Kurse für Alphabetisierung und Grundbildung: Noch Plätze frei!

„Wir bieten ab Januar wieder Kurse für Alphabetisierung und Grundbildung an. Kennen Sie jemand, der sich helfen lassen will, weil er große Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben hat?“, fragte mich Urda Thießen vom Verein Lesen und Schreiben, die ich in der vergangenen Woche vor ihrem Büro im Herrnhuter Weg traf. Der Verein arbeitet seit 1983 im Bereich Alphabetisierung und richtet seine Angebote an Personen, die Deutsch sprechen. Rund zwölf Prozent aller Erwachsenen in Deutschland haben sehr große Schwierigkeiten beim Weiterlesen

Türöffner zu gesellschaftlicher Teilhabe

Speziell für Erwachsene, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben, und von denen lt. Alpha-Bündnis Neukölln im Bezirk über 28.000 leben, organisiert der LernLaden Neukölln ab April Führun-gen durch die Helene-Nathan-Bibliothek. Bei der Erkundung der Einrichtung in den Neukölln Arcaden, die an jedem letzten Donnerstagvormittag des Monats stattfinden soll, werden vor allem Bücher in Großschrift, Leichter Sprache und Hörbücher vorgestellt. Außerdem gibt es die Möglichkeit, einen Bibliotheksausweis zu erhalten.

Eine telefonische Anmeldung unter 0157 73 50 12 00 ist erwünscht; der Treffpunkt ist im Erdgeschoss vor dem Eingang zur Post-Filiale.

Abschied von Berlins Pionierin für Alphabetisierung

Mit über 50 Bündnispartnern trägt das Alpha-Bündnis Neukölln die Themen Alphabetisierung und Grundbildung in die Öffent-lichkeit, denn noch immer ist An-Alphabetismus ein großes Tabu-Thema. Schätzungsweise 28.000 Menschen in Neukölln haben – obwohl sie Deutsch sprechen – Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Sie können nicht gut genug lesen und schreiben, um am gesellschaftlichen Leben in angemessener Weise teilzuhaben und im Beruf zurecht zu kommen. Viele besitzen zudem keine ausreichende Grundbildung. Ihnen fehlen grundlegende Kenntnisse in Mathematik, PC-Kompetenz Weiterlesen

Info-Café der VHS Neukölln mit Angeboten auch für funktionale Analphabeten

Nützliche Informationen in einfacher Sprache zu den Themen Gesundheit, Weiter-bildung, Mieterhöhung und Jobcenter bietet die Volkshochschule Neukölln seit März einmal wöchentlich in ihrem Info-Café in der Werbellinstraße 77 an. Eine Beraterin und ein Berater der Berliner Mietergemeinschaft aus dem Büro in der Sonnenallee 101 waren am vergangenen Donnerstagnachmittag in das Lernhaus der VHS Neukölln gekommen, um Auskunft zu geben, was bei Problemen mit der Miete zu tun ist. „Das Beratungsangebot im Info-Café ist auch für Menschen mit Rechtschreibschwäche und funktionale Analphabeten gedacht“, sagte Lea-Marie Zymara, die Organisatorin der Weiterlesen

40 finanzierte Lernerplätze für etwa 28.000 Neuköllner Analphabeten

Lange stand das Alpha-Bündnis Neukölln, das durch seine Netzwerkarbeit für Alphabetisierung und Grundbildung ganz praktisch Menschen hilft, die Schwierigkeiten mitwehinger dem Lesen und Schreiben haben, selbst vor einer ungewissen Zukunft, doch seit September hat das Helferbündnis eine neue Projektkoordinatorin, und im Oktober fand wieder ein Netzwerktreffen statt.

