Am Pfingst-Wochenende richteten der BSV Grün-Weiss Neukölln 1950 und der TSV Rudow 1888 endlich ihr internationales Jugend-Fußballturnier „Tournament Of Peace – in memoriam Walther Bensemann“ aus. Es fand auf den Sportanlagen beider Vereine in der Neuköllner Straße und der Johannisthaler Chaussee statt. 12 Teams aus fünf Nationen – darunter Polen, Niederlande, Italien und die Ukraine – spielten zwei Tage lang jeweils 20 Minuten ohne Pause auf dem großen Feld gegeneinander. Nicht der Gewinn, sondern der sportlich-faire Wettkampf standen im Mittelpunkt des Turniers,
bei dem es zwar packende Spielszenen, aber keine Siegestrophäen gab. Am Ende hatte die italienische Mannschaft Uesse Sarnico aus Bergamo die meisten Punkte in allen Begegnungen erzielt. Es folgten die Teams FK Lviv und WVV Winschoten aus der Ukraine und den Niederlanden.
Das Turnier sollte ursprünglich bereits im Mai 2020 stattfinden, um an den 75. Jahrestag des Weltkriegsendes in Europa vom 8. Mai 1945 zu erinnern. Es musste aufgrund der Corona-Pandemie allerdings mehrmals verschoben werden. Auch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine brachte die Planungen seit Februar 2022 noch einmal kräftig durcheinander. Ursprünglich war vorgesehen, dass alle internationalen Mannschaften aus
den Neuköllner Partnerstädten anreisen sollten. Doch der aktuelle Krieg in Europa durchkreuzte diese Planungen. Eine ukrainische Mannschaft konnte in den Terminplan aufgenommen werden. Bereits am Freitag hatte Bezirksbürgermeister Martin Hikel die teilnehmenden Teams zu einem gemeinsamen Grillabend auf dem Hof des THW in Britz eingeladen, um ihnen für den Beitrag zur internationalen Verständigung danken.
Ein deutsch-ukrainisches Ehepaar aus Britz nutzte die Begegnung am Freitag und übergab Hikel einen Brief des Bürgermeisters der Stadt Perwomajsk im Regierungsbezirk Mykolajiw. In dem Schreiben, das Hikel bei der kommenden Video-Konferenz des Rates der Berliner Bürgermeister einbringen will, wird um Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge für die Ukraine gebeten.
Am Rand des Spielfeldes und bei anderen Gelegenheiten gab es drei Tage lang auch viel Raum für persönliche Begegnungen. Freiwillige Helfer der Sportvereine Grün-Weiß Neukölln und TSV Rudow sowie des Städtepartnerschaftsvereins Freunde Neuköllns begleiteten die Berlin-Gäste durch die Stadt. Im Programm durfte ein Besuch des Deutschen Bundestags nicht fehlen, wo das Team Uesse Sarnico aus Bergamo sich auf der Reichstagswiese zum Gruppenfoto aufstellte.
Im Olympiastadion, wo 1936 drei Jahre vor dem Beginn des 2. Weltkriegs eine Olympiade stattfand, besuchte das ukrainische Team, das die Jugendmannschaft des Erstligisten FK Lviv ist, auch die Kapelle der Sportstätte. Das „Tournament Of Peace“ sollte mit dem Zusatz „In memorian Walther Bensemann“ an den Menschen erinnern, der „den Fußball nach Deutschland brachte“. Zeitlebens versuchte Bensemann, Grenzen zu überwinden und Völker mit internationalen Begegnungen näherzubringen, wobei er seiner pazifistischen Sport-Idee als Leitbild immer treu blieb.
Begleitend zum Fußballturnier war in der Dreieinigkeits-Kirche eine Ausstellung zu sehen, in der die Leistungen jüdischer Spieler, Trainer, Manager, Funktionäre und Mäzene bis Januar1933 gewürdigt wurden. Sie endete am Pfingstmontag mit einer Finissage, die im Anschluss an den Pfingst-Gottesdienst stattfand. Heinz Jürgen Ostermann (r.), der die Ausstellung zusammen mit der Initiative „Rudow empört sich“ in die
Gropiusstadt gebracht hatte, nahm an der Abschlussveranstaltung mit Pfarrerin Nora Raemer (l. )ebenso teil, wie Michael Binek (M.), der der Geschäftsführer des TSV Rudow ist. Bereits am Freitagabend wurde Jens Gnielka (M.), Vorstandsmitglied des Vereins Grün-Weiß Neukölln, stellvertretend für alle Unterstützerinnen und Unterstützer des Turniers mit einer kleinen Reproduktion des Neuköllner Friedens- und Freundschafts-Bären Rixi für die gelungene internationale Sportbegegnung ausgezeichnet.
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