Mit 200 Seiten gegen „einen gewissen Geschichts-Autismus“

kys berliner jugend_bosetzky rodewill_vergangenheitsverlagHorst Bosetzky, vielen als Schriftsteller von Berlin-Krimis und einer mehrbändigen, autobiografisch angelehnten Familiensaga bekannt, hat mit „-ky´s Berliner Jugend“ ein sehr persönliches Buch über seine Kindheit in Neukölln veröffent- licht, das folgerichtig den Untertitel „Erinne- rungen in Wort und Bild“ trägt. Das Kürzel „ky“ war lange Zeit sein Pseudonym. Als gelüftet wurde, dass sich dahinter der Soziologie-professor Horst Bosetzky verbirgt, überraschte das viele Leser.

Bosetzky wurde 1938 in Neukölln geboren und wuchs in einer Hinterhauswohnung in der Ossastraße 39 auf. Hierhin ist er auch für die Arbeit am Buch zurückgekehrt. Darüber hinaus führt er die Weiterlesen

Es geschah in Neukölln

Hier wurde Horst Bosetzky am 1. Februar 1938, also heute vor genau 75 Jahren, geboren. Hier ging er zunächst zur Volksschule, die später als Rütli-Schule bekannt wurde, und hier machte er sein Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium. Es folgten die Lehre zum Industriekaufmann bei Siemens und ein Studium der Soziologie, Psychologie, BWL und VWL an der FU Berlin. Vor genau 40 Jahren wurde er schließlich Professor für Soziologie an der Berliner Fachschule für Verwaltung und Rechtspflege – und blieb es bis zum Jahr 2000. Eine beeindruckende Karriere für jemanden, der den  Malus Neukölln  in die Wiege gelegt bekommen hatte.

horst bosetzky_lesung in neuköllnDoch diese eine reichte Horst Bosetzky nicht: In den 1970er Jahren begann er unter dem Pseudonym -ky Hörspiele, Drehbücher und Krimis zu schreiben. Etwa 20 Jahre später kamen biografische Romane sowie Spannungsromane dazu, und mit „Brennholz für Kartoffelschalen“ begann der schriftstellernde Professor aus Neukölln, der nun Wilmersdorfer war, eine mehrbändige Familiensaga.

Um den Jubilar nicht über Gebühr bei seinen Geburtstagsvorbereitungen zu stören, haben wir ihm fünf eher geschlossene Fragen gestellt – hier sind sie, samt Horst Bosetzkys sehr offener Antworten:

Nervt es eigentlich, als längst in einem anderen Bezirk Wohnender nach wie vor mit Neukölln in Verbindung gebracht oder als Ex-Rütli-Schüler tituliert zu werden?
Bosetzky: Nein, es freut mich, ich prahle geradezu damit, aus Neukölln zu kommen. Meine Mutter, geb. 1910, war sogar noch echte Rixdorferin. Die Ossastraße war mein Paradies (und das von Manfred Matuschewski in „Brennholz für Kartoffelschalen“).

Glauben Sie, dass Ihr Leben anders verlaufen wäre, wenn es nicht im damaligen Arbeiterbezirk Neukölln begonnen hätte?
Bosetzky: Ja. Wäre ich z. B. in Zehlendorf aufgewachsen, hätte ich nie die Nähe zu den sogenannten „einfachen Menschen“ haben können, zum „Volk“. Mir geht es da wie Heinrich Zille, der auch nur Zille geworden ist, weil er aus dem „Milljöh“ selbst gekommen ist. Bei mir gilt das für beide Berufe/Berufungen: die Soziologie wie das Schreiben. Und als Sportler (1. FC Neukölln, TuS Neukölln und Neuköllner Sport- freunde) wollte ich auch im sozialen Bereich siegen: Vom Neuköllner Hinterhof und der Rütlischule zum Professor und zur „deutschen Krimilegende“.