„Ich wünsche mir, dass hier alle Fäden zusammen laufen“, sagt Ida Wehinger (r.), die an ihrem Computer im Büro der GesBiT mbH in der Karl-Marx-Straße 122 sitzt. Die Pädagogin und Erziehungswissenschaftlerin arbeitet als Netzwerkkoordinatorin für das Alpha-Bündnis Neukölln mit Weiterlesen

Alpha-Bündnis Neukölln vor einer ungewissen Zukunft

plenum_alpha-bündnis neuköllnZum vielleicht letzten Mal traf sich das Plenum vom Alpha-Bündnis Neukölln am vergangenen Freitag. Es war diesmal beim Quartiersmanagement Ganghofer- straße zu Gast. Um weiter arbeiten zu können, braucht das Bündnis für Alphabetisierung und Grundbildung einen Träger, der die Projektverwaltung vom jetzigen übernimmt. Noch ist niemand gefunden.

Trotzdem ließen sich rund 40 anwesenden Bünd- nispartner ihre gute Stimmung nicht verderben: 280 Mitarbeiter aus Bürgeramt, Jugendamt, Berufsbil- dungs- und Jugendeinrichtungen sowie Stadtteil- mütter und Quartiersmanager haben inzwischen eine Alpha-Kompetenz-Schulung bzw. eine Sensibilisierungs-Schulung besucht. Bei nunmehr 15 Weiterlesen

ABC oje, oje: Hilfe für die, die helfen sollen

ingan küstermann_alpha-kompetenz-schulung_LuS berlin-neuköllnMehrere Berater und Beraterinnen von drei sozialen Einrichtungen in Neukölln trafen sich am vergangenen Dienstag zu einer kostenlosen Schulung für den Alpha-Kompetenz-Aufkleber: Sie wollten lernen, was sie beachten müssen, wenn sie Menschen beraten, die nicht so gut lesen und schreiben können. Die Idee der Schulung kommt vom Alpha-Bündnis Neukölln.

Denn allein in Neukölln leben schätzungsweise 28.000 Menschen, die Hilfe beim Lesen und Schreiben brauchen, um im Leben zurecht zu kommen. Sie können keinen Wahlzettel lesen und kein Kochrezept. Sie verstehen oft nicht einmal die Fernsehzeitschrift mit vielen Bildern. Fachleute nennen diese Menschen funktionale Analphabeten. Obwohl funktionale Analphabeten vielleicht Weiterlesen

Hilfe anbieten, ohne Scham zu bewirken

aktion alpha-kompetenz_berlin-neuköllnMeist reichen schon Kleinigkeiten, damit  Unbehagen in Angst umschlägt: mit Schriftstücken übersäte Schau- fenster oder Kugelschreiber und Formulare direkt neben der Eingangstür. Es sind Signale, die abschreckend wirken – auf alle, die nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben können. Also auf etwa 28.000 Men- schen, die in Neukölln leben, oder mehr als 300.000 Berliner. Gedanken über die Wirkung solcher Alltäg- lichkeiten macht sich aber kaum jemand, weil das Thema Analphabetismus im Bewusstsein derer, die lesen und schreiben können, häufig die Relevanz einer Marginalie hat. Zu unvorstellbar ist ein Leben in einer Parallelwelt ohne diese Fertigkeiten.

So ergeht es zum Leidwesen der Betroffenen auch vielen, die bei ihrer Arbeit in sozialen oder kulturellen Einrichtungen, Ämtern, Arztpraxen und medizinischen Bera- tungsstellen häufig mit funktionalen An-Alphabeten zu tun haben. Insoweit unter- scheidet Neukölln sich nicht von anderen Berliner Bezirken – und Weiterlesen

Neuköllnisch-kreuzbergische Kooperation baut das Grundbildungszentrum Berlin auf

plenum alpha-bündnis neuköllnSchon vor fast eineinhalb Jahren gab Bildungssenatorin Sandra Scheeres bekannt, dass Berlin ein Grundbil-dungszentrum bekommen werde. Danach wurde es still um das für  rund 300.000 Berliner mit defizitärer Alpha- betisierung und Grundbildung  geplante Projekt. Im Okto- ber letzten Jahres erinnerte Scheeres wieder daran: Man strebe an, in Berlin ein Grundbildungszentrum (GBZ) einzurichten, warb sie beim 30-jährigen Jubiläum des Lesen und Schreiben e. V., der bereits 2012 das Alpha-Bündnis Neukölln ins Leben gerufen hatte, um den Problemen von An-Alphabetismus und Bildungsschwä- che auf Bezirksebene auf neuen Wegen zu begegnen.

