Trotz Nieselregen gut gelaunt konnte Jürgen Schulte (r.) von der Anwohner*inneninitiative „Hufeisern gegen Rechts“ am vergangenen Sonntagvormittag einige Medienvertreter und zahlreiche Unterstützer an der großen Freitreppe vor dem Teich der Hufeisensiedlung begrüßen. Die Initiative setzt sich seit über einem Jahrzehnt in der Hufeisensiedlung sowie in der benachbarten Krugpfuhlsiedlung gegen gewalttätige Angriffe von politisch-extremen Rechten, ebenso wie gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus ein. Sie wurde für ihr langjähriges und vielseitiges Engagement erst im November 2022 mit dem „Preis für Zivilcourage“ ausgezeichnet, den der Förderkreis “Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ und die Jüdische Gemeinde Berlin vergeben. „Hufeisern gegen Rechts“ initiiert unter anderem kontinuierlich die Verlegung von Stolpersteinen und richtet Ausstellungen sowie politische Lesungen aus. So soll der öffentliche Raum gegen völkisch ausgerichtete Propaganda verteidigt und stattdessen -ganz im Sinn der Erbauer der Hufeisensiedlung- mit sozialer und demokratischer Kultur gefüllt werden.
Anlässlich der bevorstehenden Wahlwiederholung brachte die Bürgerinitiative gemeinsam mit Britzer Bündnispartnern am Sonntagvormittag insgesamt 108 Plakate mit der Aufschrift „Wir stimmen gegen Nationalismus und Rassismus!“ in der Hufeisen- und in der Krugpfuhlsiedlung an. Während sich bei einer ähnlichen Aktion im Wahljahr 2016 nur die Neuköllner Bezirksorganisationen von SPD, Grünen und Linken beteiligten, konnte jetzt der Unterstützerkreis erheblich erweitert werden. Auch der Britzer Bürgerverein, die Neuköllner Kreisverbände von DGB und SJD „Die Falken“ tragen die diesjährige Plakataktion ebenso mit, wie das Albert-Einstein-Gymnasium, die Annedore-Leber-Oberschule und die Fritz-Karsen Gemeinschaftsschule.
„Hintergrund dieser gemeinsamen Aktion ist die bedrohliche Zunahme rechter Positionen, die sich parlamentarisch vor allem in der AfD konzentrieren. Die beteiligten Parteien, Einrichtungen und Initiativen eint, dass sie Rassismus in jeder Form als unvereinbar mit den demokratischen Grundsätzen unseres Landes ansehen“, sagte Schulte. Die mit dem populistischen und nationalistischen Kurs der AfD verbundene Diskriminierung von Zuwanderern setze für diesen Teil der Bevölkerung grundlegende Menschenrechte außer Kraft. „Im Gegensatz dazu unterstützen die Mitglieder dieser Plakataktion eine Politik, die für alle Menschen gleiche Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe bietet“ hob Schulte hervor, obgleich er einräumte, dass es zwischen den Bündnispartner unterschiedliche Vorstellungen und Programme über die einzuschlagenden Wege gebe.
Die Anwohner*inneninitiative „Hufeisern gegen Rechts“ und der Britzer Bürgerverein setzen ihre Zusammenarbeit in diesem Monat fort. Anlässlich des 78. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zeigen beide Organisationen unter dem Titel „Schmetterlinge hab‘ ich hier nie gesehen!“ eine Ausstellung mit Kinderbildern aus dem KZ Theresienstadt. „Mit den in Theresienstadt entstandenen Bildern haben die Kinder ihre Wünsche, Hoffnungen und Ängste ausgedrückt, die sie in dieser menschenunwürdigen Umgebung, geprägt von Hunger, Gewalt und Entwürdigung, beherrscht haben“, heißt es in der Veranstaltungseinladung. Und weiter: „Auschwitz zeigt, wohin die völlige Zerschlagung demokratischer Rechte, die rassistische Ausgrenzung von Menschen und die daraus erwachsende Willkürherrschaft führen kann. Wenn heute wieder in der politischen Debatte Begriffe wie ‚Umvolkung‘ oder ‚Kulturfremde‘ fallen, sollten wir angesichts unserer Geschichte nicht stumm bleiben.“
Ausstellung: „Schmetterlinge hab‘ ich hier nie gesehen!“ – Kinderbilder aus Theresienstadt –
Eröffnung: 27. Januar 2023, 17 Uhr
Ort: Diakoniehaus Britz,
Buschkrugallee 131,
12359 BerlinDie Ausstellung ist auch am Samstag, 28.1., und Sonntag, 29.1., von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
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Gute Aktion weiter so .Nur wenn wir sichtbar und aktiv Auftreten können wir verhindern das sich die Geschichte wiederholt.
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