Kaffeewette 4.0 weitet sich von Neukölln nach Reinickendorf aus

934 Päckchen Kaffee und 5.000 Euro für die Obdachlosenhilfe in den Bezirken Neukölln und Reinickendorf: Das ist das stolze Ergebnis der jüngsten Kaffeewette, die der Lebensmittelhändler Michael Lind diesmal mit den Bezirksbürgermeistern von Neukölln und Reinickendorf, Martin Hikel und Uwe Brockhausen, gleichzeitig einging. Am Sonnabendmittag wurde es im Rixdorf Salon des Rathauses Neukölln verkündet. Den Raum schmückt ein Gemälde, das Hermann Boddin zeigt. Er war von 1874 bis 1899 Gemeindevorsteher und bis zu seinem Tod im Jahr 1907 Erster Bürgermeister beziehungsweise Oberbürgermeister von Rixdorf bei Berlin. Was würden wohl Boddin und seine Zeitgenossen, die damals in der stark expandierenden und jüngsten Arbeiterstadt Deutschlands lebten, über die heute sogenannte „Neue soziale Frage“ denken?

Lind, der zwei Nahkauf-Filialen in Reinickendorf und eine in Neukölln betreibt, schloss seine erste Kaffeewette kurz vor Weihnachten 2019 ab. Der Kaufmann wettete, dass Hikel es nicht schaffen würde, mindestens 50 Menschen zu finden, die mit ihm jeweils eine Packung Kaffee zur Kubus-Kältehilfestation im ehemaligen „Obdachlosenasyl Teupe“ bringen. Am Ende kamen mehr als 150 Menschen mit Kaffeepäckchen in die „Neue Teupe“ und der von der Hilfsbereitschaft in Neukölln überwältigte Unternehmer verdoppelte seinen Spendenbeitrag. So war die Idee einer Wette geboren, bei der alle gewinnen und niemand verliert.

Inzwischen sind die Regeln leicht verändert: Lind (M.) gibt für 100 gespendete Kaffeepäckchen garantiert jeweils 200 Euro und rundet den Betrag in der Regel großzügig auf. In Neukölln wurden diesmal 438 und in Reinickendorf erstmals 496 Kaffeepäckchen von Bürgerinnen und Bürgern in den Rathäusern abgegeben. Der sozial engagierte Unternehmer, der in Reinickendorf verwurzelt ist, übergab am Sonnabendmittag den Bürgermeistern Hikel (l.) und Brockhausen (r.) zwei Schecks über jeweils 2.500 Euro, die nun der Obdachlosenhilfe in Neukölln und Reinickendorf zugutekommen. Als Vertreter der Neuköllner Obdachlosenhilfe waren Catharine Fritze, Evas Obdach, und Gernot Zessin, Kubus-Kältehilfe, in den Rixdorf Salon gekommen. Die Idee der Kaffeewette hat sich inzwischen aber nicht nur nach Reinickendorf verbreitet.

Vielmehr fand sich in Neukölln ein zweiter Unternehmer, der eine Wette zugunsten der Kältehilfe gerne verliert. Im Oktober 2022 waren 721 Päckchen Kaffee und Tee sowie 2521,- Euro das Ergebnis einer Wette, die Dr. Christian Hoffmann mit seiner Firma Umweltconsulting und Thomas de Vachroi , Armutsbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln, zugunsten der Tee- und Wärmestube Neukölln eingingen. Weitere Nachahmerinnen und Nachahmer sind sicherlich sehr erwünscht, wie wahrscheinlich auch Boddin und seine Zeitgenossen denken würden.

=Christian Kölling=

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