Wikinger feierten 125-jähriges Jubiläum mit Verspätung

Mehrere Anläufe waren nötig, bis die Rudergesellschaft Wiking, die am 18. Januar 1896 gegründet wurde, ihr 125-jähriges Jubiläum mit einer großen Festveranstaltung begehen konnte. Matthias Herrmann, Vorsitzender der RG Wiking seit 2007, ließ sich jedoch von den Widrigkeiten der Corona-Pandemie nicht beirren. Bereits im Januar 2021 organisierte er auf den Tag genau eine gehaltvolle Jubiläumssitzung im virtuellen Raum, die noch heute im Internet zu sehen ist.  Am vergangenen Samstagnachmittag konnte Herrmann, den der Landessportbund Berlin für sein kontinuierliches Engagement im Rudersport zum Ehrenamtlichen des Jahres 2022 kürte, mehrere hundert Gäste und zahlreiche prominente Festrednerinnen und Festredner endlich persönlich im Hotel Estrel begrüßen.

Iris Spranger, Senatorin für Inneres, Digitalisierung und Sport, lenkte in ihrem Grußwort zum Auftakt der Veranstaltung die Aufmerksamkeit auf die besondere Bedeutung der Jugendarbeit, die die RG Wiking im Rudersport leiste. Der Verein, in dem traditionell ausschließlich Männer organisiert sind, hat derzeit rund 250 Mitglieder, davon gehören ungefähr 40 der Ruderjugend Jungwiking an. Bezirksbürgermeister Martin Hikel ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, bei den Wikingern, deren Bootshaus seit 1950 in Neukölln steht, ein Grußwort zu sprechen. Er ist seit der Geburt seines Sohnes Clemens in Elternzeit und wird erst Anfang Oktober seine Amtsgeschäfte wieder in vollem Umfang wahrnehmen. Sportstadträtin Karin Korte erinnerte daran, dass der Bezirk Neukölln in der Karlsgartenstraße an der Hasenheide über eine gründlich sanierte Ruderkasten-Anlage verfügt, die als Indoor-Trainingsstätte nicht nur dem Leistungssport dient, sondern auch gewöhnlichen Schulkindern das Rudern nahebringen kann.

Neben zahlreichen Grußworten, die u.a. auch Thomas Härtel, Vorsitzender des Landessportbunds Berlin, Torsten Gorski, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes, und Karsten Finger, Präsident des Landesruderverbandes Berlin, sprachen, gehörten auch ein umfangreiches Kulturprogramm sowie ein 3-Gänge-Menü zum feierlichen Festakt, der in den späten Abendstunden mit Musik und Tanz ausklang. Wichtige Etappen der Vereinsgeschichte wurden in Filmausschnitte präsentiert, die auf drei Programmblöcke verteilt waren. Moderator Thorsten Kohlisch (l.), der einst aktiver Rennruderer bei den Wikingern war und heute Live-Kommentator bei allen großen Berliner Regatten ist, interviewte den ehemaligen Jugendleiter Hans-Jürgen Altmann (2.v.l.) und den heutigen Jugendleiter Lukas Oldach (2.v.r.). Ebenso stellte Kohlisch erfolgreiche Mannschaften mit Rennruderern aus drei Generationen vor. Ruderfreunde aus der polnischen Stadt Bydgoszcz  und der unterfränkischen Kreisstadt Miltenberg erinnerten in ihren Grußworten schließlich daran, dass die RG Wiking jährlich im Herbst am Delfter Ufer sowohl für den Breitensport als auch für den Leistungssport ein  internationales Ruderfestival ausrichtet.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit verließ die Festgesellschaft den Saal, um in unmittelbarer Nähe des Estrels auf dem Platz an der Sonnenbrücke an der Taufe von sieben neuen Rennbooten der Wikinger teilzunehmen. Spenden des Rotary Clubs Berlin-Zitadelle und Gelder der Richard Motte Schröder Jugendstiftung, deren Zweck die Förderung des Nachwuchsrudersports in Berlin ist, hatten die Anschaffung der Boote ermöglicht. Jan Bredemeyer (r.), ehemaliger Rennruderer, erklärte, warum die Boote die Namen verstorbener Wikinger, die sich um die Vereinsarbeit besonders verdient gemacht haben, tragen sollen.  Anschließend taufte Bernd Hucke (l.) einen Zweier auf den Namen seines alten Freundes Friedrich „Fritz“ Becker, bevor weitere verstorbene Vereinsmitglieder mit einer Bootstaufe geehrt wurden.

Dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren konnten die Wikinger zu ihrem 125-jährigen Jubiläum auch eine repräsentative, fast 300 Seiten starke und reich bebilderte Chronik vorlegen. Über 1.800 Siege wurden in der Vereinsgeschichte bisher errungen. Der wahrscheinlich spektakulärste Erfolg war die Bronze-Medaille für den Wiking-Achter bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Sportler des Vereins nahmen ebenso erfolgreich an Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und Deutschen Meisterschaften teil. Allein 36 Deutsche Meisterschaften entschieden die Ruderer des in Neukölln ansässigen Vereins bisher für sich. Erst im Herbst 2020 holten die Wikinger Mirko Rahn und Marcel Gallien im Leichtgewichts-Zweier bei den U23-Europameisterschaften in Duisburg Bronze.

=Christian Kölling=

 

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