Es war Sandra Scheeres‘ Mitarbeiterin Sabine Theuser, die Ende letzter Woche endlich mit spruchreifen Neuig- keiten über das stadtweite Engagement aufwarten konnte. „Im Mai dieses Jahres wird der Aufbau des Berliner Grundbildungszentrums beginnen“, Weiterlesen

Lernen, dass das Lernen auch Spaß machen kann: 30 Jahre Alphabetisierung in Neukölln

1_30 jahre lesen +schreiben ev neuköllnDer Begegnung zweier Frauen ist es zu verdanken, dass letzten Freitag in Neukölln ein rundes Jubiläum gefeiert 30 jahre lesen +schreiben ev neukölln_haus des älteren bürgerswerden konnte: Eine der beiden war An-Alphabetin und zur Meisterin des Ver- tuschens geworden – bis sie das Leiden unter ihrem Defizit nicht mehr aushielt und sich das Leben nahm. Die andere heißt Marie-Luise Oswald, studierte damals, in den 1970er Jahren, Päda- gogik und kam durch die Verzweiflungstat der anderen Frau zu einer Lebensaufgabe: Die, Menschen zu helfen, die nicht lesen und schreiben können.

1980 erstellte Oswald als Co-Autorin für das Bundesmi- nisterium für Bildung und Wissenschaft eine der ersten Studien zur Alphabetisie- rung in Deutschland. 1983 gründete sie zusammen mit anderen in Neukölln den Verein  Lesen und Schreiben  (LuS e. V.), der sich seitdem dafür Weiterlesen

„Kein marginales, sondern ein tiefgreifendes Thema für die Gesellschaft“

unbelehrbar-plakat_eingang sputnik-kino kreuzberg„Der Film ist wirklich optimal“, findet Sigi, und er muss es wissen. Nicht weil er ein renommierter Filmkritiker ist, sondern weil in der Geschichte, die der Film „Unbelehrbar“ erzählt, sehr viel von sei- ner eigenen steckt. Vorgestern saß Sigi zusam- aussicht_sputnik-kino kreuzbergmen mit vielen anderen über den Dächern Kreuz- bergs im Sputnik-Kino, dem höchsten Kino Berlins, um sich die Leinwand-Version seiner Vergangenheit anzu- sehen. Und plötzlich schien der bittere Cocktail aus Unsicherheit, einem deso- laten Selbstwertgefühl, Verzweiflung und läh- mender Hilflosigkeit  wieder zum Greifen nah. Dass eine weite Etappe von Sigis Vita von einer Frau gespielt wird, macht keinen Unterschied. Die Emotionen, die Ellen in Anke Hentschels Film „Unbelehrbar“  durchlebt, kennen keine Geschlechtergrenzen. Nicht oder kaum lesen und schreiben zu können, ist für alle Betroffenen belastend – für etwa 7,5 Millionen Volljährige in Deutschland, also 14 Prozent aller Erwachsenen.

