In eigener Sache

Das Internet nutzen, um verantwortlich und im öffentlichen Interesse über Themen in, aus und über Neukölln zu berichten, ist seit der Gründung im August 2010 das Hauptanliegen des FACETTEN-Magazins. Wird die Redaktion diesem Anspruch gerecht? Ich erfahre bei meinen Recherchen in Neukölln immer wieder viel Zuspruch für die Arbeit des rein ehrenamtlich betriebenen Internet-Mediums. Sogar aus dem rund 10.000 Kilometer entfernten Kalifornien gab eine Zuschrift für einen Beitrag, und die Zahl der Aufrufe hat längst die Millionengrenze weit überschritten.

Dass in Zeiten von Fake News und Lügenpresse-Vorwürfen gerade auch unab-hängige Onlinemedien einen Wert haben, weil sie der freien, individuellen Meinungsbildung helfen, belegen Stellungnahmen von vier unserer Leserinnen und Lesern, mit denen wir heute eine Reihe „in eigener Sache“ beginnen.

 

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=Christian Kölling=

Britz erwartet einen „historischen Erntejahrgang“

britzer weingut_neukoellnZum Feiern war ihnen letztes Wochenende offenbar nicht zumute: Keine Blüten, sondern nur einige schüchterne Knospen trugen die Weinstöcke am Koppelweg zum diesjährigen Britzer Weinblütenfest bei. Dabei gab es durchaus einen Grund zum Feiern, denn es sah lange nicht gut für die Zukunft des Weinanbaus in Neukölln aus, der 2002 begann. Zwischenzeitlich schien sogar eine Räu-mung und Bebauung des Geländes wahrscheinlicher als die Möglichkeit, dort weiter winzern zu können. Doch dann kam mit einer Reform des deutschen Weingesetzes und einer Veränderung in der Neuköllner Bezirkspolitik alles anders.

Nachdem die Rebfläche 2015 per Pflegevertrag mit dem Verein zur Förderung des Britzer Weinguts über die Runden gebracht wurde, übernahm zum Weiterlesen

Unter schönem Schein

rixdorfer weihnachtsmarkt neukoellnAm zweiten Advents-Wochenende – und wirk-lich nur an dem – lässt der Rixdorfer Weih-nachtsmarkt seit eh und je die Menschen zum Richardplatz strömen. Gestern Nachmit-tag wurde er zum 43. bzw. 42. Mal eröffnet, am morgigen Abend ist er wieder vorbei. Vorher gibt es noch heute von 14 bis 21 und morgen von 14 bis 20 Uhr Gelegenheiten, die von Petroleumlampen beschienenen An-gebote der 220 Stände in Augenschein zu nehmen.

Frühstück aus Neukölln für Schulanfänger in Berlin und Brandenburg

bio-brotbox berlin-brandenburgRund 33.500 Berliner und 22.000 Branden-burger Kinder wurden vorgestern feierlich ein-geschult. Heute nun ist der erste Schultag für die Mädchen und Jungen, von denen 2.639 in Neuköllner Schulen gehen. Besonders aufre-gend dürfte der Schulbeginn aber für die 64 Erstklässler der Richard-Schule werden, wo die Bezirksbürgermeisterin höchstselbst das Frühstück bringt.

Um das vorzubereiten waren Dr. Franziska Giffey und etwa 500 Freiwillige – unter ihnen auch Mitglieder der Bezirksfraktionen von SPD, CDU und Grünen – gestern früh aufgestanden: Beim Neuköllner Bio-Großhändler Terra Naturkost kamen sie zusammen, um über 55.000 Bio-Brotboxen mit Früh-stückszutaten aus ökologischer Landwirtschaft zu füllen: einer Weiterlesen

Neukölln – Ústí nad Orlicí – Neukölln

Usti nad Orlici_StadtfestEs hat Tradition, dass eine Delegation der Freunde Neuköllns in die tschechische Part- Stadtfest_Usti nad Orlicinerstadt Ústí nad Orlicí reist, um dort am Stadtfest teilzu- nehmen. Am zwei- ten Juni-Wochen- ende war es wieder soweit. Auch drei Nachfahren einst nach Rix- dorf eingewanderter böhmischer Glaubensflüchtlinge hatten sich diesmal der Gruppe angeschlossen: Sie wohnen heute nicht nur in Neukölln, sondern auch in Biesenthal Hochwasser 2013_Tschechienund Braunschweig.

