Talentscouting soll künftig Jugendliche an der Walter-Gropius-Schule unterstützen

Niedriges Familieneinkommen, schwierige soziale Rahmenbedingungen und ein eher niedriger Bildungsabschluss der Eltern, das sind die drei wesentlichen Gründe, weshalb auch talentierte Schülerinnen und Schüler beim Übergang von der Schule in die Ausbildung oder das Studium oft scheitern. „Immer noch entscheidet die Herkunft in diesem Land über die Bildungschancen der Jugendlichen. Unter 100 Studierenden sind in Deutschland 77 Akademikerkinder, aber nur 23 Arbeiterkinder. Und die Jugendlichen, die nicht studieren, kommen nicht automatisch in eine Ausbildung“, erklärte mir Suat Yilmaz, mit dem ich am vergangenen Dienstagvormittag im Rathaus Neukölln sprach. Bildungsstadträtin Karin Korte (2.v.r.) hatte zum Wort/Bild-Termin in den repräsentativen Rixdorf-Salon eingeladen: Gemeinsam mit Markus Pieper (l.), Regionale Schulaufsicht Neukölln, Annette Berg (2.v.l), Direktorin der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin Walter May (SPI),  und Lars Neumann (r.), Schulleiter der Walter-Gropius-Gemeinschaftsschule, unterzeichnete sie eine Kooperationsvereinbarung, damit das Pilotprojekt Talent-Scouts ab 1. Oktober starten kann.

Eine Person, deren mobiler Arbeitsplatz  in der Walter-Gropius-Schule und im Bildungsbüro Neukölln in der Boddinstraße liegen wird, soll künftig als Talent-Scout in einem vorerst auf zwei Jahre befristeten Projekt tätig werden. Die Idee des Talentscouting wurde 2011 in Gelsenkirchen an der Westfälischen Hochschule entwickelt. „Was mit dem Talentscout-Pionier Suat Yılmaz  an einer Hochschule begann, hat sich seit 2015 dank Unterstützung des nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministeriums auf inzwischen 17 Fachhochschulen und Universitäten im ganzen Bundesland ausgeweitet“, schreibt das NRW-Talentzentrum auf seiner Webseite. „Allein in Gelsenkirchen nehmen heute mindestens zehn Schulen am Talentscouting teil“, konkretisierte SPI-Direktorin Berg während der Pressekonferenz. Der frühere Talentscout Yilmaz (o.) arbeitet heute als Referatsleiter beim Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen.

„Langfristig angelegte Beratungsprogramme bringen mehr junge Menschen ohne akademischen Hintergrund an die Universitäten. Umgekehrt nehmen Studienberechtigte mit akademischem Hintergrund nach diesen Programmen häufiger eine Ausbildung auf“, urteilte das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in seinem WZBrief Bildung 45 aus dem Februar 2022. Wie das Talentscouting im Idealfall funktioniert, zeigte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) 2019 in seiner Dokumentation „Julia will es schaffenVon ganz unten nach ganz oben“, die weiterhin bei Youtube zu sehen ist.

Das Bezirksamt Neukölln beschäftige sich intensiv mit der Schaffung von mehr Chancengerechtigkeit, unterstrich Bildungsstadträtin Korte nach Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und sagte: „Deshalb sind wir sehr von der Idee überzeugt, die guten Erfahrungen aus Nordrhein-Westfalen in ein Projekt in unserem Bezirk zu implementieren, um motivierten und engagierten jungen Menschen einen guten Weg in ihre Zukunft zu ermöglichen.“ SPI-Vorstandsvorsitzende Berg, die zwischen Juli 2016 und September 2020 Bildungsdezernentin in Gelsenkirchen war, betonte, dass das Neuköllner Modellprojekt vom NRW Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen unterstützt werden wird. Die Stellenausschreibung „Talentscout (w/m/d) im Bezirk Neukölln“ ist hier auf der Webseite der Stiftung SPI zu finden.

=Christian Kölling=

 

*Update!!! Korrektur am 29.9.2022 / 0.00 Uhr: „Suat Yilmaz arbeitet heute als Referatsleiter beim Ministerium für Kinder, Jugend, Familie,Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. In Gelsenkirchen sind aktuell mindestens 10 Schulen am Talentscouting beteiligt.“

%d Bloggern gefällt das: