Ausstellung „Landscapes of Belonging“ problematisiert Kolonialisierung im Norden Skandinaviens

Wer das Wort “Kolonialisierung“ hört, denkt zumeist an historische Abhängigkeitsbeziehungen und Unterdrückungsmechanismen, die das Verhältnis zwischen modernen Industrienationen und Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas weiterhin bestimmen. Kolonialisierungs- und Dekolonialisierungsprozesse im Norden Europas werden hingegen im öffentlichen Bewusstsein kaum wahrgenommen. Eigentlich ist das erstaunlich, denn die Urbevölkerung der Sámi in Fennoskandinavien – auf schwedischem, norwegischem und finnischem Staatsgebiet – und die der Inuit auf dem von Dänemark kolonialisierten Kalaallit Nunaat (Grönland) ringen noch heute um Zugehörigkeit und Selbstbestimmung.

Die Gruppenausstellung „Landscapes of Belonging“, die am Sonnabend im Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst eröffnet wird, bringt etwas Licht in dieses dunkle Kapitel der Geschichte. Mehr als ein Dutzend Künstlerinnen behandeln in ihren Arbeiten zahlreiche Aspekte der Kolonial- und Repressionsgeschichte: Zwangschristianisierung und Unterdrückung lokaler Glaubenssysteme, die Etablierung der Sesshaftigkeit als Norm, die Vermessung und Kontrolle von Körpern und das Verbot von kulturellen Praktiken und Gemeinschaften.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist eine ikonische Videoarbeit von Pia Arke, die eine Pionierin in der Auseinandersetzung mit der dänisch-grönländischen Kolonialgeschichte war. Die Künstlerin, die schon 2007 im Alter von nur 48 Jahren verstarb, griff sowohl westliche Vorstellungen von „Grönland“ als auch Narrative aus den Orten ihrer Kindheit auf und nahm Vorstellungen über sogenannte „primitive Kunst“ oder „eskimoische Originalität“ kritisch in Augenschein.

In der Ausstellung ist u. a. auch der Animationsfilm „Sex & Taxes“ von Ewa Einhorn und Jeuno JE Kim zu sehen. Das 2015 entstandene Video spielt in der fiktiven Stadt Krabstadt, die von Arbeitslosen, Einwanderern und anderen Randgruppen bevölkert wird, die aus den nordischen Ländern vertrieben wurden. Auf satirische Weise werden aktuelle Themen wie Migration, Integration, Arbeitslosigkeit und Gender aufgegriffen.

Die Ausstellung „Landscapes of Belonging“ wird am 5. März von 14 bis 22 Uhr eröffnet und ist bis zum 3. Juli im Maschinenhaus M1 zu sehen. Eintritt frei / Bitte buchen Sie für die Eröffnung ein Zeitfenster unter https://www.kindl-berlin.de/reservierungen-opening

=Christian Kölling=

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