Was verbindet Sie heute mit dem Bezirk?
Bosetzky: Das Emotionale, die (verklärende) Erinnerung vor allem. Als Träger der goldenen Ehrennadel, also Ehrenbürger, werde ich oft eingeladen – und steige dann am Hermannplatz oder Rathaus Neukölln aus der U- und auf dem Bahnhof Neukölln aus der S-Bahn. Alle Jahre wieder lese oder diskutierte ich auch da, wo ich das Abitur gemacht habe, in der Albert-Schweitzer-Schule. Außerdem wohnen meine Schwie- gereltern in der Gropiusstadt, und die besuchen wir dort mindestens einmal im Monat. Stehe ich im 17. Stock auf dem Balkon, liegt mir ganz Neukölln zu Füßen.

Mit welchen drei (maximal fünf) Wörtern würden Sie Neukölln beschreiben?
Bosetzky: Neukölln ist unbeschreiblich spannend.

Was wünschen Sie Neukölln für die nächsten 75 Jahre?
Bosetzky: Dass die Neuköllner mit dem berühmten Migrationshintergrund bald so waschechte Berliner werden wie die Hugenotten nach 1700, wirtschaftlich und kul- turell ebenso bedeutend wie diese. Dann ist Neukölln unschlagbar.

Aktuell schreibt Horst Bosetzky an einem Roman über Heinrich Zille; außerdem sind neue Bände für die Krimiserien „Es geschah in Berlin“ und „Es geschah in Preußen“ in Arbeit. Gerade erschienen ist das Buch „Berliner Leichenschau“, das Bosetzky zusammen mit dem Rechtsmediziner Prof. Dr. Günther Geserick schrieb.

Wir wünschen Horst Bosetzky ein neues Jahr voller Glück, Gesundheit, Erfolg, guter Ideen und erfüllter Wünsche.

Endlich!

innsportplatz neukölln (august 2009)innsportplatz neukölln (november 2011)Wer erst seit etwa fünf Jahren rund um die Kreuzung Innstraße/ Sonnenallee oder am Anfang der Finowstra- ße wohnt, musste seit- dem nur aus dem Fenster gucken, um einen   Eindruck vom stetigen Wandel Neuköllns   zu bekom- men. Erst sah man sich einer eingezäunten Kraterlandschaft gegenüber, dann einer Baustelle mit Christo-Attitüde, später einer riesigen Buddelkiste und schließlich einem asphaltierten Areal. Wie es ist, einen Sportplatz direkt vor der Haustür zu haben, konnten nur jene erzählen, die schon vor dem Sommer 2007 in die Gegend gezogen waren.

Nun dürfen das wieder alle erleben, der Innsportplatz hat die fünfjährige spielfreie Zeit endlich hinter sich. Eigentlich sollte er damals nur saniert werden. Doch dann wurden bei den Bauarbeiten Waffen und Munition aus dem 2. Weltkrieg entdeckt – und der Sportplatz an der Innstraße wurde zum Fall für das LKA und zum Sorgenkind für die Kassen des Berliner Senats und des Bezirks Neukölln. Bis in 3 Meter Tiefe wurde der Boden gesiebt und kontaminiertes Erdreich abgetragen, bevor erneut ein Kunst- rasenfeld für Kicker aller Alters- und verschiedener Spielklassen angelegt werden konnte. Letzten Freitag wurde das über 800.000 Euro teure Bauprojekt beendet und der Innsportplatz samt neuer Flutlichtmasten, Beregnungsanlage, Stehplatztribünen und innsportplatz neukölln, foto: simonwiedereröffnung innsportplatz neukölln, foto: bertil wewerBallfangzäune wie- der offiziell seiner Be- stimmung übergeben.