Die Schauspielerin Lenore Steller gibt ihnen mit ihrer Verkörperung der Ellen ein brillantes, zu Empathie animierendes Gesicht: Wie das Gros der funktionalen An- UNBELEHRBAR_Standfoto_CMYKAlphabeten mogelte sie sich irgend- wie durch ihre schulische Laufbahn. Als sie im Alter von 40 Jahren von ihrer Vorgesetzten dazu gedrängt wird, durch eine Weiterbildung ihre beruf- lichen Möglichkeiten zu verbessern, reagiert die Küchenhilfe zunächst trotzig: „Ich brauch keine Möglich- keiten!“ Aber dann reift in ihr doch zwischen Zweifeln und Ängsten ein Jetzt-oder-nie-Gefühl heran, und sie beschließt, den Ehemann und die beiden Kinder im Teenager-Alter in der bran- denburgischen Kleinstadt zurück zu lassen, um in Berlin einen Alphabetisierungs-Lehrgang zu machen. Völlig auf sich allein gestellt, wird aus der anfangs ver- unsicherten, zögerlichen, schüchternen Ellen eine mutige, optimische Frau, die bereit ist, die überall aufgestellten Hürden in der fremden Umgebung zu nehmen und die anke hentschel_unbelehrbar-regisseurin_sputnik-kino kreuzbergWelt der Schriftsprache zu erkunden.

Auch für Regisseurin Anke Hentschel (l.) war die filmische Umsetzung des Themas An-Alphabetismus eine Heraus-forderung. „Es war ein Zeitungsartikel darüber, der mich sehr bewegt und mir den Impuls gegeben hat, es probieren zu wollen“, erzählte sie nach dem Ende des Films bei einer Gesprächsrunde, an der mit Marion und Peter auch zwei ehemalige funktionale An-Alphabeten vom Neuköllner Verein Lesen und Schreiben sowie Dr. Ulrich Raiser (l.) von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung teilnahmen. Mit dem Film „Unbelehrbar“, sagte sie, sei eine Metapher für Orientierungslosigkeit unbelehrbar-expertengespräch_sputnik-kino kreuzbergentstanden. Durch die exzellente Besetzung und insbesondere die her- ausragende Leistung von Lenore Stel- ler funktioniert die perfekt. Um sich die Rolle zu erarbeiten, die so schwierig sei wie die, eine Blinde zu spielen, nahm die Hauptdarstellerin – wie schon die Regisseurin – im Vorfeld Kontakt zu Betroffenen auf.

Mit dem Ergebnis, dass auch Peter und Marion, bewegt vom Film bestä- tigten, sich in vielen Situationen wie- dererkannt zu haben. „Noch heute“, gestand der 53-Jährige, „hab ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich einen Formular oder einen Bewerbungsbogen ausfüllen muss.“ Denn sich als Erwachsener das anzueignen, was man als Kind verpasst hat, sei ein langer, anstrengender Weg. Für Marion begann der, als sie selber Kinder hatte: „Da hab ich begriffen, dass ich jetzt endlich den Arsch hoch kriegen und lesen und schreiben lernen muss.“ Das Problem sei allerdings, unterstrichen beide, dass es filmrollen_sputnik-kino_berlin-kreuzbergviel zu wenige Hilfsangebote und Kurse gebe.

Dem konnte Dr. Ulrich Raiser nur zustimmen: „Man müsste viel mehr Geld für die Bereiche Alphabetisierung und Grundbildung in die Hand nehmen, aber es ist doch leider nicht so leicht, das zu kriegen.“ Der Film, sagte er, sei sehr wichtig, um zu auf breiter Ebene zu verdeutlichen, dass es sich um kein mar- ginales, sondern um ein tiefgreifendes Thema für die Gesellschaft handelt. Durch das Ansehen von „Unbelehrbar“ habe nun jeder die Chance nachzuvollziehen, worum es eigentlich geht, wenn von An-Alphabetismus die Rede ist.

„Unbelehrbar“ läuft zurzeit im hackesche höfe kino, im Lichtblick-Kino und im Sputnik-Kino; ab 18.4. ist er im filmkunst 66 und im Film Cafe zu sehen.

Heute steht die Regisseurin Anke Hentschel nach der 20 Uhr-Vorführung für Gespräche bereit, morgen nach der 18 Uhr-Vorführung (beide im Licht- blick-Kino) ist die Autorin Katharina Schlender ebenfalls dabei. Am 20. April gibt es eine Sondervorführung mit Anke Hentschel und der Hauptdarstellerin Lenore Stelle im filmkunst 66 (Uhrzeit erfragen).

=ensa=