Im Neuköllner Ortsteil Buckow wurden am Dienstag vergangener Woche die beiden ersten Stolpersteine zu Ehren des Ehepaars Konrad und Margarete Ehrlich vor dem Haus Alt-Buckow 21 verlegt. Um alle Informationen zusammenzutragen, die für die Verlegung nötig sind, hatten sowohl Enkelin Raffaella Carli als auch Hartmut Christians, der Vorsitzende des Buckower Heimatvereins, viel Zeit aufgebracht, um in persönlichen Gesprächen und in Archiven die Leidensgeschichte der Ehrlichs nachzuverfolgen. Christians machte das Schicksal erstmals vor knapp fünf Jahren in seinem Buch „Alt-Buckower Geschichte(n) – Ein Ortsteil im Wandel der Zeit“ öffentlich. Carli, die schon viel von ihrer Mutter über die Großeltern erfahren hatte, wandte sich bei ihren Recherchen zusätzlich an die Gedenkstätte Stille Helden. An der Stolperstein-Verlegung nahmen Kultur- und Bildungsstadträtin Karin Korte sowie Dr. Matthias Henkel, Leiter des Museums Neukölln, teil. Neben der Abgeordneten Nina Lerch (SPD) und zahlreichen Bezirksverordneten waren auch Schülerinnen und Schüler sowie
Lehrerinnen und Lehrer der Heinrich-Mann-Schule und des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums gekommen.
Dr. jur. Ehrlich arbeitete nach seinem Staatsexamen als Wirtschaftsberater und Syndikus in einer Sozietät in Charlottenburg. Mit seiner Arbeit unterstützte er nach 1933 Berliner Juden bei der Auswanderung nach England, Australien und Südamerika. Er selbst war evangelischer Konfession, wurde allerdings mit den Nürnberger Gesetzen von 1935 zum sogenannten „Mischling I“ erklärt. Bei seiner in vielen Fällen erfolgreichen Arbeit, setzte er sich größten Gefahren aus. Die Gestapo verhaftete ihn wegen „Judenbegünstigung“ das erste Mal im Juli 1939. Im Mai 1940 wurde er entlassen, ohne dass ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet wurde. Die Gestapo verhaftete Ehrlich ein zweites Mal im Januar 1942, nachdem er vermutlich denunziert worden war. In der Gestapo-Haft wurde er grausam gefoltert und starb am 7. Februar 1942 im Krankenhaus der Polizei in Berlin. Unter Androhung von Sippenhaft wurde seiner Ehefrau Margarete auferlegt, Verhaftung und Tod ihres Ehemannes geheim zu halten und bei Befragungen zu erklären, dass er plötzlich in Holland verstorben sei. Margarete Ehrlich überlebte den Zweiten Weltkrieg und zog ihre beiden Kinder Wolfgang und Felicitas alleine groß.
Der Buckower Heimatverein erstellte eine kleine Broschüre zur Feierstunde und übernahm die Patenschaft für beide Stolpersteine. Der Verein kündigte an, dass weitere Gedenksteine in Buckow verlegt werden.
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