Fotoausstellung dokumentiert Protest und Widerstand im geteilten Berlin der 1980er Jahre

1980 kommt die Fotografin und Fotojournalistin Ann-Christine Jansson aus dem ruhigen Stockholm nach West-Berlin. Im folgenden Jahrzehnt zwischen NATO-Nachrüstungsbeschluss und Mauerfall berichtet sie mit der Kamera über die öffentliche Protestkultur der Mauerstadt und studiert deren Milieus. Mit ihrem schwedischen Pass kann die Fotoreporterin über den Checkpoint Charlie aber ebenso in die damalige Hauptstadt der DDR fahren, um an Treffen und Demonstrationen der ostdeutschen Opposition teilzunehmen. Unter dem TitelProtest, Ungehorsam, Widerstand. Berlin in den 1980 Jahrenzeigt das August Bebel Institut in der Weddinger Müllerstraße jetzt eine Ausstellung mit Janssons Bildern, die während eines bewegten Jahrzehnts in Ost- und West-Berlin entstanden.

Bei der Vernissage am Mittwochabend diskutierte die Fotoreporterin mit Jörg Reichel (Deutsche Journalistinnen und Journalisten-Union in der Gewerkschaft Verdi) und Peter Herzfeldt (Polizeihauptkommissar a.D.) über die Situation der Pressefreiheit damals und heute.  Im September 1988 steckte Ann-Christine Jansson bei den Protesten während der IWF- und Weltbanktagung mit zahlreichen Pressevertretern stundenlang in einem Polizeikessel fest. Der West-Berliner Innensenator Wilhelm Kewenig rechtfertigte damals den Einsatz mit den Worten: „Am Tatort muss die Pressefreiheit schon mal zurücktreten“, womit er die Medienwelt empörte. Peter Herzfeld arbeitete vor seiner Pensionierung viele Jahre als Präventionsbeauftragter im Neuköllner Polizeiabschnitt 55. In den 1980er Jahren gehörte er einer Kommunikationstruppe der Berliner Polizei an, die Konflikte zwischen Polizei, Medien und der Öffentlichkeit schlichten sollte.

Die Ausstellung „Protest, Ungehorsam, Widerstand. Berlin in den 1980 Jahren“ wird noch bis zum 24. Juni im August Bebel Institut (Müllerstr. 163, Berlin-Wedding) gezeigt; Öffnungszeiten: Di – Fr 14 – 18 Uhr.

Am 15. Juni um 19 Uhr lädt das ABI unter dem Motto „Widerstand und Öffentlichkeit in Ost-Berlin“ zu Interviews und Diskussionen zu den Bedingungen, unter denen die Opposition in der DDR Zugänge zur Medienöffentlichkeit in Ost und West suchte, ein. Mit: Ann-Christine Jansson (Pressefotografin), Dirk Moldt (Historiker und Zeitzeuge, Museum Lichtenberg). Anmeldung erbeten: anmeldung@august-bebel-institut.de

=Christian Kölling=

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