Abschluss der Aktion „Suppe auf Achse“: „Alle verdienen eine warme Mahlzeit“

Auch bei Wind und Regen ist die Warteschlange lang vor der Lebensmittel-Ausgabestelle der Kubus gGmbh, die montags, donnerstags und freitags in der Teupitzer Straße 39 ab 12 Uhr geöffnet ist. „Wir könnten an allen Werktagen öffnen, um die große Nachfrage zu befriedigen. Wir haben aber nicht genügend Lebensmittel und suchen deshalb noch einen großen Supermarkt, der uns unterstützt“, sagte mir gestern Gernot Zessin, der die Öffentlichkeitsarbeit bei Kubus betreut. Dennoch war seine Stimmung am vergangenen Freitagmittag gut. Die berlinweite Aktion „Suppe auf Achse – alle verdienen eine warme Mahlzeit“ hatte das weitläufige Kubus-Gelände am Neuköllner Schifffahrtskanal nämlich als den Abschlusspunkt ihrer zweiwöchigen Tour durch die Stadt ausgesucht.

Während der Charity-Aktion, die sechs Berliner Einkaufscenter ausrichteten, wurden insgesamt rund 1.000 Portionen Suppe verteilt. Gekocht wurde in den Centern. Ausgegeben wurden die Suppen in einem eigens angemieteten Imbisswagen. Am Abschlusstag servierten die Neukölln Arcaden eine herzhafte Kartoffelsuppe mit Karotten und Würstchen. „Wir alle können etwas tun, um anderen zu helfen. Wenn unsere Suppe etwas Wärme spendet und die Aktion Aufmerksamkeit erzeugt, haben wir unser Ziel schon erreicht und freuen uns sehr über Nachahmer“, kommentierte Centermanager Silvan Göde (l.). Er und das Team des Einkaufscenters an der Karl-Marx-Straße hatten gut 100 Portionen für ihren Einsatz an der „Neuen Teupe“ gekocht. Eine Spendenbox, die sehr prominent im Erdgeschoss der Neukölln Arcaden steht, soll Kundinnen und Kunden dazu animieren, haltbare Lebensmittel hineinzuwerfen. Wann immer sie gefüllt ist, wird sie geleert und der Inhalt an die Helferinnen und Helfer von Kubus übergeben, sagt das Center zu.

Bezirksbürgermeister Martin Hikel (r.) und Sozialstadtrat Falko Liecke (l.) waren bei der Ausgabe der Suppe mit dabei. Kubus-Geschäftsführer Siegfried Klaßen (M.) sprach mit beiden am Rand der Lebensmittel-Ausgabestelle für arme Menschen. Erst im August 2022 schlug Klaßen Alarm, weil die Lebensmittelausgabe, die in einem der ärmsten Quartiere Berlins liegt, völlig überlaufen war. Armut in Neukölln, das sollte trotz gelungener Charity-Aktion nicht übersehen werden, ist ein vielschichtiger politischer Sachverhalt, der unterschiedlichste Ursachen wie Flucht, Obdachlosigkeit, Erwerbsarmut , Arbeitslosigkeit, Verschuldung oder Rentenniveau hat. Für verschiedenste Armutsursachen sind unterschiedlichste Lösungsstrategien sinnvoll. Derweil scheint jedoch die Armut in jeder Hinsicht zu steigen. Zwei aktuelle Beispiele aus Neukölln: Die Kubus-Kältehilfe nimmt von Anbeginn an der „Neuköllner Kaffeewette“ teil, die in diesem Jahr erstmals nach Reinickendorf ausgeweitet wurde. Der Weihnachtsbaum im Rathaus Neukölln, der traditionell mit den Wünschen armer Kinder und Jugendlicher geschmückt wird, trug zur Weihnacht 2022 erstmals auch die Wünsche von 25 bedürftigen Seniorinnen und Senioren.

Der Paritätische Wohlfahrtsverbands kritisiert grundsätzlich, dass die Anhebung der Regelsätze in der Grundsicherung im Januar 2023 auf 502 Euro viel zu niedrig gewesen sei. Die regierungsamtliche Berechnungsmethode sei trotz neuer Fortschreibungsmethodik nicht geeignet, das verfassungsrechtlich gebotene soziokulturelle Existenzminimum abzusichern, lautet die Kritik des Paritätischen aus dem November 2022, die heute noch gültig ist.

=Christian Kölling=

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