Zur Diskussion „100 Jahre Bildung im Umbruch – Was die weltlichen Schulen und die Reformen der Weimarer Republik bewirkten“ mit der Neuköllner Bildungs- und Schulstadträtin Karin Korte lud das August-Bebel-Institut am vergangenen Donnerstag in seine Räume in der Müllerstraße im Wedding ein. Dabei waren weder die Wahl des Veranstaltungstages, noch die Einladung an die Neuköllner Stadträtin zufällig erfolgt. Am 6. Februar 1919 – vor 101 Jahren – wurde die Nationalversammlung in Weimar eröffnet. Neukölln war damals ein Schwerpunkt der Reformbewegung des Bildungswesens.
„Wir wollen an diesem ‚Tag der Weimarer Republik‘ immer wieder auf die Errungenschaften hinweisen, die die erste deutsche Demokratie hinterlassen hat. Die weltlichen Schulen wurden zur Keimzelle von Schulreformen, die Arbeiterkindern zu höherer Bildung verhalfen“, erklärten der Weimarer Republik e. V. und der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg als Kooperationspartner der Veranstaltung. Bedeutende Reformpädagogen wie Kurt Löwenstein und Fritz Karsen wirkten während der Weimarer Republik in Neukölln. Aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Bezirk Maßstäbe gesetzt, zum Beispiel als 1968 mit der Walter-Gropius-Schule die erste integrierte Gesamtschule der Bundesrepublik eröffnet wurde.
Dr. Bruno Osuch, früherer Präsident des Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg, gab vor der Diskussion, an der auch die Bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordenetenhaus Dr. Maja Lasic teilnahm, einen historischen Überblick über den Beitrag, den die weltlichen Schulen nach der Kaiserzeit zur Demokratisierung des Bildungswesen leisteten. Bezirksstadträtin Korte erklärte, wie Neukölln heute mit erheblichen Investitionen, die beispielsweise für die Gemeinschaftsschulen Campus Rütli und Campus Efeuweg aufgebracht werden, ganzheitliche Bildungskonzepte im Sinne der Weimarer Reformpädagogen Löwenstein und Karsen unterstützt. Auch für mehr poltische Mitsprache der Schülerinnen und Schüler sprach sich Korte aus. Zum 30. Jubiläum der UN-Kinderrechtskonvention fand im letzten November im Rathaus Neukölln eine Kinderkonferenz statt. Korte will Forderungen und Anregungen der Kinderkonferenz aufnehmen. Die Volkshochschule Neukölln prüft deshalb augenblicklich, ob im Bezirk ein Demokratie-Führerschein angeboten werden kann. Einige Volkshochschulen in Nordrhein-Westfalen haben mit dem Demokratie-Führerschein für Kinder und Jugendliche bereits gute Erfahrungen gemacht. Zu näheren Einzelheiten konnte sich Korte am vergangenen Donnerstagabend noch nicht äußern.
Filed under: berlin, bildung, kinder und jugend, neukölln | Tagged: august bebel institut, karin korte (spd neukölln-gropiusstadt) |
Vielleicht sollte die Bezirksstadträtin auch mal über einen Demokratie-Führerschein für Erwachsene nachdenken… (Dr. Joachim Senft, 71 Jahre)
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