„Wilhelm Busch war ein typischer und zugleich untypischer Vertreter seiner Zeit“

Es gab eine Zeit, zu der in Deutschland wohl fast jeder Haushalt ein Buch von Wilhelm Busch besaß, der der Schöpfer der legendären Gestalten Max und Moritz ist. Die karikaturhaft überzeichneten Bildergeschichten des notorischen Junggesellen entzündeten sich oft an moralischen Fragen rund um Gesellschaft, Ehe und Familie. Unter dem Titel „Ein rechter Maler, klug und fleißig, trägt stets ‘nen spitzen Bleistift bei sich“ präsentiert die aktuelle Sonderausstellung im Schloss und Gutshof Britz bis Ende April einige originale Zeichnungen und Druckgrafiken des vielseitigen Künstlers, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeitete.

„Wilhelm Busch war ein typischer und zugleich untypischer Vertreter seiner Zeit“, erklärte mir Kurator Dr. Martin Steffens kürzlich bei einem Rundgang durch die Ausstellung. Buschs Werke ließen einerseits immer noch die spießbürgerliche Geisteshaltung der Gründerzeit erfahrbar werden, die wir heute in vielerlei Hinsicht berechtigterweise hinterfragten und kritisch bewerteten. Andererseits habe Busch weitgehend vergessene fantastische Erzählungen und durchaus moderne Lyrik geschaffen, durch die er allerdings nicht zu Ruhm gekommen sei, sagte Steffens. Schon gar nicht sei er zu seinem Leidwesen als Maler erfolgreich gewesen. „Als er sich – zu Reichtum gekommen- als Privatier das ruhevolle Malen leisten konnte, schuf er moderne und freie malerische Werke, die er aber im Verborgenen hielt. Die breite Öffentlichkeit erwartete von Wilhelm Busch Bildergeschichten“, so Steffens.

Die Sonderausstellung flankieren Arbeiten der Künstlerinnen Friederike Feldmann und Anna Faroqhi, sodass der Zeichner und Mensch Wilhelm Busch in den Kontext heutiger Betrachtung gestellt wird. Feldmann, die quasi mit Busch groß geworden ist, setzt sich mit seinen dynamischen Strichzeichnungen (r.) auseinander, die sie immer wieder für ihre künstlerische Arbeit nutzbar gemacht hat. Faroqhi verfasste für die Ausstellung eine Bildergeschichte, in der Busch in einer Traumsequenz mit vielen seiner Geschöpfe und deren Fragen an ihn konfrontiert wird. Damit werde thematisiert, dass Teile seines Werks aus heutiger Sicht als rassistisch zu kritisieren sind, heißt es im Vorwort des kleinen Ausstellungskatalogs.

Begleitend zur Sonderausstellung werden am morgigen Sonnabend, 18.3., Lieder nach Texten von Wilhelm Busch im Festsaal von Schloss Britz präsentiert.

Sonderausstellung bis 30. April: „Ein rechter Maler, klug und fleißig, trägt stets ‘nen spitzen Bleistift bei sich“. Schloss und Gutshof Britz, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr, Eintritt: 5 Euro / 3 Euro (ermäßigt). Onlinetickets unter http://www.schlossbritz.de

Tugend & Laster | Lieder nach Texten von Wilhelm Busch
Sonnabend, 18.3.2023
Festsaal
Schloss und Gutshof Britz
Alt Britz 73, 12359 Berlin

Begleitend zur Ausstellung „Ein rechter Maler, klug und fleißig, trägt stets ´nen spitzen Bleistift bei sich“ präsentiert die Sopranistin Andrea Chudak in ihrem Programm Vertonungen ausgewählter Gedichte Wilhelm Buschs u. a. von Hans Stähli und Regina Wittemeier.
Andrea Chudak – Sopran
Matthias Badczong – Klarinette
Yuki Inagawa – Klavier

Eintritt: 18 Euro, ermäßigt 13 Euro

=Christian Kölling=

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