Freitagvormittag besuchte Elke Büdenbender (r.), Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, die Tee- und Wärmestube in der Neuköllner Weisestraße. Offenkundig war es kein Zufall, dass Thomas de Vachroi (l.), Armutsbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln und des Diakoniewerks Simeon, die Verwaltungsrichterin mitten im Schillerkiez begrüßen konnte, um ihr die traditionsreiche und um Erweiterung bemühte Einrichtung für Obdachlose, Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen vorzustellen. „Wir haben Obdachlosigkeit auf dem Schirm. Mein Mann hat über Obdachlosigkeit promoviert“, eröffnete Büdenbender ihren durchweg männlichen Gesprächspartnern gleich, nachdem sie im freundlichen, aber engen Raum des ehemaligen Ladenlokals an der Stirnseite eines langen Tisches Platz genommen hatte. Das Thema der Dissertation Steinmeiers, das auf der Webseite des Bundespräsidenten steht, hieß: „Bürger ohne Obdach: zwischen Pflicht zur Unterkunft und Recht auf Wohnraum. Tradition und Perspektiven staatlicher Intervention zur Verhinderung und Beseitigung von Obdachlosigkeit.“ Es ist heute in Berlin mindestens ebenso aktuell wie im Jahr 1991.
Die Tee- und Wärmestube wurde bereits 1983 als zweite Einrichtung ihrer Art im damaligen West-Berlin ganz bewusst im Schillerkiez eröffnet. Sie startete als ein reines Projekt der Kirchengemeinde, wird aber ungefähr seit der Jahrhundertwende vom Diakoniewerk Simeon unterstützt und erhält inzwischen auch eine finanzielle Unterstützung des Bezirks Neukölln. „In den Jahren 2014 und 2015 kamen immer mehr Menschen zu uns. Die Zahl der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter ist dagegen kontinuierlich gesunken“, erinnerte sich de Vachroi, der auch Leiter des Diakonie-Hauses Britz ist, dem die Beratungsstelle und Begegnungsstätte mit ihren Gästen allerdings ganz besonders am Herzen liegt. Die Einrichtung ist für knapp 40 Personen ausgelegt, wird heute aber an jedem Öffnungstag von rund doppelt so vielen Gästen aufgesucht. Zudem ist das Ladenlokal inzwischen nicht nur zu klein, sondern Anfang 2025 läuft auch der Mietvertrag für die Tee- und Wärmestube in der Weisestraße aus. Die Arbeit soll deshalb im Schillerkiez in einem neuen Haus fortgesetzt werden. Der Baubeginn für die „Tee- und Wärmestube Plus“ ist für das Jahr 2023 an der Schillerpromenade / Allerstraße auf einem Eckgrundstück der Kirche -zwischen dem ehemaligen Gemeindehaus und einer evangelischen Kindertagesstätte- geplant.
„Angesichts von wachsender Armut und steigender Wohnungslosigkeit ist es uns ein Anliegen, als Kirche mit diesem sozial-diakonischen Projekt hier in Nord-Neukölln präsent zu sein und in den Kiez hineinzuwirken. Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen, dass diese Arbeit hierher gehört“, sagte Dr. Christian Nottmeier, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln. Die „Tee- und Wärmestube Plus“, die ein Gemeinschaftsprojekt des Kirchenkreises und des Diakoniewerks Simeon ist, wird ihr bestehendes Angebot im Erdgeschoss des neuen Hauses fortführen. In den oberen Stockwerken sollen 16 längerfristig bewohnbare Einzelappartements sowie zwei Appartements für akute Notfälle hinzukommen. „Das ‚Plus‘ der neuen Tee- und Wärmestube ist das Wohnen auf Zeit. Es ermöglicht Menschen, die auf der Straße leben, wieder ein neues Zuhause zu finden. Auch geht es darum, in Begleitung von Sozialarbeit ein Miteinander in der Einrichtung zu erleben und das Leben neu zu gestalten“, erläuterte Dr. Oliver Unglaube, Geschäftsführer im Diakoniewerk Simeon. Die Baukosten werden mit rund 5 Millionen Euro veranschlagt. Den Großteil wird der Kirchenkreis Neukölln als Bauherr tragen. Zusätzlich sollen Fördermittel eingeworben werden. Um die „Tee- und Wärmestube Plus“ zu unterhalten, werden jährlich rund 500.000 Euro benötigt.
Neben Nottmeier (2.v.l.) und Unglaube (3.v.r.) nahmen auch Dr. Andreas Kroneder (2.v.r.) , Fachbereichsleitung Diakonie Eingliederungshilfe Simeon, Prof. Bodo Manegold (r.), Aufsichtsratsvorsitzender des Diakoniewerkes Simeon, sowie Sozialstadtrat Falko Liecke (l.) am einstündigen Gespräch teil. Stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Wärmestube waren Susanne Wittig und Wilfried Winzer (beide M.) anwesend. „In diesen düsteren Zeiten ist es wichtig, dass Menschen sich auf den Weg machen, um anderen Menschen zu helfen. Das ist ein zutiefst christlicher Gedanke, der hier verwirklicht wird. Ein tolles Projekt, das mir Mut macht“, lobte Elke Büdenbender die Initiatoren der „Tee- und Wärmestube Plus“. Schließlich übertrug sich ihr guter Eindruck auf den ganzen Bezirk. „Neukölln macht gute Laune!“, verabschiedete sich die Gattin des Bundespräsidenten und stellte in Aussicht, zur Eröffnung der „Tee- und Wärmestube Plus“ wieder in den Schillerkiez zu kommen.
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Lieber Christian,danke für den Artikel. Herzlichen Gruß und einen angenehmen Sonntag.Thomas
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