Ausgezeichnete Türöffner zur beruflichen Zukunft

Neuköllner Ausbildungspreis 2015 Gewinner_Foto unternehmensnetzwerk neukölln-südringEr wird nur alle zwei Jahre verliehen und zeichnet nicht die besten Auszubildenden aus, sondern würdigt Unternehmen im Bezirk, die besonders viel Engagement bei der Berufsausbildung Jugendlicher beweisen: der Neuköllner Ausbil-dungspreis. Gestern wurde er im Rathaus Neu- kölln an vier Firmen verliehen: In der Kategorie der Betriebe mit bis zu 20 Mitarbeitern  ließ die Tischlerei Thieß – wie bereits Weiterlesen

Und die Gewinner sind …

Was im Mai mit einem Tag der offenen Unternehmen begann, endete in der letzten Woche mit einer Premiere im Neuköllner Rathaus: Während der Sitzung der Bezirks- verordnetenversammlung wurde erstmals der Neuköllner Ausbildungspreis verlie- hen. Im Rahmen der Initiative  „Neukölln  braucht  Dich!“ will er besonderes Engage- ment von Betrieben im Bezirk in der Berufsausbildung würdigen und Firmen moti- vieren, sich für die  berufliche Zukunftssicherung Jugendlicher einzusetzen. In  fünf

Siegerehrung_Neuköllner Ausbildungspreis 2013

Kategorien, gestaffelt nach der Mitarbeiterzahl, sollten Unternehmen geehrt werden. Letztlich waren es mit der Tischlerei Tieß GmbH (6 – 20 Mitarbeiter), der Koch Sani- tätshaus GmbH (21 – 50 Mitarbeiter), dem Marzipanhersteller Georg Lemke GmbH & Co KG (über 50 Mitarbeiter) sowie dem Bezirksamt Neukölln von Berlin als öffent- liches Unternehmen nur vier, die mit dem Neuköllner Ausbildungspreis 2013 aus- gezeichnet wurden. Von Kleinbetrieben mit bis zu fünf Mitarbeitern waren keine Bewerbungen  eingegangen.

Neuköllner Unternehmen für Neuköllner Jugendliche

Noch vier Wochen, dann beginnen in Berlin die Sommerferien. Für viele Neuköllner Schüler bedeuten sie lediglich die Versetzung in die nächsthöhere auftakt-va_tag des offenen unternehmens_neuköllnKlasse, für andere einen Schulwechsel. Für wiederum andere steht aber mit ihnen der Schritt in eine neue Lebensphase an: in die der Berufstätigkeit. Doch wel- cher der  rund 350 Ausbildungsberu- fe ist der passende? Was für Unter- nehmen gibt es überhaupt im Bezirk, was machen sie und welche davon bilden aus? Das fragen sich aktuell etliche Neunt- und Zehntklässler sowie Abiturienten, die noch unschlüssig sind, ob es mit einem Studium oder lieber mit etwas Praktischem wie einer Ausbildung weitergehen soll.

Eine Entscheidungshilfe konnte ihnen in der letzten Woche der vom Unternehmens- netzwerk Neukölln-Südring e. V. initiierte Tag des offenen Unternehmens liefern, an dem 21 Firmen Gruppen von sieben Schulen bei Betriebsbesichtigungen hinter die Kulissen blicken ließen. „Eine Ausbildungsplatzbörse soll er aber nicht sein“, hielt Dr. Armin Seitz, Vereinsvorsitzender und Geschäftsführer der Moll Marzipan GmbH, bei der Auftaktveranstaltung im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit Berlin Süd fest. In erster Linie gehe es darum, Schülern durch die Kontakte zu Firmen und Mitarbeitern eine grobe Orientierung zu verschaffen.

v. l.: Lissy Czarnetzki (Moderation), Jürgen Bielert (Agentur für Arbeit Berlin Süd), Dr. Armin Seitz (Unternehmensnetzwerk Neukölln Südring e. V.), Reinald Fischer (Liebig-Schule)

v. l.: Lissy Czarnetzki (Moderation), Jürgen Bielert (Agentur für Arbeit Berlin Süd), Dr. Armin Seitz (Unternehmensnetzwerk Neukölln Südring e. V.), Reinald Fischer (Liebig-Schule)

Schließlich, so Seitz, sei heutzu- tage für Jugendliche alles wesent- lich komplizierter als früher, als oft mit den Tätigkeiten der Eltern die Weichen für die berufliche Lauf- bahn der Töchter und Söhne ge- stellt wurden. Für die Unternehmen hingegen werde die Nachwuchs-sicherung einerseits durch die Vielfalt der Möglichkeiten, die sich Schulabgängern bietet, und durch den demographischen Wandel an- dererseits erschwert. „Wenn wir heute in einem Jahr zehn Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz bei Moll Marzipan bekommen, ist das viel“, berichtet der Ge- schäftsführer. „Dabei suchen wir für unsere Lehrstellen gar nicht die 1er-Abitu- rienten, sondern ganz normale Neuköllner Schüler.“ Solche, die einen ordentlichen Mittleren Schulabschluss (MSA) vorlegen und außerdem mit einem guten Auftreten, Pünktlichkeit, Zuverlässig- und Teamfähigkeit sowie Verantwortungsgefühl von sich überzeugen können. Insbesondere die sozialen Kompetenzen ließen Bewerber jedoch häufig vermissen: „Deshalb fordern wir Unternehmer im Bereich der Soft biz sonnenallee_neuköllnSkills eine bessere Vorbereitung durch die Schulen.“

Die Liebig-Schule gehört zu denen, die sich des Problems bewusst sind und darauf reagieren. „Schon ab der 7. Klasse beginnen wir, unsere Schüler auf die Berufsfindung vorzubereiten. Nicht nur durch Praktika, son- dern auch durch die Vermittlung sozialer Basics“, erklärte Schulleiter Reinald Fischer. Die Schule sei ja doch eine Art künstliche Welt, umso größerer Wert müsse auf Kon- takte zum realen Arbeitsalltag gelegt werden. Was die betrifft, ist Fischer allerdings nur bedingt glücklich. „Wir wünschen uns für die Schüler mehr qualifizierte Praktikumsplätze“, wandte er sich an die Unternehmer des Netzwerks, die die Ausbildungsinitiative „Neukölln braucht Dich!“ unterstützen.

Erste Anlaufstelle sind für die meisten Jugendlichen jedoch nicht die Betriebe, sondern die Berufsinformationszentren, die reichlich Wissenswertes für die beruf- liche Orientierung bereithalten. „Günstig wäre es“, so Jürgen Bielert, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Berlin Süd, „wenn Schüler schon ab der 9. Klasse oder noch früher beginnen würden, sich auf die Zeit nach der Schule vorzubereiten und in verschiedene Berufe reinzuschnuppern.“ Wobei zukunftsträchtige Berufe nur die sein könnten, die ihren Mann oder ihre Frau auch ernähren, kritsierte er Lohndumping und die Vielzahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Mit einer erfolgreich absolvierten Ausbildung, meinte er, sei bereits einiges dafür getan, diesen Fallen des Arbeits- marktes zu entkommen. Davor stehe aber ein passabler Schulabschluss.

=ensa=