Ein sich küssendes Brautpaar, spielende Kinder, Sonnenauf- und -untergänge, ein Fuchs, Blumen, Straßenzüge unter blauem Himmel, ein Scheck über 3.000 Euro, feiernde Afrikaner, tanzende Karnevalisten,
lächelnde Frauen: 149 Fotos erzählen nun im Neuköllner Leuchtturm vom Glück in Neukölln. Denn so hieß das Thema des diesjährigen Fotowettbewerbs
der Bürger- stiftung Neu- kölln. Gestern Abend wur- den von Bertil Wewer (r.) im Namen des Vorstands der Bürgerstiftung die sechs Sieger bekanntgegeben und mit Geld- und Sachpreisen beglückt.
Als Gewinner dürfen sich, wie er betonte, aber auch sieben weitere Teilnehmer fühlen, weil es beim Wettbewerb schließlich nicht nur
darum gehe, die schönsten Fotos zu prämieren: „13 Bilder kommen in unseren N+Kalender für 2013.“ Zum neunten Mal wird der erscheinen. Im Laufe der Jahre, so Wewer, habe sich der Wandkalender voller Neukölln-Impressionen zu einem wahren Markenzeichen der Stiftung entwickelt, zu- gleich sei er aber auch für deren Admi- nistration wichtig: Mit dem Verkauf des Kalenders würden die Kosten für die Geschäftsstelle finanziert, in der das – nicht nur mit Glück – inzwischen auf 128.000 Euro angewachsene Stiftungskapital verwaltet wird und die Fäden der einzelnen N+Projekte zusammenlaufen. Eines davon ist die Kalender-AG, die die Fotos für den Kalender aussucht. Über die Gewinner des Wettbewerbs entscheide hingegen eine überwiegend mit Fotografen besetzte Jury,
erklärte Bertil Wewer den Gästen der gut besuchten Vernissage.
„Die Entscheidung ist uns wirklich nicht leicht gefallen“, gab die Künstlerin Angelika Kolbe (r.) als Jurysprecherin zu, nachdem mit Ulrike Eickers (2. v. l.) die Sechstplat-
zierte fest- stand. Glück sei eben ei- ne sehr indi- viduelle Sache. Da das Thema „Glück in Neukölln“ hieß, habe folglich auf den Bildern neben dem Glücksmoment auch der Neukölln-Bezug deutlich werden müssen. Außer bei Eickers‘ Foto, das beim Rixdorfer Strohballenrollen entstand, sahen die Juroren die Kombination auch bei den Impressionen von Bodo Czypionka (l., 5. Platz), Marc Vorwerk (M., 4. Platz) und Sabine Schreiber (r., 3. Platz)


als erfüllt an. Martina Rosenthal-Schöne beteiligte sich mit dem Bild eines Gartens im Böhmischen Dorf am Wettbewerb und landete auf dem 2. Platz. Als Beste der 56 Teilnehmer, fand die Jury, habe jedoch Rebecca Rodenwald das Thema im Foto festgehalten. Ob Glück in Neukölln ihrer Meinung nach durch nicht ganz legale Handlungen an Intensität gewinnt, ließ sich von der Gewinnerin leider nicht erfahren. Sie war als einzige der Prämierten nicht zur Eröffnung der Ausstellung gekommen und weiß vermutlich noch nicht mal, dass sie durch ihr Siegerbild um 300 Euro
reicher ist.
Für ein Novum beim N+Fotowettbewerb sorgte da- gegen Paul Rapp. Sein Foto eines Pflanzentriebs,
der aus dem Ausguss eines Spülbeckens sprießt, be- geisterte die Jury so sehr, dass sie Rapp ei- nen Sonderpreis verlieh. Hätte sich in der Spüle noch der Rathausturm gespiegelt und den Bezug zum Bezirk hergestellt, wäre für den Fotografen sicher mehr drin gewesen.
Was die Ausstellung einerseits beweist, ist die große Bandbreite des Glücks, die sich in Neukölln bei genauem oder auch nur flüchtigem Hinsehen erkennen lässt. Andererseits zeigt sie aber auch, dass die von den Fotografen empfundenen Glücksmomente nicht immer selbsterklärend und in der Lage sind, beim Be- trachter selbiges auslösen. Oft sind es auch nur Fragen. Immerhin eine Teilnehmerin erkannte die Gefahr und sorgte vor, indem sie zusammen mit ihren Fotos die Entstehungsgeschichte einreichte.
Die „Glück in Neukölln“-Ausstellung ist noch bis zum 27. Juli im Neu- köllner Leuchtturm zu sehen. Geöffnet ist mittwochs, donnerstags und freitags von 14 – 19 Uhr und heute von 14 – 17 Uhr.
Schon jetzt steht das Thema des nächsten Fotowettbewerbs der Bürgerstiftung Neukölln fest: Es heißt „Augenblick Neukölln“. Einsende- schluss ist der 16. Juni 2013; die Gewinner werden am 5. Juli be- kanntgegeben.
=ensa=
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