Dramatische Ereignisse verhinderten eine pünkt- liche Ankunft der Neuköllner in Ústí nad Orlicí. Zwei Stunden länger als üblich brauchte der Zug, Region Usti nad Labemder wegen Überflu-tungen im südli- chen Brandenburg, in Sachsen und be- sonders in der Region um Ústí nad Labem nur Schritt- tempo fahren konnte. Karel Pokorny, der Chefredakteur der Lokalzeitung Orlicky Denik, musste folglich eine Weile auf seine Gäste warten. Bei dem Gespräch mit ihm ging es vor allem um den örtlichen Arbeitsmarkt und die Nachnutzung des Areals der ehemaligen Textilfabrik Perla, die einst auch den Schlafanzug der Queen nähte und bei der vor ein paar Jahren 800 Beschäftigte ihren Job verloren. Das Abendessen im Hotel Uno wurde zusammen mit Mitgliedern des Chors Alou Vivat eingenommen, der schon in Neu- Aussichtsturms Andrluv Chlumkölln war, um beim Rixdorfer Weihnachtsmarkt aufzutreten.

Auf dem Besuchsprogramm des nächsten Tages standen der Flugplatz und ein Abste- cher in den Vorort Cernovir, wo Ende August wieder das Rolovani als tschechisches Pen- dant zum Rixdorfer Strohballenrollen Popráci stattfindet. Nach der Besteigung des Aus- sichtsturms Andrluv Chlum, die mit einem grandiosen Überblick belohnt wurde, ging Rathaus Usti nad Orlicies zum traditionellen Stadtfest auf dem zentralen Platz des Friedens. Zuvor aber wurde die Delegation aus Neukölln im Rathaus von Ústí nad Orlicís Bürgermeister Petr Hajek (3. v. r.) und seinem Stellvertreter Zdenek Espandr (4. v. r.) empfangen.

Horni CermnaAm Sonntag stand bereits am frühen Morgen die Abfahrt zum Ausflug nach Horní Cermná auf dem Programm. Aus diesem 1.000-Seelen-Ort stammen die meisten protestan- testantischen Glaubensflüchtlinge, die seinerzeit nach Rix- dorf gekommen waren. Nach dem zweisprachigen Gottes- dienst wurden die Neuköllner von der Gemeinde zu Kaffee und selbstgebackenem Kuchen eingeladen. Gemeinsam Grundschule Horni Cermnawurden anschließend die Grundschule und die auf dem 491 Meter hohen Marienberg erbaute Wallfahrtskirche Klein-Mariazell an der europäischen Wasserscheide zwischen Nordsee und schwarzem Meer besucht. Extra für die Gäste verwandelte sich die Dorfschänke von Horní Horni Cermna_Bürgermeisterin Hana MotlovaCermná zum Res- taurant, in das Bür- germeisterin Hana Motlova (r.) zum Mittagessen ein- geladen hatte. Hieran nahmen auch drei ehemalige Bürgermeister des Ortes teil – darunter Petr Silar, der inzwischen Mitglied des tschechischen Senats und Abgeordneter im Regionalparlament ist. Nach der Besichtigung des Heimatmuseums in Dolni Cermná, Heimatmuseum Dolni Cermnadessen Ausstellungs- stücke von den Anwoh- nern stammen und das auf dringend auf größere Räume hofft, wurde eine pensionierte Lehrerin besucht, die früher viele Schüler-Austausche zwischen den bei- den Partnerstädten organisiert hatte. Auf dem Rückweg machte die Gruppe noch beim Kloster auf dem Mut- tergottesberg nahe Kraliky und an einem Stausee Halt. Das Abendessen wurde in dem frisch restaurierten Fort Tvrz in Letohrad eingenommen.

Am letzten Tag ging es beim Gespräch mit einer Lehrerin des Gymnasiums in Ústí nad Orlicí erneut um das Thema Schüler-Austausch. Von 1993 bis 2007 wurde der zwischen der tschechischen Schule und der Neuköllner Clay-Oberschule prak- tiziert, von 1993 bis 2004 auch mit dem mit dem Albert-Einstein-Gymnasium. Wie es gelingen könnte, ihn zu reaktivieren, war der zentrale Punkt der Zusammenkunft, der Litomyslsich eine Stippvisite in der malerischen Friedrich Schloss LitomyslSme- tana-Stadt Litomysl anschloss, die be- sonders mit dem imposanten Schloss mit seiner außerge- wöhnlichen Sgraffi- to-Fassade zu beeindrucken wusste. Letzte Station auf dem Programm war schließlich eine Führung durch die Pädagogische Schule, in der Erzieherinnen und Erzieher schwerpunktmäßig in Musik, bildender und darstellender Pädagogische Schule LitomyslKunst ausgebildet werden. Überall in der Schule, selbst auf dem Dachboden, gibt es hier die Möglichkeit zur Präsentation eige- ner Werke.

