Vor der Genezarethkirche auf dem Herrfurthplatz ist seit gestern die Open-Air-Ausstellung „Wir hatten ein normales Leben“ zu sehen. Auf großen Stellwänden zeigt sie Bilder aus der Ukraine, die 21 Fotografen und Fotografinnen in den Jahren 2006 bis 2022 für die Agenturen Focus (Hamburg) und MAPS (Brüssel) aufgenommen haben. „Die russische Invasion in die Ukraine schien überraschend, war sie aber nicht. Sie begann 2014, als die Russische Föderation die Krim annektierte“, erläutert der Begleittext zur Ausstellung. Überall im Land und in allen Teilen der Bevölkerung haben die Fotojournalisten versucht, die Alltagssituationen ebenso wie die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine einzufangen. Sie fotografierten Zivilisten, die ein Hilfszentrum eröffnen, junge Soldaten, die an die Front geschickt werden, Geflüchtete, die von ihren Familien getrennt wurden sowie das Grauen einer zerbombten Stadt.
„Der Krieg in der Ukraine bedeutet für mich eine persönliche Tragödie und überschattet vieles, was bisher in meiner Arbeit wichtig und relevant war“, wird der russische Fotograf Andrej Krementschouk auf einer der Tafeln zitiert. „Ich bin kein Kriegsfotograf. Ich war es noch nie. Ich komme nach den Krisen und dokumentiere Geflüchtete und Vertriebene – seit 36 Jahren“, erläuterte der Belgier John Vink zu seinen Aufnahmen. „Wenn ich an die Ukraine denke, sehe ich meine Heimat in Flammen. Auch ich ersticke darin. Gerade jetzt ist die Ukraine für mich so wertvoll wie noch nie zuvor. Gerade jetzt weiß ich: Heimat sind die Menschen, die eins werden, um ihre Freiheit zu verteidigen“, sagte der ukrainische Fotokünstler Kirill Golovchenko über seine Arbeit.
Die Fotoausstellung wird noch bis zum 16. November auf dem Herrfurthplatz im Schillerkiez gezeigt.
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