Experten-Diskussion zum Denkmalschutz in Neukölln

„Baudenkmäler sind Zeitzeugen, die für geschichtliche Entwicklungen stehen, sie sind deshalb sehr erhaltenswert. Ich sehe aber auch die Problematik, dass der Denkmalschutz mit dem Klimawandel vereinbar sein muss. Heute sind zum Beispiel die Regenfälle stärker geworden. Auch bei einem denkmalgeschützten Haus muss der Eigentümer seine Regenrinne an den Starkregen anpassen können.“ Annette Beccard aus dem Vorstand des Haus und Grund Berlin-Neukölln e. V. sprach sich am Freitagabend auf einer Podiumsdiskussion in der Gropiusstädter Martin-Luther-King-Kirche deutlich für den Denkmalschutz aus.

Manfred Guder, Baubeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Neukölln, konnte für das Gespräch, das der Verein Freunde Neuköllns initiiert hatte, einige gute Beispiele ökologischer Modernisierungen in denkmalgeschützen Gebäuden vorstellen. Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann, der dritte Experte auf dem Podium, räumte selbstkritisch ein, dass die Arbeit der Denkmalbehörden auf Landes- und Bezirksebene nicht immer transparent erscheint und besser kommuniziert werden könnte. „Ich bin inzwischen seit vier Jahren im Amt, aber das ist die erste Veranstaltung zum Thema Denkmalschutz, an der ich teilnehmen kann“, bedankte sich Biedermann bei Moderator Werner Schmidt für die Einladung.

Schmidt, der für die Freunde Neuköllns die Reihe Zeitreisen organisiert , gab zunächst einen kursorischen Überblick über den Bestand der Baudenkmale in Neukölln. Eine aktuelle und vollständige Liste ist auf der Webseite des Landesdenkmalamtes zu finden. Denkmale sind historische Zeugnisse, die in die beiden Kategorien „Naturdenkmale“ und „Kulturdenkmale“ unterteilt werden. Naturdenkmale – wie beispielsweise sehr alte Bäume oder Versteinerungen – sind ohne Zutun des Menschen entstanden. Kulturdenkmale sind nicht nur Bauwerke wie alte Schlösser und Burgen, sondern auch Wohnhäuser und Industriebauten der Moderne können unter Schutz stehen, sofern sie von besonderer Bedeutung sind. Unter Denkmalschutz können Bauwerke gestellt werden, die eine historische, künstlerische, wissenschaftliche oder städtebauliche Bedeutung haben.

Gerade im Norden Neuköllns stehen erstaunlich viele Gebäude unter Denkmalschutz. Beispielsweise sind rund um den S-Bahnhof Sonnenallee u. a. ein Fabrikgebäude des Architekten Otto Rehnig, das von Reinhold Kiehl entworfene Bahnhofsgebäude in der Saalestraße sowie einige Meter davon entfernt das Gleichrichterwerk des Architekten Richard Brademann denkmalgeschützt. Diese Bauwerke wurden nicht unbedingt wegen ihrer Schönheit ausgewählt, sondern vor allem wegen ihres dokumentarischen Wertes und weil es ein Erhaltungsinteresse der Allgemeinheit gibt.

Auf ein vergessenes Naturdenkmal im Süden Neuköllns machte am Ende der Diskussion Jutta Kendzia, die Vorsitzende des Rudower Heimatvereins  aufmerksam. An der Rudower Spinne liegt hinter einem Zaun, der unmittelbar neben einem Toilettenhäuschen steht, ein Findling im Gebüsch. „Der Findling ist ein eingetragenes Naturdenkmal. Wenn ich in Rudow aber Gruppenführungen zur Geschichte des Ortsteils mache, schäme ich mich, den Findling zu zeigen, weil der Ort in so einem schlechten Zustand ist“, berichtete Kendzia. Jetzt sucht sie Unterstützer, die dabei helfen, dass der Findling in Zukunft an der Rudower Spinne besser zur Geltung kommt.

=Christian Kölling=

2 Antworten

  1. Das „Haus Gotteshilfe“ in der Webellin – ehemals Ziethenstrasse, steht doch sicherlich auch unter Denkmalschutz. Ich habe Weihnachtsteller und Tassen aus den Jahren 1935 und 1937 , von meinen Geschwister, die doert zum Kindergottesdienst gingen. Im Haus selber wR niemand interessiert aber vielleicht das Museum ?

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