Moderner Sport, wie er zuerst in Großbritannien entstand und seit dem 19. Jahrhundert betrieben wird, war in Rixdorf – dem späteren Neukölln – von Anfang an präsent. Schon Friedrich Ludwig Jahn, der Begründer der deutschen Turnbewegung, richtete 1811 in der Hasenheide seinen ersten Turnplatz ein. Häufig wird der ehemalige Arbeiterbezirk mit bodenständigen Disziplinen wie Radfahren, Fußball und Laufen in Verbindung gebracht. Urbanisierung und Industrialisierung begünstigten das Entstehen von Sportverbänden. Traditionsreich sind hier ebenso Sportarten, die auf und im Wasser ausgeübt werden. Marisa Schulz und Eric Strohmeier-Wimmer, wissenschaftliche Volontäre des Mobilen Museums Neukölln, erarbeiteten deshalb die Ausstellung „Gut nass! Wassersport in Neukölln“. Donnerstagnachmittag wurde sie im Rathaus an der Karl-Marx-Straße von Julia Dilger, der kommissarischen Leiterin des Museums Neukölln, im Beisein des Bezirksbürgermeisters Martin Hikel eröffnet.
„Den Anstoß für die Ausstellung gab das 125-jährige Jubiläum der Rudergesellschaft Wiking, das im Januar 2021 gefeiert werden konnte. Weil ihr legendärer Olympia-Achter aber nicht mehr existiert und deshalb nicht gezeigt werden kann, entschlossen wir uns, etwas mit Wasser zu machen und den Schwimmsport in die Ausstellung einzubeziehen“, sagte Bildungs- und Sportstadträtin Karin Korte zur Eröffnung. Der Wikinger-Achter gewann in Berlin bei den Olympischen Spielen 1936 Bronze. Doch der Zweite Weltkrieg beendete die sportlichen Träume des Vereins. „Teile des Boothauses werden durch Bomben zerstört. In den letzten Tagen des Krieges vernichtet der Volkssturm alle Ruderboote der RG Wiking“, steht auf einer der Ausstellungstafeln.
„Schwimmen wird ab Mitte des 19.Jahrhunderts zum Wettkampfsport“, informiert eine andere Tafel. Der erste deutsche Schwimmverein gründete sich 1878 in Berlin. Bald folgten mehrere Vereinsgründungen auch in Rixdorf. 1919 startete erstmals an der Lohmühlenbrücke das Wettschwimmen „Quer durch Neukölln. Bis zum Beginn des Krieges fand die Sportveranstaltung im Neuköllner Schifffahrtskanal jährlich statt. 50.000 Menschen säumten damals die 3.000 Meter lange Strecke. Eine Neuauflage des populären Wettbewerbes scheiterte nach dem Krieg an der zunehmenden Wasserverschmutzung. Auf der Sonnenbrücke über dem Schifffahrtskanal erinnert allerdings ein Werk des Berliner Künstlers Egidius Knops seit Dezember 2011 an die Neuköllner Schwimmtradition. Die Installation zeigt auf 50 Metern zwei als Schwimmer bemalte Aluminium-Silhouetten zwischen blaulackierten Pollern, die unterschiedlich hoch sind und Wellen symbolisieren. „Die Welle“ auf der Mittelinsel der Sonnenallee ist eine Referenz an Britta Steffen und alle anderen erfolgreichen Wassersportler. Die Schwimmerin der SG Neukölln gewann insgesamt 23 Medaillen bei Olympischen Spielen, Europa- und Weltmeisterschaften.
Im Anschluss an die Eröffnung konnte ich Bezirksstadträtin Korte auch danach fragen, wann die Stelle des bisherigen Museumsleiters Dr. Udo Gößwald besetzt wird, der seit Sommer im Ruhestand ist. „Wir erarbeiten gerade ein Aufgabenprofil für die Stellenausschreibung und müssen das Amt umorganisieren. Die neue Museumsleitung wird die Leitung des Fachbereiches Regional- und Erinnerungskultur übernehmen, den wir im Bezirksamt allerdings erst einrichten müssen“, sagte mir die Stadträtin. Die neu einzurichtende Stelle der Fachbereichsleitung könne mit Vergütungsgruppe E13 ausgeschrieben werden. Die Umstrukturierung sei mit dem Staatssekretär des Finanzsenators Kollatz und den übrigen Berliner Bezirken bereits abgestimmt. „Damit bin ich sehr glücklich“, kommentierte Korte.
Die Ausstellung des Mobilen Museums Neukölln ist bis zum 24. September im 1. OG vom Rathaus Neukölln (Karl-Marx-Straße 83) zu sehen. Weitere Informationen: http://museum-neukoelln.de/ausstellungen/mobiles-museum-neukoelln-gut-nass-wassersport-neukoelln
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