Im nächsten Jahr kann die Städtepart- nerschaft zwischen Neukölln und Ústí nad Orlicí ihr 25-jähriges Bestehen feiern: Auf der Rückfahrt entwickelten die Freunde Neuköllns die Idee, anlässlich dieses Jubi- läums eine böhmische Linde in der tsche- chischen Partnerstadt zu pflanzen. Mal sehen, ob der Vorschlag eine Mehrheit bei den Mitgliedern findet. Ein Plätzchen würde sich sicher finden lassen.

=Bertil Wewer=

Hilfe zur Selbsthilfe mit dem Bio-Knoblauch Romanes

roma-projekt, bio-knoblauch romanes, august-heyn-gartenarbeitsschule neukölln, verein "european neighbours", hermann-von-helmholtz-schule, walter-gropius-schule, schule am zwickauer dammVampire dürften künftig einen weiten Bogen um das Gelände der August-Heyn-Gartenarbeitsschule im Neuköllner Ortsteil Britz machen. Denn dort wurde gestern mit dem Pflanzen der von ihnen verhassten Knollen das Projekt Bio-Knoblauch Romanes – ein nachhaltiges ökosoziales Zukunftsprojekt für Roma in Europa“ roma-projekt, bio-knoblauch romanes, august-heyn-gartenarbeitsschule neukölln, verein "european neighbours", hermann-von-helmholtz-schule, walter-gropius-schule, schule am zwickauer damm  gestartet.

Jugendliche der Hermann-von- Helmholtz-Schule, der Walter-Gropius-Schule und der Schule am Zwickauer Damm, die der- zeit in Lerngruppen für Schüler ohne Deutschkenntnisse unter- richtet werden, nehmen daran teil. Ziel ist, dass die Schüle- rinnen und Schüler aus der Roma-Community Pflanzung, Pflege und Ernte sowie die Herstellung von Knoblauch-Produkten und den Verkauf eigenverant-wortlich übernehmen und so Spracherwerb nebst Berufsorientierung forciert werden. Perspektivisch sollen ihnen aber Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sie in ihren Heimatländern ihren Lebensunterhalt selber verdienen können.

Der österreichische Verein european neighbours, der das Modellprojekt entwickelte roma-projekt, bio-knoblauch romanes, august-heyn-gartenarbeitsschule neukölln, verein "european neighbours", hermann-von-helmholtz-schule, walter-gropius-schule, schule am zwickauer dammund es – außer in Neukölln – auch in Graz/ Österreich, Pecs/Ungarn, Banska Bystrica/ Slowakei, Koprivnica/Kroatien und Moldava Noua/Rumänien initiierte, macht diesbe-züglich eine plausible Rechnung auf: Aktuell würden 80 % des Knoblauchs in Europa aus China importiert; Verkaufs- erlöse von 10 – 12 Euro pro Kilogramm Bio-Knoblauch ließen das Potenzial des Anbaus der Pflanze in Europa erahnen. Die Weichen dafür, dass im nächsten Jahr Knofi aus Neukölln auf den Wochenmärkten im Bezirk angeboten wird, sind gestellt.

Die Suche nach dem Glück im Neuköllner Leuchtturm

bürgerstiftung neukölln, n+fotowettbewerb 2012, vernissage neuköllner leuchtturmEin sich küssendes Brautpaar, spielende Kinder, Sonnenauf- und -untergänge, ein Fuchs, Blumen, Straßenzüge unter blauem Himmel, ein Scheck über 3.000 Euro, feiernde Afrikaner, tanzende Karnevalisten, bürgerstiftung neukölln, n+fotowettbewerb 2012, vernissage neuköllner leuchtturmlächelnde Frauen: 149 Fotos  erzählen nun im Neuköllner Leuchtturm vom Glück in Neukölln. Denn so hieß das Thema des diesjährigen Fotowettbewerbs bertil wewer, bürgerstiftung neukölln, n+fotowettbewerb 2012, neuköllner leuchtturmder Bürger- stiftung Neu- kölln. Gestern Abend wur- den von Bertil Wewer (r.) im Namen des Vorstands der Bürgerstiftung die sechs Sieger bekanntgegeben und mit Geld- und Sachpreisen beglückt.

