Viermal wöchentlich gibt es in der Tee- und Wärmestube Neukölln eine kostenlose warme Mahlzeit für obdachlose oder wohnungslose Menschen. Zudem bietet die Einrichtung ganzjährig die Möglichkeit, sich zu duschen, Wäsche zu waschen, die Kleiderkammer zu benutzen oder einfach mit anderen ins Gespräch zu kommen. Auch professionelle Beratung durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter gehört zum niedrigschwelligen Angebot des bekannten Anlauf- und Unterstützungspunktes. Die Stube ist seit über 35 Jahren in der Weisestraße im Neuköllner Schillerkiez beheimatet. Inzwischen ist sie jedoch viel zu klein, weil die Not in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen ist und die Zahl der Hilfesuchenden deutlich zugenommen hat.
Augenblicklich befindet sich die Tee- und Wärmestube, die die Räume eines kleinen ehemaligen Ladenlokals nutzt, in einer Umbruchphase. Der Ort ist für knapp 40 Besucherinnen und Besucher ausgelegt. Im Keller konnte zudem eine Kleiderkammer eingerichtet werden. „Unsere Einrichtung wurde für ihre aktuelle Verwendung nicht geplant“, erklärte mir Thomas de Vachroi, Armutsbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln, vor einigen Tagen. Rund 200 Personen suchten derzeit die Einrichtung der Diakonie pro Woche auf. In Spitzenzeiten kämen bis zu 80 Hilfesuchende täglich in die Weisestraße. „Es fehlen unter anderem adäquate Vorratsräume, in denen Essensspenden aufbewahrt werden können und geeignete Büroräume, in denen längere, diskrete Gespräche oder Beratungen ohne Unterbrechung geführt werden können“, so de Vachroi. Zudem sei der bestehende Gewerbemietvertrag bis 2025 befristet und es gebe keine feste Zusage des Vermieters, ob die Tee- und Wärmestube am bestehenden Ort im Schillerkiez weiterbetrieben werden kann.
„Es ist ein großer Glücksfall, dass uns der Kirchenkreis Neukölln in unmittelbarer Nähe an der Schillerpromenade / Allerstraße ein Grundstück für einen Neubau für die Tee- und Wärmestube in Aussicht gestellt hat“, berichtete der Armutsbeauftragte weiter. Bei einem Gespräch mit Sozialsenatorin Katja Kipping (2.v.l.), das im Juli in Anwesenheit des Superintendenten Dr. Christian Nottmeier (l.) sowie der beiden Geschäftsführer des Diakoniewerks Simeon, Marion Timm (M.) und Oliver Unglaube (2.v.r.), stattfand, konnte er deshalb sein Konzept für eine „Tee- und Wärmestube PLUS“ vorstellen. „Wichtig ist, dass wir die bewährten Vorzüge der bestehenden Einrichtung erhalten, aber auch die gegebenen Möglichkeiten nutzen, die ein Neubau an einem neuen Ort bietet“, unterstrich Thomas de Vachroi (r.) nachdrücklich.
Direkt neben dem Gemeindehaus an der Schillerpromenade, das zurzeit mehrere Klassen der Evangelischen Schule beherbergt, soll ein mehrstöckiges Gebäude errichtet werden. Menschen, die mit unterschiedlichen, aber meist konkreten Bedürfnissen kommen, sollen auch in den neuen Räumen im Erdgeschoss weiterhin unkompliziert Unterstützung erhalten. Die Möglichkeit der Versorgung mit Lebensmitteln, der Körperpflege, die Waschmöglichkeit und die Kleiderkammer im Keller sind ebenso selbstverständlicher Bestandteil der „Tee- und Wärmestube PLUS“, wie die professionelle Beratung und Unterstützung der Besucherinnen und Besucher durch fachliche Sozialarbeit in geeigneten Büroräumen. Zusätzlich sollen in dem Gebäude auch circa 15 Wohneinheiten für obdachlose Frauen und Männer entstehen. „Diese Wohnmöglichkeiten sind dabei ganz bewusst nicht als kurzfristige Lösung oder als Notunterkunft gedacht, auch wenn eine kleine Anzahl an Übernachtungsmöglichkeiten für Notfälle vorgehalten wird“, schreibt de Vachroi in seinem Konzept. Jedes Apartment soll ein eigenes Bad haben und die Möglichkeit zur Selbstversorgung bieten. Ebenso sind für jede Mieterin und jeden Mieter eine eigene Klingel, ein eigenes Türschild und ein eigener Briefkasten vorgesehen. Bezugsfertig soll das Haus idealerweise Ende 2024 sein, wenn der Gewerbemietvertrag in der Weisestraße ausläuft.
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