„Wir haben alle den Traum, in einem tollen und attraktiven Haus zu arbeiten. Aber viele von uns fragen sich, finden wir uns nachher in relevanter Größe in diesem Gebäude wieder? So ein Bau löst Ängste aus.“ Kurz und knapp drückte Ulrich Wiegard (l.) die Hoffnungen und Sorgen der Beschäftigten auf einer Podiumsdiskussion zum Thema “Zukunft des Karstadt am Hermannplatz” aus. Wiegard ist Vorsitzender des Betriebsrats bei Karstadt am Hermannplatz, wo rund 180 Personen, meist weibliche Teilzeitkräfte, die im Schnitt Anfang 50 sind, arbeiten. „Einschließlich der Filial-Niederlassungen anderer Unternehmen sind im Haus rund 500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt, unter anderem bei Post, Buchhandlung, Drogeriemarkt und Apotheke. In gewisser Weise spreche ich auch für deren Interessen“, fügte der Betriebsrat hinzu.
Im Rahmen der Reihe “Fraktion vor Ort” hatte die Landesparlamentarierin Nicola Böcker-Giannini, die in der SPD-Fraktion für den Wahlkreis Neukölln 1 zuständig ist, am vergangenen Mittwochabend ein prominent besetztes Podium im Restaurant der Galeria Karstadt-Kaufhof am Hermannplatz zusammengebracht. „Die bisherige Diskussion war lange Zeit bestimmt durch eine relativ meinungsstarke und dabei recht unversöhnliche Initiative, die sich kategorisch gegen jegliche Umbaupläne stellt und dabei meist nicht den Diskurs sucht“, hob Böcker-Giannini einleitend hervor. Demgegenüber habe die SPD vor allem die Verantwortung für den gesamten Kiez, die Bezirke und Berlin als Ganzes im Blick hat, erklärte sie weiter und unterstrich: „Unser vornehmliches Ziel sind sichere Arbeitsplätze und die Zukunftsfähigkeit der Stadt.“
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller, der wegen eines Paralleltermins erst mit einstündiger Verspätung eintraf, verteidigte den Abschluss einer gemeinsamen Absichtserklärung, die die Spitzen der Regierungskoaltion mit Signa Real Estate und der Galeria Karstadt-Kaufhof GmbH erst im August zum Erhalt von Warenhäusern in Berlin unterzeichneten als ein Gesamtpaket zum Erhalt von Arbeitsplätzen und Kaufhausstandorten. „Signa erpresst uns nicht und entwickelt auch den Hermannplatz nicht allein!“, stellte der Regierende Bürgermeister mit aller Deutlichkeit klar. Auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel forderte ein Bebauungsplanverfahren unter Federführung der öffentichen Hand und nannte es eine Selbstverständlichkeit. Der Hermannplatz sei für viele Neuköllner ein „Identifikationspunkt“ und der Kaufhausneubau könne zusammen mit einem Verkehrskonzept dazu beitragen, dass der Hermannplatz zu einem „Wohlfühlort“ werden.
Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, pries den historen Karstadtbau aus dem Jahr 1929 als eine „Ikone der Warenhausarchitektur“. Dass die Mietpreise stiegen sei nicht die notwendige Folge eines Kaufhausneubaus. Etwa dreieinhalb Jahre lang werden die Neubauarbeiten am Hermannplatz dauern, sobald alle Genehmigungen erteilt sind, erklärte Timo Herzberg (r.), CEO der Signa Real Estate Germany. Eine Umbau bei laufendem Betrieb schloss Herzberg ausdrücklich aus: „Wir wissen, dass wir auch während der Neubauphase präsent sein müssen, damit Karstadt bei den Kunden nicht in Vergessenheit gerät.“ Für die Bauphase seien mehrere Ausweichstandorte im Gespräch, die jetzt allerdings noch nicht genannt werden könnten, erklärte Herzberg weiter.
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