Im Museum Neukölln auf dem Gutshof Britz wird seit August die Ausstellung „Großstadt Neukölln. 1920 – 2020“ gezeigt. Sie macht Veränderungen, die Neukölln in den letzten 100 Jahren seit der Eingemeindung zu Groß-Berlin erfahren hat, für die Besucher sinnlich erlebbar: Exemplarisch wurden acht markante Orte zwischen Hermannplatz und dem Industriegelände der ehemaligen Firma Eternit in Rudow ausgewählt. Jeweils sechs Fotografien, die an den Orten zwischen 1930 und heute aufgenommen wurden, können die Ausstellungsbesucher mit Würfeln zusammenbauen und beliebig variieren, um verschiedene Epochen in mikrohistorischen Untersuchungen selbst miteinander zu vergleichen.
Umfangreiche Informationen über die Geschichten, die sich hinter den Bildern verbergen, bietet der zur Ausstellung erschienene Begleitband „Großstadt Neukölln. 1920 – 2020“. So wird die bewegte Geschichte der einzelnen Orte in acht eigenständigen Kapiteln, die unter der Überschrift „Schauplätze der Großstadt“ stehen, nicht nur in Bildern dokumentiert, sondern durch historische Erläuterungen und weitere kleine Fotoaufnahme anschaulich beschrieben. Udo Gößwald, Leiter des Museums und Herausgeber des Katalogs, gibt einleitend einen Überblick über die wichtigsten
Stationen der Geschichte des Großstadtbezirkes Neukölln.
Rolf Lindner, eremitierter Professor für Europäische Ethnologie an der Humboldt Universität Berlin, erklärt, was es heißt, eine Großstadt „zu lesen“ und gibt Tipps für aufmerksame Beobachter, wie sie die Stadt noch besser erkunden können. Hannelore Schlaffer, eremitierte Professorin für deutsche Literatur in Freiburg und München, beschreibt die Großstadt mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern als ein Produkt der philosophischen Aufklärung. Gleichsam ergänzend zu den Texten stehen die Arbeiten zweier Fotografen, die im Katalog ebenfalls enthalten sind: Die Fotografin Gundula Friese erforschte im Auftrag des Museums Neukölln die acht ausgewählten Orte mit ihrer Kamera neu. Der Fotograf Leon Kopplow portraitierte
eigens für die Ausstellung ausgewählte Passagiere der U-Bahnlinie 8.
Wohin wird sich Neukölln in der Zukunft entwickeln? Die Stadtplanerin Dr. Cordelia Polinna widmet sich dieser Frage in ihrem Aufsatz „Strategien für Neukölln 2050“. Am Ende des knapp 190 Seiten starken Katalogs stehen einige Gedanken der Pariser Bürgermeisterin Anne Hildago zur ökologischen Umgestaltung ihrer Stadt sowie zur Bedeutung von Flora und Fauna auch in der Metropole.
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