„Ein solches Verhalten ist dämlich, unsolidarisch und schadet dem tatsächlichen Protest gegen Rassismus“

Der Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd, der vor Pfingsten infolge eines brutalen, fast neunminütigen Polizeieinsatzes in Minneapolis ums Leben kam, bewegt weiterhin viele Menschen. Weltweit treffen sie sich zu Kundgebungen und Demonstrationen, um gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt zu protestieren. Auch in Neukölln, wo Pfingstmontag eine große Demonstration auf dem Hermannplatz endete, sind an unterschiedlichsten Orten immer wieder Transparente und Spruchbänder der Black Lives Matter Bewegung zu sehen, wie z. B. vor der Rütli Schule und am Elsensteg.

Rund 15.000 Menschen versammelten sich am Sonnabendnachmittag in Berlin zu einem Silent Protest rund um den Alexanderplatz in Mitte. Wegen des großen Andrangs musste die Polizei die mit Hamburger Gittern markierte Kundgebungsfläche kurzfristig auf 50.000 Quadratmeter erhöhen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten zur Einhaltung des Abstandsgebotes somit zumindest rechnerisch genügend Platz . „No justice, no peace“ (Keine Gerechtigkeit, kein Frieden), „I can’t breathe“ (Ich kann nicht atmen) und „Black lives matter“ (Schwarze Leben zählen“) lauteten die häufigsten Slogans auf den zahllosen Plakaten, die zum stillen Protest mitgebracht worden waren. Viele Kundgebungsteilnehmer erinnerten allerdings auch daran, dass Rassismus und menschenverachtende Gewalt überall in der Welt anzutreffen sind. „Hanau war kein Einzelfall“ , „NSU Komplex auflösen“ und „Oury Jalloh – Rassismus tötet !“, waren einige Parolen, die auf die Situation in Deutschland hinwiesen. An der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz wurde u.a. auch die Flagge der Britzer Initiative Hufeisern gegen Rechts gezeigt.

In der Karl-Marx-Straße entstanden bereits in der Nacht auf Samstag erhebliche Sachschäden an Geschäften, als eine Gruppe von circa 40 Personen randalierend durch den Richardkiez zog. Die Polizei stellte insgesamt 14 Sachbeschädigungen auf der Neuköllner Flaniermeile und in den umliegenden Straßen an Schaufenstern, Hauswänden und privaten PKW fest. “Für diese sinnlose und zerstörerische Randale kann es kein Verständnis und keine Rechtfertigung geben. Besonders perfide finde ich, dass diese Personen den Namen von George Floyd hinterlassen haben und damit auf die Proteste Hunderttausender in den USA gegen Rassismus Bezug nehmen“, teilte Bezirksbürgermeister Martin Hikel vorgestern in einer Presseerklärung mit.

Eingeschlagene Fensterscheiben von Optikern und Supermärkten in Neukölln haben nichts mit dem wichtigen Protest gegen Rassismus zu tun. Ganz im Gegenteil: Ein solches Verhalten ist dämlich, unsolidarisch und schadet dem tatsächlichen Protest gegen Rassismus“, erklärte Hikel weiter und fügte hinzu: „Ich bin beruhigt, dass die Polizei durch ihr schnelles Eingreifen noch mehr Zerstörung verhindern konnte.”

=Christian Kölling=

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