Körperverletzungen, gefährliche Körperverletzungen, massive Bedrohungen oder versuchte Tötungen: ReachOut, die Beratungsstelle für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, recherchiert und dokumentiert seit 2001 gewalttätige Angriffe und Bedrohungen in Berlin. Am Mittwoch stellte die Beratungsstelle gemeinsam mit der Initiative EACH ONE Monitoring, die anti-schwarzen Rassismus in der Stadt sichtbar macht, und dem Berliner Register, das alltägliche Formen von Diskriminierung festhält, ihre Bilanz für das zurückliegende Jahr der Öffentlichkeit vor.
ReachOut verzeichnet mit 390 Angriffen in ganz Berlin für das Jahr 2019 einen traurigen Rekord. „Das sind die höchsten Angriffszahlen seit der Gründung des Projektes im Jahr 2001 und im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 91 Gewalttaten und massive Bedrohungen. Mindestens 509 Menschen wurden verletzt und bedroht“, musste Sabine Seyb von der Beratungsstelle für Gewaltopfer auf einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag bekanntgeben.
Im Bezirk Mitte, den die Stadtteile Mitte, Wedding und Tiergarten bilden, fanden insgesamt 97 Taten (2018: 62) und somit die meisten Angriffe statt. Die häufigsten Tatmotive waren dort: Rassismus gefolgt von LGBTIQ*-Feindlichkeit und Antisemitismus. Im Bezirk Neukölln dokumentierte ReachOut 56 (2018: 43) Angriffe. 26 Angriffe waren rassistisch motiviert. 7 Taten richteten sich gegen politische Gegnerinnen und Gegner.
Im Berliner Ortsteil Neukölln –Bezirk Neukölln abzüglich Britz, Buckow, Rudow und Gropiusstadt – wurden die meisten LGBTIQ*-feindlichen Taten verübt. 21 Gewaltaten gegen die sexuelle Identität oder Orientierung der Betroffenen wurden hier registriert, gefolgt von den Stadtteilen Schöneberg mit 16 von insgesamt 24 und Kreuzberg mit 13 von insgesamt 30 Taten. „Gerade in Neukölln lässt sich aber auch beobachten, dass sich die Betroffenen von LGBTIQ*-feindlichen Angriffen organisieren und zu Kundgebungen und Demos aufrufen“, hob Sabine Seyb hervor.
Weitere Einzelheiten zu den Zahlen der gewalttätigen Übergriffe des Jahres 2019 sowie eine tabellarischen Rückblick auf die Entwicklungen der letzten 10 Jahre gibt es auf www.reachoutberlin.de.