Exklusive Einblicke in die Stadtnatur bietet nun schon im siebenten Jahr die Turmfalken-Webcam im Wasserturm des Vivantes Klinikum Neukölln. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Berliner Krankenhauskonzerns und der Stiftung Naturschutz Berlin. Eine Webcam, die in 40 Metern Höhe über dem Nistkasten eines Turmfalken-Pärchens angebracht ist, sendet tagsüber im Livestream aus zwei Perspektiven, wie vier kleine Turmfalken allmählich flügge werden. Dienstagvormittag wurden die Küken, die vor rund drei Wochen geschlüpft sind und noch bis Juli hautnah im Internet beobachtet werden können, beringt, gewogen und vermessen. So wurde ein Blick hinter die Kulissen des Livestreams möglich. Die Vogel-Eltern waren unterdessen ausgesperrt. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer im Internet wurde ein Hinweisschild auf dem Nistplatz hinterlegt.
Stefan Kupko, der hauptberuflich in der Rettungsstelle des Vivantes Auguste-Viktoria Klinikum arbeitet, engagiert sich seit langem ehrenamtlich für den Greifvogelschutz beim NABU-Berlin. Er wollte eigentlich immer Ornithologe werden und zog schon während seiner Schulzeit in der Greifvogelstation, die sein Biologielehrer als Falkner in der Schule betrieb, einen Turmfalken auf. Inzwischen hat Kupko bereits über 4.500 Turmfalken-Jungen beringt und kennt sich mit den Lebensbedingungen der schätzungsweise 300 in Berlin lebenden Turmfalken-Pärchen genauestens aus. Turmfalken sind Kulturfolger des Menschen, die gerne in Türmen von Kirchen oder Rathäusern nisten. Das nahe gelegene Tempelhofer Feld ist ein idealer Lebensraum für sie. Oft können die Tiere dort bei der Jagd beobachtet werden, wenn sie im Rüttelflug in der Luft stehen und nach Beute Ausschau halten.
Am Dienstagvormittag erhielten die Turmfalken-Küken, die zwischen 200 und 240 Gramm wogen, jeweils einen silbernen Vogelwartenring und einen orangefarbenen Ring, der anzeigt, dass die Vögel 2022 in Berlin geschlüpft sind. Einer der Neuköllner Turmfalken sei bis nach Mali südlich der Sahara geflogen, wie anhand der Beringung zu erkennen war, berichtete Kupko. Andere seiner Schützlinge wären weniger mobil und blieben in der Berliner Umgebung, erklärte der Greifvogelbeauftragte während des Fototermins im Wasserturm. Die Beringung der Vögel habe vor allem wissenschaftliche Gründe und liefere wertvolle Daten über Vogelzug, Lebensdauer, Sterblichkeit, Ernährung und Fortpflanzung.
In den nächsten Wochen unternehmen die Jungtiere ihre ersten Flugversuche. Dabei legten die Kleinen jedoch auch mal eine Bruchlandung hin und stürzten meist in den Wirtschaftshof des Krankenhauses. „Die Mitarbeitenden des Servicemanagements sind schon geübt darin, den kleinen Bruchpiloten zu helfen“, berichtete Vivantes-Pressereferentin Astrid Steuber: “Sie werfen dann ein Handtuch über den abgestürzten Vogel und tragen ihn wieder die mehr als hundert Treppenstufen des Wasserturmes nach oben. Zurück im Nistkasten können die Turmfalken ihren nächsten Flugversuch starten“, sagte Steuber.
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