Stolperstein für Friedrich Rehmer

Friedrich Rehmer wurde als Mitglied der „Roten Kapelle“ im Lazarett Britz, wo er wegen einer Kriegsverletzung lag, im November 1942 verhaftet und am 13. Mai 1943 in Plötzensee ermordet. Erst 67 Jahre später erklärte die deutsche Justiz das Todesurteil, das das Reichskriegsgericht im Januar 1943 gegen ihn verhängt hatte, zum Unrechtsurteil. Rehmer, der am 2. Juni 1921 in Berlin als Sohn eines Schlossers geboren wurde, wurde rehabilitiert und als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus anerkannt.  Vor dem Wohnhaus Harzer Straße 33 im Norden Neuköllns erinnert an ihn seit vergangener Woche ein Stolperstein, den die Initiative Hufeisern gegen Rechts angeregt hat. Die kleine Feierstunde zur Verlegung des Gedenksteines besuchten am Donnerstagmorgen die Abgeordneten Dr. Susanna Kahlefeld und Vasili Franco (beide Grüne), die Bezirksverordneten Carla Aßmann und Ahmed Abed, beide Vorsitzende der BVV-Fraktion Die Linke, sowie Dr. Matthias Henkel, Direktor des Museums Neukölln.

„Friedrich Rehmer gehörte einem Kreis von Nazi-Gegnern an, die mit Klebezetteln und Flugblättern über die deutschen Kriegsverbrechen in Osteuropa berichteten und die Bevölkerung zum Sturz des Nazi-Regimes bewegen wollten. Die Nazis bezeichneten die Widerstandsverbindung mit dem Begriff ‚Rote Kapelle‘“, sagte Jürgen Schulte von der Initiative Hufeisern gegen Rechts. Über sein Leben und seine Tätigkeit im Widerstand, wo er dem Kreis um John Rittmeister angehörte, sei allerdings bisher wenig bekannt. Rehmer wuchs in einer Neuköllner Arbeiterfamilie auf. Sein Vater war Mitglied der NSDAP. Nach der Schule machte er eine Schlosserlehre und arbeitete als Justierer. Noch Ende der 1930er Jahre nahm er an Ausflügen und Aktivitäten der inzwischen verbotenen Bündischen Jugend teil. Im Unterschied zu sozialdemokratischen oder kommunistischen Jugendorganisationen verstanden sich die bündischen Vereinigungen als partei- und konfesionsungebundene ideelle Gemeinschaften. Sie hatten einen hohen Anteil an bürgerlichen Mitgliedern und wollten über den Weg der Selbsterziehung den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein selbstbestimmtes Leben unabhängig von Elternhaus, Beruf, Schule und Kirche ermöglichen.

Die Initiative Hufeisern gegen Rechts lädt am kommenden Donnerstag zu einer Abendveranstaltung über Friedrich Rehmers antifaschistischen Widerstand im Kreis um John Rittmeister und dessen Verbindung zur „Roten Kapelle”. Die Initiative informiert auf ihrer Webseite über das Leben von Friedrich Rehmer und hat eine ausführliche Broschüre erstellt.

Friedrich Rehmer und die „Rote Kapelle“
15. September 2022
19:30 – 21:00 Uhr
Galerie Olga Benario
Richardstr. 104,
12043 Berlin

=Christian Kölling=

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