Als Gewinner dürfen sich, wie er betonte, aber auch sieben weitere Teilnehmer fühlen, weil es beim Wettbewerb schließlich nicht nur bürgerstiftung neukölln, n+fotowettbewerb 2012, vernissage neuköllner leuchtturmdarum gehe, die schönsten Fotos zu prämieren: „13 Bilder kommen in unseren  N+Kalender für 2013.“ Zum neunten Mal wird der erscheinen. Im Laufe der Jahre, so Wewer, habe sich der Wandkalender voller Neukölln-Impressionen zu einem wahren Markenzeichen der Stiftung entwickelt, zu- gleich sei er aber auch für deren Admi- nistration wichtig: Mit dem Verkauf des Kalenders würden die Kosten für die Geschäftsstelle finanziert, in der das – nicht nur mit Glück – inzwischen auf 128.000 Euro angewachsene Stiftungskapital verwaltet wird und die Fäden der einzelnen  N+Projekte  zusammenlaufen. Eines davon ist die Kalender-AG, die die Fotos für den Kalender aussucht. Über die Gewinner des Wettbewerbs entscheide hingegen eine überwiegend mit Fotografen besetzte Jury, bertil wewer, ulrike eickers, gottfried günther, angelika kolbe, bürgerstiftung neukölln, n+fotowettbewerb 2012, vernissage neuköllner leuchtturmerklärte Bertil Wewer den Gästen der gut besuchten Vernissage.

„Die Entscheidung ist uns wirklich nicht leicht gefallen“, gab die Künstlerin Angelika Kolbe (r.) als Jurysprecherin zu, nachdem mit Ulrike Eickers (2. v. l.) die Sechstplat-6. preis: ulrike eickers, n+fotowettbewerb 2012, bürgerstiftung neuköllnzierte fest- stand. Glück sei eben ei- ne sehr indi- viduelle Sache. Da das Thema „Glück in Neukölln“ hieß, habe folglich auf den Bildern neben dem Glücksmoment auch der Neukölln-Bezug deutlich werden müssen. Außer bei Eickers‘ Foto, das beim  Rixdorfer Strohballenrollen entstand,  sahen die Juroren die Kombination auch bei den Impressionen von Bodo Czypionka (l., 5. Platz), Marc Vorwerk (M., 4. Platz) und  Sabine Schreiber (r., 3. Platz)

5. preis: bodo czypionka, n+fotowettbewerb 2012, bürgerstiftung neukölln 4. preis: marc vorwerk, n+fotowettbewerb 2012, bürgerstiftung neukölln 3. preis: sabine schreiber, n+fotowettbewerb 2012, bürgerstiftung neukölln

2. preis: martina rosenthal-schöne, n+fotowettbewerb 2012, bürgerstiftung neukölln 1. preis: rebecca rodenwald, n+fotowettbewerb 2012, bürgerstiftung neukölln

als erfüllt an. Martina Rosenthal-Schöne  beteiligte sich mit dem Bild eines Gartens im Böhmischen Dorf am Wettbewerb und landete auf dem 2. Platz. Als Beste der 56 Teilnehmer, fand die Jury, habe jedoch  Rebecca Rodenwald  das Thema im Foto festgehalten. Ob Glück in Neukölln ihrer Meinung nach durch nicht ganz legale Handlungen an Intensität gewinnt, ließ sich von der Gewinnerin leider nicht erfahren. Sie war als einzige der Prämierten nicht zur Eröffnung der Ausstellung gekommen und weiß vermutlich noch nicht mal, dass sie durch ihr Siegerbild um 300 Euro paul rapp, bertil wewer, bürgerstiftung neukölln, n+fotowettbewerb 2012, vernissage neuköllner leuchtturmreicher ist.

Für ein Novum beim N+Fotowettbewerb sorgte da- gegen  Paul Rapp. Sein Foto eines Pflanzentriebs, sonderpreis: paul rapp, n+fotowettbewerb 2012, bürgerstiftung neuköllnder aus dem Ausguss eines Spülbeckens sprießt, be- geisterte die Jury so sehr, dass sie Rapp ei- nen Sonderpreis verlieh. Hätte sich in der Spüle noch der Rathausturm gespiegelt und den Bezug zum Bezirk hergestellt, wäre für den Fotografen sicher mehr drin gewesen.

Was die Ausstellung einerseits beweist, ist die große Bandbreite des Glücks, die sich in Neukölln bei genauem oder auch nur flüchtigem Hinsehen erkennen lässt. Andererseits zeigt sie aber auch, dass die von den Fotografen empfundenen Glücksmomente nicht immer selbsterklärend  und in der Lage sind, beim Be- trachter selbiges auslösen. Oft sind es auch nur Fragen. Immerhin eine Teilnehmerin erkannte die Gefahr und sorgte vor, indem sie zusammen mit ihren Fotos die Entstehungsgeschichte einreichte.

Die „Glück in Neukölln“-Ausstellung ist noch bis zum 27. Juli im Neu- köllner Leuchtturm zu sehen. Geöffnet ist mittwochs, donnerstags und freitags von 14 – 19 Uhr und  heute von 14 – 17 Uhr.

Schon jetzt steht das Thema des nächsten Fotowettbewerbs der Bürgerstiftung Neukölln fest: Es heißt „Augenblick Neukölln“. Einsende- schluss ist der 16. Juni 2013; die Gewinner werden am 5. Juli be- kanntgegeben.

=ensa=

Großputz in Neubritz

frühjahrsputz-aktion pro neubritz e.v., carl-weder-park, neuköllnNach gut 1 1/2 Stunden hatten sie genug: Manchem ziepte es im Rü- cken, anderen in die Knien und wiederum andere hatten schlichtweg Hunger.  Dabei war das, was sie vorgestern unter blauem Himmel und strahlender Sonne getan hatten, ziemlich unappetitlich. Rund 20 Leute ließen sich vom proNeubritz e. V. motivieren, in grellorangen Kehren- bürger-Westen einen Frühjahrsputz im Carl-Weder-Park  zu machen. „Mit so vielen hatten wir absolut Weiterlesen

Weshalb im Neuköllner Ortsteil Neubritz das Braune nicht mehr ins Blaue kommt

Würde es wirklich Glück bringen, in Hundehaufen zu treten, müssten in Berlin die hundekotbeutel proneubritz e.v., neukölln, foto: gabriele kantel, schockwellenreiterglücklichsten Menschen Deutsch- lands leben. Bei über 20.000 Tonnen, die jährlich hinten aus den rund 150.000 Berliner Hunden fallen und auf Bürgersteigen, Parkwegen und in Grünanlagen liegen bleiben, stehen die Chancen schließlich mehr als gut, mitten in einer Tretmine zu landen.

Die Hundehaufendichte im Neuköll- ner Ortsteil Neubritz zu reduzieren, das hatte sich der proNeubritz e. V. in den vergangenen 2 1/2 Jahren auf die Fahnen geschrieben. Sieben Dogstations richtete der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadt & Hund gGmbh in den Straßen im Viertel zwischen Kranold- und Jahnstraße ein und bestückte die Tütenspender regelmäßig mit neuen blauen Hundekotbeuteln. Etwa 100.000 Hinterlassen- schaften, beziffert der proNeubritz e. V., seien jährlich eingetütet in den orange- farbenen BSR-Abfalleimern entsorgt worden.

Damit ist es nun vorbei: Am 15. September wurden die Dogstations zum vorläufig letz- ten Mal befüllt. Denn der kleine aktive Verein hat kein Geld mehr, für Nachschub zu sorgen. Zwischen 200 und 300 Euro wären pro Tütenspender und Jahr nötig, um Hundehaltern kontinuierlich griffbereites Verpackungsmaterial für den Dreck ihrer Vierbeiner anbieten zu können, schätzt der proNeubritz-Vorstandsvorsitzende Bertil Wewer. Bisher sei das durch private Spenden gestemmt worden; das Nachfüllen der Stationen übernahmen ehrenamtliche Patinnen und Paten: „Meist Leute, die selbst einen Hund haben und abends beim Gassi-Gehen ‚ihre‘ Box bestückten.“ Einmal pro Woche, sagt Wewer, sei das wenigstens fällig gewesen.

Um den neuen Sauberkeitsstandard erhalten zu können, versuchte der Verein im Kiez angesiedelte Hotels und Firmen mit Publikumsverkehr als Sponsoren für die Aktion zu gewinnen – erfolglos. „Die fanden die Idee auch meist gut“, so Bertil Wewer. Doch mehr Einsatz als ein Lippenbekenntnis habe letztlich keines der angesprochenen Unternehmen gezeigt.

Dabei darf das Betreiben von Dogstations im Sinne eines saubereren Umfelds durchaus als effektiv bezeichnet werden: Wo ausreichend Beutelspender be- reitstehen, schätzt man bei Stadt & Hund, erhöht sich die Zahl der Hundehalter, die die Hinterlassenschaften von Bello und Konsorten eintüten, von etwa 15 Prozent auf das über Vierfache.

=ensa=