noch eine interreligiöse Comedy-Show mit der Pfarrerin Dorothee Schaper in ihrer Rolle als Eva-Maria Rastlos. (Fortsetzung: übermorgen)

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