Mit der Ausstellungsreihe „Einszueins“ in der Køniglichen Backstube bringt die Künstlerin Kati Gausmann regelmäßig Kunst in den Neuköllner Alltag. Die neunzehnte Folge der Reihe lenkt nun das Interesse in die Geschichte und an einen Ort unmittelbar neben der Backstube. Franz John rekurriert mit seiner Arbeit „Viva Maria“ auf das Haus Zwiestädter Straße 10 und dessen bislang wenig bekannte Nutzungsgeschichte in den 1960er Jahren.
In den Ladenräumen rechts neben der heutigen Backstube wurde einst in West-Berlin eine illegale Druckerei betrieben. Sie produzierte Flugblätter, Plakate und Publikationen der „revolutionären Bewegung“, die mit der Studentenbewegung in Verbindung stand, die sich nach 1967 zunehmend radikalisierte. Die Druckerei war ein getarnter Ort, den Dieter Kunzelmann unter einem Pseudonym angemietet hatte. Kunzelmann war ein führender Aktivist der 68er-Bewegung und unter anderem Mitbegründer der Kommune I.
Franz John bringt einen vertraulichen Bericht der politischen Polizei aus dem April 1967, der die Ermittlungen und Observationen in der Zwiestädter Straße 10 dokumentiert, im Großformat an die gesamte Ausstellungswand. Daneben gibt es eine Hörstation, in der ein Interview mit Ulrich Enzensberger aufgezeichnet ist. Enzensberger war ein Gründungsmitglied der Kommune I und kannte die illegale Druckerei gut.
Am 25. Juni führen Franz John und Ulrich Enzensberger beim Artist Talk in der Køniglichen Backstube um 17 Uhr ein Gespräch.
Die Ausstellung ‚Viva Maria‘ von Franz John ist bis zum 13. August in der Køniglichen Backstube (Zwiestädter Str. 10) zu sehen; Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 8:30 – 19 und Sa. 8 –14 Uhr.
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