Das Bezirksamt Neu- kölln trat mit Bürger- meister Buschkowsky,  Baustadtrat Thomas Blesing und Sportstadträtin Franziska Giffey  zur feierlichen Wiedereröffnung an. Der  1. FC Neukölln und der Rixdorfer SV Berlin (ehem. 1. SV Galatasaray) schickten ihre E-Jugend-Mannschaften, um den alten neuen Inn- sportplatz einem spielerischen Belastungstest zu unterziehen. Die Anwohner müssen künftig genauer hingucken, wenn sie den Wandel vor ihrer Haustür erkennen wollen, denn der wird sich nur noch auf wechselnde Teams und Trikots beschränken.

=ensa=

Ende und neuer Anfang an der Sonnenallee in Sicht

Die Beleuchtungsmasten stehen schon und auch sonst deutet einiges darauf hin, dass in absehbarer Zeit auf dem Innsportplatz an der Sonnenallee end- lich wieder gekickt werden kann. Damit war es vor fast 4 1/2 Jahren schlagartig vorbei.

Bis dato war der Platz vom 1. FC Neukölln und 1. FC Galatasaray genutzt worden. Die Vereine wichen auf andere Spielfelder aus, als auf dem Innsportplatz mit der notwendigen Erneuerung des Kunstrasenbelags und einer Teilsanierung der Lichtanlage begonnen wurde. Eigentlich eine zeitlich wie auch finanziell überschaubare Angelegenheit. Doch dann wurden bei den Bauarbeiten im Juni 2007 im Randbereich des Geländes Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden: Die Baustelle wurde kurzum am 26. Juni des Jahres vom LKA gesperrt und eine Kampfmittelsuch- und -räum- maßnahme begann, bei der man etliche weitere Kriegsrelikte ent- deckte.

Der ursprünglich mit 540.000 € kal- kulierte Kostenrahmen blähte sich auf das Dreifache auf; der bis zu Unkenntlichkeit gesprengte Zeitrahmen rief sogar das Berliner Abgeordnetenhaus auf den Plan. Kleine Anfragen aus den Reihen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen forderten im Frühjahr 2009 Informationen zum Status quo und zur weiteren Planung rund um den Neuköllner Sportplatz, dessen Schließung ein weiteres Loch in das ohnehin schon sehr grobmaschige Versorgungsnetz der Sportanlagen im Norden des Bezirks riss.

Seitdem sind weitere 2 1/2 Jahre vergangen. Aber nun überschlagen sich die guten Nachrichten hinsichtlich des Innsportplatzes förmlich: „Bei den derzeit noch laufenden Baumaßnahmen auf dem Innsportplatz konnten erfreulicherweise erhebliche finanzielle Einsparungen erzielt werden“, teilte die Abteilung Bildung, Schule, Kultur und Sport des Neuköllner Bezirksamts unlängst mit. Ebenso, dass die Bauarbeiten bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein sollen.

=ensa=

Der Anfang vom Ende

Noch knapp ein Vierteljahr, dann beginnt in Deutschland die Fußball-WM der Frauen. Für die deutschen Kickerinnen  um Trainerin Silvia Neid bedeutet der Anpfiff des Turniers den Start ins Unternehmen „Sommermärchen Reloaded“. Damit das gelingt, sollten sie Neukölln bei ihrem Berlin-Aufenthalt am besten weiträumig um- fahren. Denn die fußballe- rischen Misserfolge made in Neukölln haben bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren.

Man schrieb den 2. Sep- tember 1990, als die Da- men-Elf des 1. FC Neu- kölln zu ihrem ersten Spiel in der neu gegründeten Frauen-Fußballbundesliga beim SV Wilhelmshaven antrat. Bereits nach 55 Se- kunden kassierten die Neuköllnerinnen das erste Gegentor, fünf weitere kamen bis zum Spielende dazu. Der Auftakt zu einer Serie, die nach wie vor ihresgleichen sucht: Mit 18 Niederlagen und einem Torverhältnis von 8:102 schlossen die 1. FC Neu- kölln-Frauen ihre Saison in der höchsten Spielklasse ab – als bis heute erfolgloseste Bundesligistinnen.

=ensa=