Neuköllns schlechte Gehweg-Infrastruktur im Fokus der Aktion „Fuß hat Vortritt!“

gehwegschaeden richardplatz neukoellnOb in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hamburg oder Berlin: Marode Gehwege sind bundesweit immer wieder ein großes Ärgernis. Eine Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Anja Kofbinger (Grüne) über den Zustand der Berliner Gehwege fand im Sommer in aktion fuß hat vortritt_karl-marx-platz neukoellnder lokalen Presse entsprechend viel Aufmerksamkeit. Gestern machten Kofbinger (2. v. l.) und ihre Kollegin Dr. Susanna Kahlefeld (2. v. r.) deshalb mit zwei Aktionen unter dem Motto „Fuß hat Vortritt!“ am Karl-Marx-Platz sowie an der Kreuzung Friedel-/Bürknerstraße/Maybach-ufer wieder auf die schlechte Infrastruktur für Fußgängerinnen und Weiterlesen

Viel stop und wenig go in Neuköllns Hermannstraße

Wer momentan mit vier oder mehr Rädern in der Neuköllner Hermannstraße unterwegs ist, braucht vor allem Zeit und starke Nerven. Zuweilen ist außerdem die Benutzung einer Atemschutzmaske ratsam, denn die Feinstaubwolken hüllen gerne

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mal den stehenden oder zähfließenden Verkehr in dichte, stinkende Nebelbänke.

Dank eines katastrophalen Baustellenmanagements reihen sich derzeit auf der Her- mannstraße zwei Nadelöhre aneinander: In Höhe der U-Bahnhof-Station Leinestraße wird seit Wochen der U-Bahn-Tunnel saniert,  dazu schlägt seit einigen Tagen zwischen Thomas- und Emserstraße das Anti-Schlaglochprogramm zu. Infolgedessen steht für den Verkehr auf dem gesamten Streckenabschnitt nur eine Fahrspur pro Richtung zur Verfügung, was wiederum zur Konsequenz hat, dass die Stauung tagsüber bereits meist an der Werbellinstraße bzw. der Silbersteinstraße beginnt.

Ein gutes Nervenkostüm brauchen auch Autofahrer, die an den Kreuzungen vor und im Staubereich oder – nach Ausweichmanö- vern durch die angrenzenden Kieze – aus Seitenstraßen in die Hermannstraße ein- biegen wollen. Letztere dürfen dann häufig feststellen, dass auch viele andere die gleiche Idee hatten.

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Fein gemacht

Nicht nur für Autofahrer, sondern vor allem für Radfahrer sind viele Straßen in Neukölln eine wahre Zumutung. Insbesondere die kopfsteingepflas- terten Verkehrswege sind im Laufe der Jahre zu Teststrecken für Stoß- dämpfer und Armmuskulatur mutiert. Vergleichsweise komfortable Bedin- gungen bieten dagegen die meisten asphaltierten Straßen. So auch die Böhmische Straße, die der Donau- straße entspringt und unweit vom Richardplatz in die Richardstraße mündet. Dank des Anti-Schlagloch-Programms des Berliner Senats, das 1,7 Millionen Euro in den Bezirk geschaufelt hat, bekommt sie derzeit eine neue Asphaltdecke, die direkt vor der Haustür der Psychosozialen Dienste, einer bezirklichen Erziehungs- und Familien- beratungsstelle, endet.

südliches kiehlufer, neukölln, neukölln ans wasserAuch für den Umbau des südlichen Kiehlufers wird aktuell ordentlich Geld in die Hand genommen. Das Pro- gramm „Neukölln ans Wasser“ macht es möglich, dass der Trampelpfad am östlichen Ufer des Neuköllner Schiffahrtskanals nun zu einem be- quemen Bürgersteig wird. Dass in der Gegend kaum Fußgänger unter- wegs sind, weil das von Gewerbe- betrieben  geprägte Gebiet im Rücken des Estrel Hotels nicht eben zum Flanieren animiert, scheint irrelevant. Sonst wären die Investitionen weiter nördlich ins Kiehlufer geflossen.

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Auf Neukölln kommt was zu

Die gestern von der Abteilung Bauwesen des Neuköllner Bezirksamts verschickte Pressemeldung verheißt nichts Gutes – wenn auch die Ankündigung in der Konsequenz Gutes bedeu- tet: bessere Straßenver- hältnisse nämlich. Doch bis die Gegenwart sind, steht Vier- und Zweirad- fahrern vor allem im Nor- den Neuköllns einiges bevor.

Noch bis Ende nächsten Jahres sind wegen der Sanierung der U-Bahn-Tunneldecke auf der Karl-Marx-Straße zwischen Lahn- und Thomasstraße erhebliche Behinderungen zu erwarten. Parallel dazu wird „demnächst“ wegen Bauarbeiten am U-Bahntunnel die Hermannstraße im Bereich des U-Bahnhofs Leinestraße auf eine Spur pro Fahrt- richtung verschlankt. Um einen Verkehrskollaps im Schillerkiez zu verhindern, verkündet das Bauamt, habe „der Bezirk bei der Verkehrslenkung Berlin und der BVG darauf  gedrungen, dass die zuführenden Straßen wie u. a. die Okerstraße und die Leinestraße während der Bauzeit zu Sackgassen erklärt werden“.

Zusätzlich schlägt das Anti-Schlagloch-Programm des Berliner Senats im Bezirk kräftig zu. Auch auf der Hermannstraße. Zwischen Emser- und Thomasstraße soll zwischen Juli und September der Fahrbahnbelag erneuert werden. Damit dürfte die Benutzung der beiden Neuköllner Magistralen im Sommer einem Parallelslalom gleichkommen.

Von den 1,7 Millionen Euro, die zur Optimierung des Fahrspaßes von der Stadt- in die Bezirkskasse fließen, profitieren jedoch auch diverse andere Straßen in Nord-Neukölln: Die Silbersteinstraße wird zwischen Hermann- und Oberlandstraße entschlaglocht und die Donau-/Böhmische Straße zwischen Rosegger- und Thiemannstraße schick gemacht. Außerdem erhält die Hertzbergstraße von der Sonnenallee bis zur Böhmischen Straße  ebenso einen neuen Fahrbahnbelag wie die Geygerstraße zwischen Sonnenallee bis Donaustraße.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiefbauamts, so Baustadtrat Thomas Blesing, würden jedoch ihr Bestes geben, um „möglichst viele Arbeiten in den Sommerferien durchführen“ zu können.

Schon vorher ist es mit den Unannehmlichkeiten fürs fahrende Volk am Rathaus Neukölln vorbei: In der Erkstraße, wo 14 Monate lang zwischen Karl-Marx-Straße und Donaustraße gebuddelt wurde, soll der Verkehr spätestens am 23. Mai wieder uneingeschränkt rollen können.

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