Fassungslosigkeit und Trauer herrschten Donnerstagnachmittag an der Oder-/Siegfriedstraße, wo über 100 Menschen sich versammelt hatten, um an eine 56-jährigen Radfahrerin zu erinnern, die am Morgen des Tages bei einem Unfall ums Leben kam. Die Frau war nach Polizeiangaben gegen 8.50 Uhr mit ihrem Fahrrad auf dem Gehweg der Oderstraße in Richtung Eschersheimer Straße unterwegs, als ein in gleicher Richtung gesteuerter Lastwagen beim Rechtsabbiegen in den Gewerbehof Siegfriedstraße die Radfahrerin überfuhr. Trotz sofort eingeleiteter Reanimation, die zunächst Polizisten und später Rettungssanitäter leisteten, verstarb die Frau noch am Unfallort.
Vor einem weißen Geisterfahrrad, das unmittelbar neben der Unglücksstelle auf der Kreuzung lag, forderte Helmut Große-Inkrott vom Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln in seiner Rede die Verantwortlichen zum raschen Handeln auf, um die Sicherheit des Radverkehrs mit umfangreichen Maßnahmen drastisch zu verbessern. Nachdem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mahnwache einige Minuten lang geschwiegen hatten, wurde das mit Blumen geschmückte Rad am Straßenrand aufgestellt. An der Trauerkundgebung nahmen auch der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel, die Abgeordnete Dr. Susanna Kahlefeld sowie mehrere Kommunalpolitiker von SPD, Grünen und Linken teil.
Der Unfall in Neukölln ist der erste tödliche Radunfall des Jahres, der in die Unfallkarte des ADFC aufgenommen werden muss. Die Karte zeigt alle Orte, an denen im Laufe eines Jahres tödliche Radunfälle geschehen. Allein 2020 wurden 17 Radfahrende getötet. Das waren fast dreimal mehr Opfer als 2019. Damals kamen sechs Radfahrende ums Leben.
In Gesprächen, die am Ende der Kundgebung in kleinen Gruppen geführt wurden, berichteten die Anwesenden sich gegenseitig von Beinah-Unfälle in der Oderstraße. Sorgen bereiteten ihnen zudem zwei Unfälle, die sich am Vortag allein in Neukölln ereigneten. In der Nacht zu Donnerstag war ein 22-jähriger Radfahrer an der Hermannbrücke von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden. Bei einem Verkehrsunfall am Mittwochnachmittag erlitt eine Radfahrerin an der Hobrecht-/Weserstraße schwerste innere Verletzungen. „Wir müssen die Mobilitätswende weitertreiben, schneller werden“, sagte mir die Grüne-Landespolitikerin Kahlefeld und wies auf teilweise bereits erfolgreiche Neuköllner Initiativen zur Umsetzung des Mobilitätsgesetzes hin.
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Ja, da kommt jetzt wieder der Ruf nach mehr Technik, mehr Außenspiegel und all das. Dabei wissen wir aus jahrzehntelanger Erfahurng (ich jedenfalls, 64 Jahre alt), dass vor allem helfen würde, wenn die Fahrer beim Rechtsabbiegen schauen würden, ob da ein anderer Verkehrsteilnehmer unterwegs ist. Die Rücksichtslosigkeit einzelner Lkw-Fahrer ist einfach unbeschreiblich.
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