Individuelles als Kontrastprogramm zur Massenware

Mit der Neuköllner Modedesigner-Szene ist das so ’ne Sache: Im Reuterquartier ist sie besonders präsent, im Körner-, Schiller- und Richardkiez immerhin noch ver- einzelt vertreten, in den anderen Gebieten aber so gut wie gar nicht. Zu eben diesen anderen Gebieten gehört auch die Karl-Marx-Straße. Wer 08/15-Klamotten sucht, die massenhaft und zu Billigpreisen produziert wurden, hat gute Chancen, fündig zu werden. Ist man allerdings auf Indi- viduelles aus hochwertigen Materialien und in  sorgfältiger Verarbeitung aus, wird es schwierig bis unmöglich – momen- tan jedoch nicht. Denn in den Neukölln Arcaden geht das Neukölln Fa- shion Weekend (wir be- richteten)  in die Verlän- gerung: Noch bis Sams- tag gibt es im Erdge- schoss eine Verkaufs- ausstellung mit fünf Neuköllner Modemachern.

„Die Kooperation mit den Neukölln Arcaden ermöglicht es uns, das Profil der Karl-Marx-Straße in Richtung Mode zu lenken“, beschreibt Susann Liepe vom Citymanagement der [Aktion! Karl-Marx-Straße] die Ambitionen. Angedacht sei, ergänzt ihre Kollegin Sabine Slapa, künftig die Kapazitäten der Neuköllner Modeszene dahingehend zu nutzen, Verkaufs- und Showrooms in leeren Läden der Magistrale zu installieren. Indes richtet sich der Fokus von Neukölln Arcaden-Centermanager Bernd Mu- chow vor allem auf die Endverbraucher und die Designer. Letztere würden durch die Präsenz auf der Aktionsfläche das Umsatz- und Kundenpotenzial einer Ladenstraße erleben, erste- re hätten dadurch die Chance, in den Neukölln Arcaden Designer-Mode ansehen und kaufen zu können.

Zu denen, die dort momentan mit einem Stand vertreten sind, gehört Olivia Leben. Vor zwei Jahren gründete sie ihr Label African Mode Design, mit dem sie eine Brücke zwischen dem schwar- zen Kontinent und Europa bauen will. Olivia Lebens Mode für Frauen, Männer und Kinder ist farbenfroh und nichts für Leute mit einem Faible für unauffällige Outfits. Die Stoffe – zu- meist Baumwolle oder Leinen – be- zieht die Designerin direkt aus Afrika. Dank ihrer guten Vernetzung mit der afrikanischen Community in Berlin ist dafür gesorgt, dass der Nachschub nicht ausbleibt: „Irgendwer ist immer gerade da und bringt mir dann Stoffe mit.“ Aus denen entstehen im Atelier in der Briesestraße  kongeniale Verbindungen aus  afrikanischen Materialien und europäischen Schnitten: Hemden, Blusen, Röcke, Ho- sen, Overalls und Kleider. „Jedes Teil meiner Kollektion ist nicht von mir selber entworfen, sondern auch von mir selber genäht“, betont Olivia Leben.

Ein weiteres ihrer vielen Talente offenbaren die Accessoires, die die afrikanophile De- signerin anbietet: Schmuck, Taschen und Beutel im Afrika-Look. Für manche Frau sind sie der Einstieg zum Bekenntnis zu mehr Farbe, für andere perfekte Begleiter für die Mode von Olivia Leben.

Sehenswertes für Fashion-Fans gibt es aber derzeit nicht nur im Erdgeschoss, sondern auch in der 1. Etage der Neukölln Arcaden. In einzelnen Mode-Boxen zeigen sieben Neuköllner Designer Stücke aus ihren Kollektionen.  „Die Boxen“, so Bernd Muchow, „sind integrativer Teil einer Aktion mit Radio Energy, die momentan in allen Berliner Arcaden stattfindet.“ Das Publikum entscheidet mit Votingcards über die ansprechendste Box und nimmt an der Verlosung von Tickets für die Energy Fashion Night teil, bei der u. a. die Kollektion des Siegers präsentiert und der mit dem Arcaden Fashion Award 2011 ausgezeichnet wird. Ob es ein Designer aus Neukölln ist, zeigt sich dann am 21. Oktober.

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