721 Päckchen Kaffee und Tee sowie 2521,- Euro sind das Ergebnis der jüngsten Neuköllner Kaffeewette, die Dr. Christian Hoffmann (r.) mit seiner Firma Umweltconsulting und Thomas de Vachroi (l.), Armutsbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln und des Diakoniewerks Simeon, zugunsten der Tee- und Wärmestube Neukölln eingingen. Hoffmann hatte dem Diakoniewerk Simeon einen Scheck über 2.000. Euro zugesagt, sofern es de Vachroi gelänge, für die Sozialeinrichtung in der Weisestraße innerhalb von zwei Wochen mindestens 200 Päckchen Kaffee oder Tee als Spenden einzuwerben. Die Spenderinnen und Spender konnten ihre Päckchen bis 4. Oktober in jedem Gemeindebüro des evangelischen Kirchenkreises Neukölln, in der Tee- und Wärmestube, im Diakonie Haus Britz oder auch in der Superintendentur Rübelandstraße 9b abgegeben. Am vergangenen Montagnachmittag wurde das Ergebnis der Wette bekannt gegeben und Hoffmann überreichte in der Tee- und Wärmestube seinen Scheck der Geschäftsführerin des Diakoniewerks Simeon Marion Timm (M.).
„Ich habe ja mit Einigem gerechnet, dass am Ende die unglaubliche Menge von 721 Paketen Tee und Kaffee zusammengekommen ist, hat mich aber doch sprachlos gemacht. Liebe Spendende, auf Euch ist Verlass. Ich danke Euch!“, sagte Hoffmann bei der Scheckübergabe und erhöhte seine Spende spontan um 521,- Euro. So gab er für jedes Päckchen, das die Wettgrenze von 200 übertraf, einen Euro zusätzlich. „Die Bereitschaft zum Teilen ist das Wichtigste“, betonte Hoffmann und fügte hinzu: „In Deutschland ist genug Geld da. Es muss nur gerecht verteilt werden.“ Angesichts steigender Lebensmittel- und Energiepreise ist die Tee- und Wärmestube dringend auf Unterstützung angewiesen. „Insbesondere die Nachfrage nach Nahrung und Kleidung steigt an. Doch gerade diese sind nicht Teil der Grundfinanzierung, sondern spendenfinanziert“, sagte de Vachroi am Montagnachmittag und versicherte: „Jeder gespendete Euro fließt in die Essensversorgung.“
Der Armutsbeauftragte und Leiter des Diakonie Hauses Britz ist inzwischen versiert in der Ausrichtung von Spendenkampagnen. Erst im Juni veranstaltete er gemeinsam mit dem Restaurant Terz ein Wohltätigkeits-Dinner zugunsten der Tee- und Wärmestube. Im Corona-Sommer 2020 organisierte er den Spendenmarathon des Kochs und Freizeitfußballers Jens Kielmann, der zur Unterstützung der Tee- und Wärmestube von Neukölln bis in seinen westfälischen Heimatort Echthausen zu Fuß 558 Kilometer lief. Im September wurde de Vachroi für die „Aktion Lunchpakete“ mit der Wichern-Plakete des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ausgezeichnet.
Für de Vachroi, der im Juni beim Deutschen Bundestag eine Petition gegen Lebensmittelverschwendung einreichte, ist es ein Hauptanliegen, dass die Tee- und Wärmestube zur gesunden und ausgewogenen Ernährung ihrer Gäste beitragen kann. Eine vertrackte Aufgabe, denn mit dem Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise nehmen nicht nur die Kosten der Einrichtung zu, sondern auch die Zahl der notleidenden Besucherinnen und Besucher wächst dramatisch. Armut gab es im Schillerkiez auch in früheren Zeiten. Bereits 1983 wurde die Tee- und Wärmestube im damaligen Gemeindehaus an der Schillerpromenade als Berlins zweite Wohnungslosen-Tagesstätte eröffnet. Dass die Not -ungeachtet der bisher allgemein guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland- im Norden Neuköllns in den vergangenen Jahren zu- und nicht abgenommen hat, können heute aber alle sehen, die aufmerksam durch die Kieze zwischen Hermannplatz, Neubritz und High-Deck-Siedlung gehen.
Christian Hoffman, der auch Bezirksverordneter der Grünen-Fraktion in der BVV ist, unterstützte mit seiner Kaffeewette nicht zum ersten Mal die Obdachlosenhilfe in Neukölln. 2018 gingen die Erlöse des Kiez-Trödelmarktes am Boddinplatz, den er organisiert hatte, an die Kältehilfestation der Kubus gGmbH in der Teupitzer Straße. Ebenfalls zugunsten der Kubus-Kältehilfe schlossen Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Lebensmittelmarkt-Betreiber Michael Lind im Winter 2019 die erste Neuköllner Kaffeewette ab. Damals hatten sich mehr als 150 Menschen zu einem Charity-Flashmob vor dem ehemaligen Obdachlosenasyl „Teupe“ in die Teupitzer Straße versammelt. Im Dezember 2021 erbrachte die dritte Kaffeewette von Hikel und Lind insgesamt 521 Päckchen Kaffee und 2.500 Euro, die den fünf Kältehilfeeinrichtungen Evas Obdach, der Kubus Kältehilfe, der Tee- und Wärmestube des Diakoniewerkes Simeon, der Krisenanlaufstelle Wildwasser sowie der Wärmestube Sankt Richard zugutekamen.
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